Neue RichtlinienBlutspende: Neue Regeln für homosexuelle Männer
Die sexuelle Orientierung eines Menschen wird bei Blutspenden in Deutschland künftig kein Hinderungsgrund mehr sein. Homosexuelle Männer sollen künftig leichter Blut spenden dürfen. Das sieht eine Erneuerung der Blutspende-Richtlinie der Bundesärztekammer vor.
Was das für Spender und Empfänger bedeutet.
Was ändert sich mit der neuen Richtlinie?
Ein hoher Bedarf an Blutkonserven auf der einen Seite, eine geringe Spendebereitschaft auf der anderen - das stellt das Gesundheitssystem in Deutschland immer wieder vor Herausforderungen.
Um die Zahl potenzieller Spender zu erhöhen und die Diskriminierung homosexueller Männer bei der Blutspende zu beenden, gibt es neue Regelungen der Bundesärztekammer - diese gelten seit dem 28.08.23. Ab sofort sollen alle potenziellen Spender nach ihrer Sexualpraxis und der Anzahl der Sexualpartner befragt werden - egal ob Mann oder Frau, ob homo- oder heterosexuell.
Das heißt: Auch heterosexuelle Menschen müssen also künftig konkret Angaben zu ihrer Sexualpraxis machen. Dabei wird auch speziell nach Analsex gefragt.
Ausschlusskriterien für Männer, die Sex mit Männern haben, fallen also künftig weg. Auch die Altersgrenzen für die Blutspende werden abgeschafft. In Zukunft dürfen also auch Personen, die älter als 60 Jahre sind, Blut spenden - wenn ihr Gesundheitszustand das zulässt.
Wer darf künftig nicht Blut spenden?
Als risikoreich zählt ein Sexualverhalten, das die Gefahr, sich mit einer schweren Infektionskrankheit anzustecken, deutlich erhöht. Dazu gehört Sex mit insgesamt mehr als zwei Personen und Sex mit einer neuen Person, wenn dabei Analverkehr praktiziert wird.
Welche Blutspende-Regeln galten bislang?
Unabhängig von der Sexualpraxis galt bislang als risikoreich, wenn ein Mann innerhalb der letzten vier Monate Sex mit einem neuen Mann hatte. Bei Sexualverkehr zwischen Frau und Mann wurde hingegen für vier Monate nur zurückgestellt, wer "häufig wechselnde Partner/Partnerinnen" hatte.
Was ist der Auslöser für die Änderungen?
Im März beschloss das Parlament, "eine unvertretbare, medizinisch unnötige Diskriminierung" homosexueller Männer bei Blutspenden zu beseitigen, wie es Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nannte. Unter anderem Schwulenverbände hatten die bisherige Praxis als diskriminierend bewertet.
Die Bundesärztekammer musste ihre Blutspende-Richtlinien innerhalb von vier Monaten entsprechend anpassen und homosexuelle Männer als Blutspender zulassen.
Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland begrüßte die Änderung als "längst überfällig". Auch der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: "Die Abschaffung der Diskriminierung ist längst überfällig und ich freue mich, dass Karl Lauterbach das jetzt angeht."
Richtlinien lange veraltet
Die Blutspende-Einschränkungen für Homosexuelle stammen noch aus der Zeit der Aids-Krise. Dahinter stand die Sorge, dass bei schwulen Männern das Risiko einer Weitergabe des HI-Virus (HIV) durch eine Blutspende besonders hoch sein könnte.
Die Maßnahme wird seit langem als diskriminierend bezeichnet. Gesundheitsminister Karl Lauterbach sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, versteckte Diskriminierung dürfe es nicht geben: "Die Bundesärztekammer muss endlich nachvollziehen, was im gesellschaftlichen Leben längst Konsens ist."
Bisher Einschränkungen für Homosexuelle
Nach der bisherigen Richtlinie der Bundesärztekammer durften Männer, die Sex mit Männern haben, nur dann Blut spenden, wenn sie in den zurückliegenden vier Monaten keinen Sexualverkehr mit "einem neuen oder mehr als einem Sexualpartner" hatten.
Bei allen anderen Menschen bestand diese Sperre dagegen nur bei "häufig wechselnden Partnerinnen und Partnern". Diese laut Kritikern diskriminierende Regelung ist nun Geschichte.
Quellen und weiterführende Links
BRISANT
dpa
adp
RND
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Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 01. September 2023 | 17:15 Uhr