Tim Mälzer, Koch und Autor, steht vor dem Restaurant «Bullerei» anlässlich eines Interviews.
Star-Koch Tim Mälzer berichtet von schockierenden Erlebnissen in der Spitzengastronomie. Bildrechte: picture alliance/dpa | Georg Wendt

Rassismus, Sexismus und Gewalt So erlebte Star-Koch Tim Mälzer die Spitzen-Küche

05. August 2024, 19:47 Uhr

Vor seiner Fernsehkarriere war Star-Koch Tim Mälzer auf dem besten Weg in die Sternegastronomie: Von 1995 bis 1996 arbeitete er im Londoner Hotel "Ritz", wo er sogar für die königliche Familie kochte.

Doch der 53-Jährige kehrte der Spitzengastronomie den Rücken. Sein Arbeitsalltag sei geprägt gewesen von Erniedrigung, Gewalt, Sexismus und Rassismus, wie er im NDR-Talk "deep und deutlich" erzählt.

Es war damals in der Küche ein Wettbewerb, wer die härteste Drecksau ist. Wer misshandelt mehr, wer erniedrigt mehr, wer beleidigt mehr, wer schlägt härter zu.

Tim Mälzer NDR-Talk "deep und deutlich"

Gewaltexzesse in der Küche

Aus seiner Zeit im Londoner "Ritz" berichtet der Profi-Koch über schlimme Zustände: "Neben mir wurde jemand mit einem heißen Messer verbrannt, weil er die Stopfleber nicht schnell genug geschält hat. Ich war selber dabei, wie jemand in der Küche von sechs Leuten zusammengetreten wurde, weil er uns so massiv auf den Sack ging", so Tim Mälzer.

Tim Mälzer bezeichnet sich als "Mittäter"

Er selbst sei nie jemanden angegangen, sagt der Koch. Dennoch sei er nicht frei von Schuld gewesen.

Wir waren rassistisch, sexistisch, wir waren alles. Es war unterirdisch. Geistig minderbemittelte Leute sind wir physisch angegangen. Ich war ein Mittäter, allein weil ich zugeguckt habe.

Tim Mälzer NDR-Talk "deep und deutlich"

Kündigung nach Zusammenbruch des Küchenchefs

Das Fass zum Überlaufen brachte ein Essen für die britische Königsfamilie. Obwohl die Küche des "Ritz" ein perfektes Menü ablieferte, kam es nach getaner Arbeit zu heftigen Szenen hinter den Kulissen.

"Der 'Pen Pusher' hat uns so zur Sau gemacht und den Küchenchef so erniedrigt, dass er auf dem Boden zusammengebrochen ist und sich eingenässt hat." Den Mann, zu dem er damals aufgeschaut habe, so zu sehen, habe ihn am nächsten Tag zur Kündigung bewogen.

"Es war eine harte und desillusionierende Zeit", erzählt Tim Mälzer, der sich damals vornahm, als Chef so nie werden zu wollen.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 05. August 2024 | 17:15 Uhr

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