Till Lindemann geht gegen Petition vor
Till Lindemanns Anwälte haben eine Unterlassungserklärung an die Petitionsplattform geschickt. Bildrechte: IMAGO / ITAR-TASS

Konzerte in Berlin Petition gegen Rammstein-Konzerte: So wehrt sich Till Lindemann

18. August 2023, 18:26 Uhr

Update vom 16.08.2023:
Die Kanzlei Schertz Bergmann, die Till Lindemann vertritt, hat ihren Unterlassungsantrag zurückgezogen.

"Ein Verfügungsantrag kann jederzeit zurückgenommen werden",erklärt Medienrechtler Thorsten Feldmann, der die Petitionsplattform vertritt, dazu. "Dass Till Lindemann jedoch nach dem gerichtlichen Hinweis, der uns Recht gibt, von dieser Möglichkeit Gebrauch macht, zeigt, dass auch er seinem eigenen Antrag keine Erfolgsaussichten mehr einräumt", glaubt Feldmann.

Petition fordert Absage der Konzerte in Berlin

"Keine Bühne für Rammstein" fordert eine Petition auf der Plattform Campact e.V. Gestartet hat die Petition die Berlinerin Britta Häfemeier. Ihr Ziel: Die Rammstein-Konzerte am 15., 16. und 18. Juli sollen abgesagt werden.

Durchsetzen soll das das Land Berlin, denn das Olympiastadion, in dem die Konzerte stattfinden sollen, gehört dem Land. "Die zuständigen Senator*innen Spranger und Chialo müssen jetzt handeln. [...] Berlin darf nicht zum Ort für sexuellen Missbrauch werden! Wir feiern keine Täter!", heißt es im Petitionstext.

Nach den Missbrauchsvorwürfen gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann seien Konzerte der Band kein sicherer Ort für Frauen.

Vogelperspektive auf ein gefülltes Stadion mit Pyroshow.
Die Petition will die Rammstein-Konzerte in Berlin verhindern. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sven Hoppe

Anwälte gehen gegen Petitionsplattform vor

Gegen einige Formulierungen dieser Petition gehen nun die Anwälte von Till Lindemann vor. Die Abmahung liegt der Redaktion vor. Demnach habe es keinen Missbrauch gegeben, etwaige sexuelle Handlungen seien im Einverständnis beider Parteien erfolgt.

Die Missbrauchsvorwürfe, die ein System sexueller Ausbeutung nahelegen und sogar den Einsatz von K.O.-Tropfen beschreiben, sorgen seit Ende Mai für Schlagzeilen. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft. Für Lindemann wie auch für die mutmaßlichen Opfer gilt nach wie vor die Unschuldsvermutung.

Till Lindemann, der Grupp «Rammstein», auf der Buchmesse Frankfurt, 2017
Till Lindemanns Anwälte gehen jetzt gegen die Formulierungen des Petitionstextes vor. Bildrechte: IMAGO/Zoonar

Petitionsplattform will standhaft bleiben

Campact e.V. bestätigt die Unterlassungserklärung der Lindemann-Anwälte, will sie aber nicht unterschreiben.

"Wir stehen hinter der Initiatorin der Petition und unterstützen ihre Forderungen. Wir halten es für unsere Pflicht, die mutigen Menschen zu unterstützen, die sich zu den Vorfällen bei Rammstein-Konzerten öffentlich geäußert haben und Konsequenzen fordern", erklärte Campact-Geschäftsführer Felix Kolb. Man wolle sich "klare Worte" nicht verbieten lassen.

Plattform leitet eigene rechtliche Schritte ein

Der Verein hat außerdem selbst einen Anwalt eingeschaltet, um mitzuteilen, dass aus seiner Sicht "keine Ansprüche Ihres Mandanten" bestünden. Im Petitionstext sei lediglich eine "wertende Zusammenfassung eines unstreitigen Sachverhalts" vorgenommen worden.

Konzertabsage ungewiss

Ob die Konzerte abgesagt werden, ist unklar. Mit Stand 11.07. (14 Uhr) haben rund 72.000 Menschen die Petition unterzeichnet, 75.000 Unterschriften sollen es werden. Die Berliner Innensenatorin Iris Spranger, an die sich die Petition unter anderem richtet, hatte sich geweigert, die Unterschriftensammlung persönlich entgegenzunehmen.

Der Streit um die Unterlassungserklärung könnte wegen der Nichtunterzeichnung aber vor Gericht landen.

Demo gegen Rammstein Konzert von Till Lindemann im Olympiapark in München
Immer wieder gibt es Demonstrationen gegen Rammstein-Konzerte, wie hier in München. Bildrechte: IMAGO/Smith


(Dieser Artikel wurde erstmals am 11.07.2023 veröffentlicht und am 18.08.2023 aktualisiert.)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 11. Juli 2023 | 17:15 Uhr

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