Schlimmer Unfall"Tagesschau"-Sprecher Jens Riewa: "Ich hatte mit dem Leben abgeschlossen"
Er ist für Zuschauer ein Fels in der Brandung: Seit rund 20 Jahren ist Jens Riewa "Mr. Tagesschau", verliest mit seiner wohlklingenden und sonoren Stimme selbst die schlimmsten Nachrichten mit viel Ruhe.
Dass der Privatmann Jens Riewa in seinem bewegten Leben schon dramatische Momente und schwere Zeiten erlebt hat, ist ihm dabei nicht anzumerken.
In der NDR-Sendung "Käpt'ns Dinner" gibt er nun bewegende Einblicke.
Schlimme Erfahrungen bei Autounfall
Richtig entspannt sieht Jens Riewa - seit Ende 2020 Chefsprecher der Tagesschau - nicht aus, als er in das U-Boot-Studio von NDR-Moderator Michel Abdollahi hinabsteigt.
Der Grund: Er leidet unter massiver Platzangst – und dahinter steckt eine schlimme Erfahrung, über die er bislang nicht gesprochen hat.
Der Journalist hatte vor rund zehn Jahren mit einem Testwagen, dessen Elektronik fehlerhaft war, einen schlimmen Autounfall, prallte - mit Tempo 200 - 14-mal gegen die Leitplanken.
"Ich hatte in diesem Moment wirklich mit dem Leben abgeschlossen", erinnert er sich an diese beängstigende Situation. Es war "eine Nahtod-Erfahrung, die ich meinem schlimmsten Feind nicht wünsche", ergänzt Riewa.
Psychischer Zusammenbruch: "Probleme stärker denn je"
Zwar blieb er körperlich fast unverletzt, doch die Seele litt: Vier Wochen später sei er psychisch zusammengebrochen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung und musste sich in Behandlung begeben, erzählt Riewa in der Sendung.
Gerade aktuell, berichtet er im Talk mit dem sichtlich betroffenen Michel Abdollahi, geht es ihm wieder besonders schlecht – eine TV-Serie über Höhlenforscher hat das Erlebnis wieder ganz nah werden lassen.
"Seitdem sind die Probleme stärker denn je", erzählt der Tagesschau-Sprecher und kämpft mit den Tränen.
Definition Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung als Folge einer seelischen Verletzung / eines Traumas.
Sie tritt nach einem extrem belastenden Ereignis oder einer außergewöhnlich bedrohlichen Situation auf. Dies kann ein einmaliges Ereignis sein, wie ein schwerer Autounfall oder ein erlebter Überfall.
Ebenso kann das traumatische Ereignis über einen längeren Zeitraum stattfinden, wie beispielsweise ein Krieg oder sich wiederholen, etwa bei sexuellem Missbrauch.
Fentanyl: "Das Brutalste, das man sich vorstellen kann"
Doch Jens Riewa lässt sich nicht unterkriegen – er glaubt fest an "eine ganze Armee von Schutzengeln", die über ihn wachen. Mit diesem klaren Bekenntnis zum Leben hat Jens Riewa auch die beängstigenden Erfahrungen mit dem starken Schmerzmittel Fentanyl pariert: Er bekam nach einer Nieren-OP das Opioid verabreicht.
"Innerhalb von Sekunden hast du keine Probleme mehr – aber das Zurückkommen ins Leben ist das Brutalste, das man sich vorstellen kann", erinnert er sich.
Dieses Erlebnis hatte Folgen: Seitdem trinkt Jens Riewa keinen Alkohol mehr, nimmt noch nicht einmal mehr Kopfschmerztabletten – nur die Medikamente gegen Panikattacken, mit denen er neben einer Gesprächstherapie seiner PTBS begegnet.
Rote Rosen - von seinem Sohn
Jens Riewa, 1963 in Lübben im Spreewald geboren, war bereits in der DDR Nachrichtensprecher, ist seit 1991 beim NDR, seit 2005 spricht er die 20-Uhr-Ausgabe der Tagesschau. 2020 wurde er Chefsprecher - als Nachfolger von Jan Hofer.
Zudem moderiert er auch andere Sendungen und Events, arbeitet als Model-Scout und ist Inhaber einer Firma für fliegende Kamerasysteme. Seit April 2024 gehört er mit Marwa Eldessouky und Ralph Caspers zum Experten-Trio der Ratesendung "Frag mich was Leichteres!".
Was kaum jemand weiß: Jens Riewa ist alleinerziehender Vater eines erwachsenen Sohnes, mit dem ihn eine liebevolle Beziehung verbindet und der ihm gerne und häufig rote Rosen schenkt. Auch das verriet er als Gast im "Käpt'ns Dinner".
Quellen und weiterführende Links
Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 14. Mai 2024 | 17:15 Uhr