Nach Häme über Para-AthletenLuke Mockridge will wieder auf die Bühne: Tourstart am Mittwoch
Neuigkeiten von Luke Mockridge: Nach der heftigen Kritik an seinen Aussagen über Behindertensport will der Comedian seine "Funny Times"-Tour nun doch starten - wenn auch mit Verspätung. Der Tourauftakt sei für Mittwoch (18.9.) in Wien geplant, teilte der Tourneeveranstalter mit. Auch die anderen Termine der Tour, die noch nicht abgesagt wurden, sollen definitiv stattfinden.
Familie distanziert sich von ihm
Dabei sah es in den vergangenen Tagen nicht gut aus für den 35-Jährigen.
Seine beiden ausverkauften Auftritte im Bonner Theater "Haus der Springmaus" am 15. und 16. Oktober wurden abgesagt. Das Pikante daran: Das Theater wurde von Lukes Vater Bill Mockridge gegründet, sein Bruder Nicholas führt die Geschäfte. Neben viel öffentlicher Kritik geht nun also auch die Familie auf Distanz.
Auf der Homepage des Theaters heißt es: "[Wir] distanzieren uns mit aller Deutlichkeit von Äußerungen, die auf diffamierende und respektlose Art und Weise Menschen mit Behinderung lächerlich machen und werden solchen Aussagen keine Bühne bieten."
Podcast verliert Sponsor
Darüber hinaus haben die behindertenfeindlichen Witze von Mockridge auch Folgen für seinen Podcast "Die Deutschen". Der "Spiegel" berichtet, dass die Sprachlern-App "Babbel" angekündigt habe, die Zusammenarbeit zu beenden.
Man habe den Podcast in der Vergangenheit mit Sponsoring unterstützt, erklärte eine Sprecherin gegenüber dem "Spiegel". "Zum Zeitpunkt der Sponsoring-Vereinbarungen sind die Gäste und Inhalte der einzelnen Episoden leider nicht immer bekannt", so das Unternehmen. Man distanziere sich "klar von den behindertenfeindlichen Aussagen in der besagten Folge, da sie unseren Werten widersprechen", heißt es weiter.
Die Gastgeber des Podcasts, der Comedian Nizar Akremi und der YouTuber Shayan Garcia, hatten Luke Mockridge in seinen abwertenden Äußerungen unterstützt und stellten sich auch anschließend hinter den Comedian: "Wir haben keinen Mord begangen", sagte Akremi in Richtung der Kritiker.
Neue TV-Show wird nicht ausgestrahlt
Luke Mockridge ruderte nach dem ganzen Eklat zwar bereits zurück, doch auch der TV-Sender SAT.1 reagierte und teilte mit, eine neue Show mit Mockridge vorerst nicht ausstrahlen zu wollen.
"Die Aussagen zu behinderten Menschen und Para-Sportlern, über die sich viele Menschen zu recht empören, passen nicht zu unseren Werten", teilte Sendersprecher Christoph Körfer BRISANT in einem Statement mit.
Luke Mockridge hat schnell erkannt, was er mit diesen Sätzen alles falsch gemacht hat. Er hat sich deshalb öffentlich glaubhaft für seine unangebrachten Worte entschuldigt.
SAT.1-Sprecher Christoph Körfer
Große Empörung unter Sportlerinnen und Sportlern
Die Podcast-Folge wurde bereits Mitte August veröffentlicht. Doch erst im September sorgte sie für Wirbel. Die nach einem Trainingsunfall im Rollstuhl sitzende Kristina Vogel kommentierte die Aussagen in den Sozialen Netzwerken:
"Für die Frage, warum Menschen sich den Mund fusselig reden, weil es immer noch welche gibt, die eine so menschenverachtende Sch**** erzählen und behinderte Menschen einfach so niedermachen. Hier einfach ein Beispiel, es ist unfassbar", schrieb die zweimalige Bahnrad-Olympiasiegerin.
Rollstuhl-Fechter Maurice Schmidt, der bei den Paralympics Gold gewann und bei der Abschlussfeier die deutsche Fahne tragen wird, zeigt sich im Interview mit dem NDR ebenfalls empört:
Ich kann es verstehen, wenn man manchmal unter Freunden dumme Witze macht über bestimmte Sachen. Aber wenn man sowas in der Öffentlichkeit in einem Podcast sagt, dann frage ich mich: 'Denkt man überhaupt nach, bevor man da ran geht?' [...] Oder: 'Was für Effekte hat das?'.
Rollstuhl-Fechter Maurice Schmidt | NDR
Luke Mockridge entschuldigt sich
Mit so viel Gegenwind hat Luke Mockridge scheinbar nicht gerechnet, als er im Podcast munter drauf los plauderte. Ein entschuldigendes Statement folgte auf Instagram:
Selbstverständlich war es nie meine Absicht, Menschen mit Behinderung ins Lächerliche zu ziehen - besonders während dieser großartigen Paralympischen Spiele.
Luke Mockridge | intagram/thereallukemockridge
Die Witze, die er im Podcast zum Besten gibt, stammen aus seinem Bühnenprogramm, und die habe er laut eigener Aussage "gemeinsam mit einem paralympischen Sportler und Comedian erarbeitet, um darauf aufmerksam zu machen, dass Mitleid oft die schlimmste Form der Ausgrenzung ist."
"Aus meiner eigenen Erfahrung bei der Arbeit mit behinderten Menschen habe ich immer einen scharfen, schwarzen Humor erlebt, den ich gefeiert habe. Dass es mir nicht gelungen ist, das richtig zu vermitteln, und dass ich Menschen verletzt habe, tut mir wirklich leid", schreibt er weiter.
Der von Luke Mockridge erwähnte paralympische Sportler ist Mathias Mester, das erzählte Mockridge bei einem seiner Auftritte. Doch Mester widerspricht dem Comedian:
"Ich habe nicht mit Luke Mockridge an seinem Programm gearbeitet. Ich habe mit den diskriminierenden Äußerungen in Bezug auf die Paralympics nichts zu tun. Ich finde sie geschmacklos und grenzüberschreitend", so der 37 Jahre alte frühere Leichtathlet am Montag (09.09.) auf Instagram.
Einladung vom Deutschen Behindertensportverband
Schon vor Mockridges Entschuldigung hatte der Deutsche Behindertensportverband (DBS) auf die Verspottung mit einer Einladung für den Comedian reagiert. "Wir möchten dazu ermuntern, sich Para-Sport live anzuschauen, um zu erleben, zu welch beeindruckenden Leistungen Menschen mit Behinderungen in der Lage sind - und, um zu verstehen, welche Bereicherung sie für unsere Gesellschaft sind."
Mockridge erklärte, dass er die Einladung "sehr gerne" annehmen wolle. Er freue sich "auf den Perspektivwechsel und darauf, aktiv zu lernen. Comedy und Sport sollen Spaß machen - immer! Heute hat das nicht geklappt, und das geht auf meinen Deckel", heißt es abschließend in seinem Statement.
Quellen und weiterführende Links
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Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 09. September 2024 | 17:15 Uhr