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Menschen mit HIV können gut und lange leben, wenn die Krankheit behandelt wird. Bildrechte: Kyrylo Ryzhov

Leben mit dem VirusHIV - Symptome, Behandlung, Vorbeugung

01. Dezember 2024, 18:55 Uhr

Mit HIV können die meisten Menschen dank Behandlung gut und lange leben. Jetzt müssen wir noch die Vorurteile gegenüber uns aus den Köpfen bekommen und die Stigmatisierung beenden.

Heike Gronski, Fachreferentin "Leben mit HIV" der Deutschen Aidshilfe | Deutsche Aidshilfe

HIV ist die Abkürzung für "Humanes Immundefizienz-Virus", übersetzt: Menschliches Abwehrschwäche-Virus. Es schädigt die körpereigenen Abwehrkräfte, also das Immunsystem.

Wird es nicht behandelt, kann der menschliche Körper Krankheitserreger wie Bakterien, Pilze oder Viren nicht mehr bekämpfen. Hier kommen die HIV-Medikamente ins Spiel. Sie unterdrücken das Virus im Körper und verhindern damit den Ausbruch von AIDS.

AIDS ("Acquired Immune Deficiency Syndrome")Unbehandelt kann eine HIV-Infektion zu AIDS führen. AIDS steht für "Acquired Immunodeficiency Syndrome" und bedeutet "Erworbenes Immunschwächesyndrom". Menschen mit AIDS erkranken häufig an Lungenentzündungen und Pilzerkrankungen.

Wichtige Fakten zum Leben mit HIV

  • Mit HIV kann man gut und lange leben, wenn es behandelt wird.
  • HIV ist im Alltag nicht übertragbar.
  • HIV ist unter Therapie auch beim Sex nicht übertragbar.
  • Auch Menschen mit HIV können ohne Angst vor Übertragung Kinder bekommen.

Übertragung von HIV

Küssen, Anhusten oder das Benutzen derselben Toilette - all das führt nicht zur Ansteckung mit HIV. Im Alltag ist das Virus nicht übertragbar.

Eine Ansteckung passiert vor allem beim Sex. Beim Vaginal- oder Analverkehr schützen vor allem Kondome, eine HIV-Therapie und die PrEP (s.u.) vor einer Übertragung.

Ist ein HIV-Patient in einer erfolgreichen HIV-Therapie, ist das Virus im Blut nicht mehr nachweisbar und kann dann auch nicht mehr beim Sex übertragen werden.

Ein hohes HIV-Risiko besteht auch beim Drogenkonsum. Denn ein weiterer Übertragungsweg ist die Ansteckung durch HIV-infiziertes Blut, zum Beispiel an Spritzen. Mit dem Safer Use, über den die Deutsche AIDS-Hilfe aufklärt, können sich Drogenabhängige davor schützen. Das heißt, dass sie unter anderem nur ihre eigenen Spritzen und eigenes Zubehör benutzen.

Während der Schwangerschaft, bei der Geburt und beim Stillen kann es zu einer HIV-Übertragung auf das Baby kommen. Durch verschiedene Maßnahmen lässt sich dieses Risiko aber sehr stark senken, wenn die HIV-Infektion der Mutter bekannt ist.

Symptome von HIV

HIV-Symptome sind von Mensch zu Mensch meist sehr unterschiedlich und unspezifisch. Kurz nach einer HIV-Infektion können Symptome wie bei einer Grippe auftreten: Fieber, Abgeschlagenheit, Nachtschweiß, Hautausschlag oder eine Lymphknotenschwellung.

Diese verschwinden in der Regel nach kurzer Zeit wieder. Danach folgt oft eine lange Phase ohne Symptome. Trotzdem schädigt das HI-Virus in dieser Zeit den Körper.

ABER: Eine Lymphknotenschwellung in Kombination mit Nachtschweiß bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass man sich mit HIV infiziert hat. Treten die Symptome aber dann auf, wenn der Verdacht auf ein HIV-Risiko besteht, sollte man dringend einen HIV-Test machen.

