Tödliche Infektion Igel mit Bornavirus infiziert - Wie gefährlich ist es für Menschen?
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07. November 2024, 16:51 Uhr
In Bayern wurde bei mehreren Igeln das tödliche Bornavirus nachgewiesen. Bisher galt nur die Feldspitzmaus als Überträger der für Tier und Mensch lebensbedrohlichen Krankheit. Können doch auch andere Tiere Überträger der Krankheit sein?
Was man über Infektion, Übertragung und Symptome wissen sollte:
Infektionen bei Menschen: Tödlich aber selten
Das sogenannte klassische Bornavirus löst eine Hirnentzündung aus, die in nahezu allen Fällen tödlich endet. Überlebende behalten meist schwerste Folgeschäden. Eine Impfung gegen das Virus gibt es bislang nicht. Dennoch gilt: Infektionen mit dem Bornavirus bei Menschen sind äußerst selten.
Laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) liegt die Zahl der an der Borna'schen Krankheit erkrankten Personen (Stand November 2023) deutschlandweit im mittleren zweistelligen Bereich.
Seit 2020 ist die Erkrankung meldepflichtig. Seither wurden dem Robert-Koch-Institut jährlich bis zu sechs akute Fälle gemeldet, der bislang letzte im November 2023.
Das Bornavirus ist auch als "Borna Disease Virus 1" (BoDV-1), "klassisches Borna" und "Pferdeborna" bekannt. Es gilt seit mehreren Jahrhunderten als Tierseuche.
Wie wird das Bornavirus übertragen?
Der einzige bisher bekannte Wirt des Erregers ist die Feldspitzmaus, die bei einer Infektion selbst keine schweren Symptome zeigt. Infizierte Tiere scheiden das Virus über Urin, Kot und Speichel aus. Auf diesem Weg können sich andere Säugetiere anstecken.
Die Übertragung des Virus von der Feldspitzmaus auf den Menschen ist bislang nicht geklärt. Nach Angaben des LGL und des Robert Koch Instituts (RKI) sind verschiedene Übertragungswege denkbar. Diese sind: die Aufnahme des Virus über verunreinigte Lebensmittel oder Wasser, das Einatmen des Virus über verseuchten Staub oder auch der direkte Kontakt oder Biss einer Spitzmaus.
Übertragung des Bornavirus auch durch Igel oder Menschen möglich?
Nachdem sich die Fälle häufen, in denen das Borna-Virus auch bei Igeln und Bibern in Ober- und Niederbayern nachgewiesen wurde, soll nun vom LGL zusammen mit weiteren Projektpartnern untersucht werden, ob auch andere Tierarten als mögliche Überträger in Frage kommen: So soll untersucht werden, ob Igel, die als Insektenfresser mit der Feldspitzmaus verwandt sind, das Virus in Einzelfällen ausscheiden können.
Auch eine Übertragung über einen Zwischenwirt (z.B. Hauskatzen, die Feldspitzmäuse jagen) ist denkbar. Anders sieht es bei der direkten Übertragung von Mensch zu Mensch aus. Solche Fälle sind laut LGL nicht bekannt. Allerdings sollen sich im Jahr 2021 in Bayern drei Personen im Rahmen von Organtransplantationen infiziert haben.
Woran erkennt man eine (Feld-)Spitzmaus?
Spitzmäuse gehören nicht zu den Nagetieren, sondern zu den Insektenfressern. Sie haben deutlich spitzere Nasen bzw. Gesichter als echte Mäuse. Zudem zeichnen sie sich durch einen stechenden Geruch sowie relativ kleine Augen und Ohren aus.
Feldspitzmäuse sind insgesamt sehr selten und können anhand ihrer zweifarbigen Färbung mit deutlicher Grenze zwischen grauer oder brauner Oberseite und einer weißen Unterseite identifiziert werden.
Gefährdete Gebiete: Wo tritt das Bornavirus auf?
Nach Informationen des Robert-Koch-Instituts (RKI) tritt das Virus nur in einigen Gebieten Deutschlands auf: Er ist endemisch in Teilen Thüringen und Sachsens, und in nahezu ganz Bayern.
Symptome und Behandlung
Die meisten der bisher bekannten Patienten litten zu Beginn an Kopfschmerzen, Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl. Bei allen Erkrankungsfällen kam es anschließend zu neurologischen Symptomen, wie Verhaltensauffälligkeiten, Sprach- und Gangstörungen, und im weiteren Verlauf innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen zum Koma.
Die wenigen bekannten Erkrankungsfälle verliefen mit nur einer Ausnahme tödlich.
Eine Therapie gegen Bornavirus-Infektionen gibt es zum aktuellen Zeitpunkt nicht, sodass die Behandlung aus unterstützenden Maßnahmen mit intensivmedizinischer Betreuung besteht.
Wie kann ich mich vor dem Bornavirus schützen?
Das Infektionsrisiko ist insgesamt sehr gering, dennoch kann es durch Vorsichtsmaßnahmen weiter verringert werden. Das Robert-Koch-Institut (RKI) führt dafür folgende Tipps auf:
- Spitzmäuse eignen sich nicht als Haustiere.
- Spitzmäuse (lebend oder tot) sollten nicht mit bloßen Händen angefasst werden.
- Zur Entsorgung toter Spitzmäuse sollten Gummihandschuhe und (bei Staubentwicklung) und nach Möglichkeit eine Schutzmaske getragen werden.
- Sollten Spitzmäuse im häuslichen oder Arbeitsumfeld identifiziert werden, gilt es, ihre Nahrungsquelle ausfindig zu machen und sie ihnen zu entziehen.
- Auch Igel sollten nicht ohne Handschuhe angefasst werden, auch wenn noch nicht geklärt ist, ob sie als Überträger des Bornavirus infrage kommen, denn sie können auch andere Krankheitserreger und Parasiten übertragen.
Woher kommt der Name "Borna-Virus"?
Die "hitzige Kopfkrankheit der Pferde", die durch das Bornavirus ausgelöst wird, wurde erstmals 1885 bei Pferden in der Region der sächsischen Stadt Borna beschrieben - die Pferde eines ganzen Regiments waren an einer bisher unbekannten Krankheit zugrunde gegangen. Aus diesem Grund ist die Stadt Borna Namensgeber für das Virus.
Quellen und weiterführende Links
BRISANT
BR 24
Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen
LGL
RKI
BMBF
(Dieser Artikel wurde erstmals am 09.06.22 veröffentlicht und am 01.11.2024 aktualisiert.)
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 01. November 2024 | 17:15 Uhr