Zum dritten MalGroßer Erfolg an der Charité: Patient von HIV geheilt
Weltweit gelten nur wenige Menschen als von HIV geheilt. In Deutschland waren es bisher zwei. Nun gibt es einen weiteren. Forscher von der Berliner Charité berichten, dass bei dem sogenannten "zweiten Berliner Patienten" trotz abgesetzter antiviraler Therapie seit mehr als fünf Jahren kein HI-Virus mehr nachweisbar sei.
Timothy Brown - der erste "Berliner Patient"
Der Mann sei damit als dritter Mensch in Deutschland und - je nach Zählweise - als sechster oder siebter Mensch weltweit als geheilt anzusehen.
Der bisher als "Berliner Patient" bekannte Timothy Brown war der erste Mensch, der vor mehr als 15 Jahren vom HI-Virus geheilt wurde.
InfoWeltweit leben geschätzt rund 39 Millionen Menschen mit HIV-Infektionen. Heilungen sind sehr selten. Zählt man auch einen Fall mit, bei dem die Nachbeobachtungszeit erst verhältnismäßig kurz ist, gelten weltweit derzeit sieben Menschen als von HIV geheilt.
Mutierte Andockstellen als Schlüssel zum Erfolg
Das Virus greift die Immunzellen des Körpers an bestimmten Andockstellen an, die CCR5-Rezeptoren genannt werden. Etwa ein Prozent der Menschen mit europäischer Abstammung hat nach Angaben der Charité eine Mutation dieser Rezeptoren, was das Eindringen des HI-Virus verhindert. Diese Personen gelten als natürlich immun gegen HIV und sind als Stammzellenspender sehr gefragt.
Bei Timothy Brown war es gelungen, einen Stammzellenspender zu finden, der diese Mutation in sich trug. Durch die Stammzellenspende wurde sein Immunsystem inklusive der Mutation übertragen und Brown konnte letztlich geheilt werden.
Stammzellenspende und antivirale Therapie
Der nun vorgestellte "zweite Berliner Patient", ein heute 60-Jähriger, wurde nach Angaben der Charité 2009 positiv auf HIV getestet. Die Therapie enthielt neben einer Chemotherapie gegen Blutkrebs auch eine Stammzellentransplantation. Dabei wurden ihm Stammzellen einer gesunden Spenderin übertragen.
Anders als bei Timothy Brown war die Spenderin keine Person mit natürlicher HIV-Immunität. Dennoch hatte sie neben den normalen CCR5-Rezeptoren auch die mutierte Version der Andockstelle. Nach einer anschließenden antiviralen Therapie und deren Absetzung gab es beim "zweiten Berliner Patienten" keine Hinweise mehr dafür, dass sich das Virus im Körper vermehrt, berichten die Forscher.
Mediziner rätseln über Behandlunsgerfolg
Derzeit wird untersucht, warum die Behandlung so erfolgreich war. Eine Rolle könne spielen, dass das Immunsystem des Erkrankten sehr schnell durch das Spenderimmunsystem ersetzt wurde, so Christian Gaebler von der Charité. Sein Kollege Olaf Penack sagt: "Das Spenderimmunsystem übernimmt sozusagen die Kontrolle."
Quellen und weiterführende Links
BRISANT
dpa
Charité
Welt-Aids-Konferenz
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Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 19. Juli 2024 | 17:15 Uhr