Die Deutsche AIDS-Hilfe gibt auf ihrer Webseite Empfehlungen, wer sich regelmäßig testen lassen sollte. Tipp: Bei einer Blutspende wird immer auf das HI-Virus getestet.

Männern, die Sex mit Männern haben, empfiehlt die Deutsche Aidshilfe, sich mindestens einmal jährlich auf HIV und andere Geschlechtskrankheiten testen zu lassen. Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire

So funktioniert eine HIV-Therapie (ART)

Die HIV-Therapie wird auch antiretrovirale Therapie (ART) genannt. Sie unterdrückt die Vermehrung der HI-Viren im Körper.  

Um das zu erreichen, werden bei der Behandlung mehrere Wirkstoffe miteinander kombiniert, die an unterschiedlichen Stellen ansetzen. Deshalb spricht man auch von einer Kombinationstherapie. Das macht die Behandlung wirksamer.

  • Manche HIV-Medikamente verhindern zum Beispiel, dass das Virus in die Zellen eindringt. 
  • Andere hindern es daran, in der Zelle das Kommando zu übernehmen. 
  • Und wieder andere verhindern, dass eine infizierte Zelle neue Viren freisetzt.

Dank der HIV-Therapien kommt AIDS in Ländern mit guter medizinischer Versorgung immer seltener vor. Wenn es dennoch ausbricht, dann meist, weil die HIV-Infektion zu spät entdeckt wurde.

Aber auch in diesem Fall kann eine HIV-Therapie den Krankheitsverlauf noch stoppen. Selbst wenn schon AIDS-Symptome aufgetreten sind, können diese sich wieder zurückbilden. 

Mit PrEP HIV vorbeugen

PrEP (auch HIV-PrEP) steht für "Prä-Expositions-Prophylaxe" und dient der Vorsorge bei einem möglichen HIV-Kontakt. HIV-negative Menschen nehmen das HIV-Medikament ein, um sich vor einer Ansteckung mit dem Virus zu schützen.

Die PrEP schützt vor HIV so gut wie Kondome und eine Therapie, wenn sie richtig angewendet wird.

Ist das Risiko einer Ansteckung mit HIV hoch, bekommt man die PrEP bei bestimmten Ärzten verschrieben. Die PrEP-Medikamente und -Untersuchungen werden dann von der gesetzlichen Krankenkasse gezahlt.

PrEP-Tabletten sollte täglich eingenommen werden, so die Empfehlung. Wichtig ist auch eine gute ärztliche Begleitung. Wer die PrEP nimmt, muss regelmäßig auf HIV und die Nierenfunktion untersucht werden.

HIV-Prävention ist mit Medikamenten zur Präexpositionsprophylaxe (PrEP) möglich. Bildrechte: IMAGO / Pond5 Images

PEP - Die "HIV Pille danach"

Neben der PrEP, mit der man sich vor einer potenziellen HIV-Infektion schützt, gibt es auch die PEP (HIV-Postexpositions­prophylaxe). Sie kommt zum Einsatz, wenn man davon ausgeht, dass man beim Sex oder über einen anderen Übertragungsweg (Nadelstich) HIV ausgesetzt war. Denn es kann vorkommen, dass ein Kondom reißt oder abrutscht. Manchmal wird es im Rausch der Gefühle auch einfach vergessen.

Laut der Deutschen AIDS-Gesellschaft (Deutsch-Österreichische HIV-PEP-Leitlinie, Stand: 2022) ist die Wirksamkeit der PEP maßgeblich vom möglichst kurzen Zeitraum zwischen Übertragung und Beginn sowie von der Dauer der Medikamentengabe abhängig.

Mit einer PEP muss laut Deutscher AIDS-Hilfe so schnell wie möglich nach dem HIV-Risiko begonnen werden. Am besten innerhalb von zwei Stunden, sonst möglichst innerhalb von 24 Stunden, spätestens nach 48 Stunden. Ob eine PEP bis zu 72 Stunden nach dem Risiko noch sinnvoll sein kann, ist umstritten.

Für die PEP wird laut RKI üblicherweise eine Kombination aus drei Medikamenten verschrieben, die über einen Zeitraum von 28 Tagen eingenommen werden.

Quellen und weiterführende Links

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