Stand der Forschung Wann gibt es endlich ein Medikament gegen Long Covid?
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19. November 2024, 16:23 Uhr
Die gute Nachricht: Es wird geforscht. Die schlechte Nachricht: Es gibt immer wieder Rückschläge und bisher kaum etwas Greifbares. Ein fertiges Medikament, das man einfach nimmt, und dann verschwindet Long Covid, gibt es jedenfalls nicht. "Es dauert leider alles viel länger, als ich mir wünschen würde - und vor allem, als es für die Betroffenen wünschenswert wäre", sagt Forscherin Prof. Carmen Scheibenbogen von der Berliner Charité im Interview mit dem SPIEGEL.
Können Blutdruck-Medikamente helfen?
Ein Problem der Forschung: Long Covid hat ganz verschiedene Ausprägungen. Einige Patienten sprechen von Kurzatmigkeit und anhaltendem Husten, andere von Muskelschwäche sowie Konzentrations- und Gedächtnisproblemen. Das Spektrum ist breit. Klar ist wohl mittlerweile, dass viele dieser Symptome darauf zurückzuführen sind, dass Muskulatur und Gehirn zu wenig durchblutet werden.
Unter anderem deswegen haben Forscherinnen und Forscher in Marburg Studien mit Cholesterin- und Blutdruck-Medikamenten gemacht. Das Resultat: Bei bis zu 90 Prozent der Long Covid-Betroffenen milderten sich die Symptome wie Müdigkeit, Schwindel, Schlafstörungen oder Herzrasen ab oder verschwanden sogar ganz.
Was bedeutet Off-Label-Einsatz?
Einige Wissenschaftler versprechen sich gerade viel von diesem sogenannten Off-Label-Einsatz. Dabei werden bereits zugelassene Medikamente getestet, die bei anderen Erkrankungen schon eingesetzt werden. Das erspart einige vorgeschriebene klinische Studien und verkürzt so die Zeit. Ein gezielter Einsatz gegen Long Covid muss aber trotzdem erst genehmigt werden.
Andere Hoffnungen richten sich auf das Medikament Paxlovid, das schon bei Gefahr schwerer Covid-Verläufe verschrieben werden kann. Paxlovid kann die Virenvermehrung bremsen, der Einsatz gegen Long Covid muss aber noch näher untersucht werden.
Corona-Impfung senkt Long-Covid-Risiko
Klar ist: Eine Corona-Infektion lässt sich mittlerweile nur schwer vermeiden, dafür sind die aktuellen Variante viel zu ansteckend. Dennoch lässt sich das Long-Covid-Risiko deutlich senken - mit einer Impfung gegen das Corona-Virus. Das belegt unter anderem eine Studie aus Großbritannien. Die Daten sagen, dass für doppelt Geimpfte das Risiko, an Long Covid zu erkranken, um etwa 50 Prozent geringer ist.
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 19. November 2024 | 17:15 Uhr