Howard Carpendale
Der Sänger Howard Carpendale litt nach dem Ende seiner Karriere unter einer Depression. Bildrechte: IMAGO/Daniel Scharinger

Psychische Gesundheit Howard Carpendale: So hat sein Sohn Wayne ihn aus der Depression geholt

20. Juni 2023, 17:16 Uhr

Der Sänger Howard Carpendale spricht im aktuellen NDR-Podcast "Raus aus der Depression" mit Harald Schmidt offen über eine zurückliegende Depression. Dabei geht es um die Zeit Mitte der 2000er Jahre nach dem Ende seiner Karriere. Zunächst sei es ihm sehr schwer gefallen, sich die Erkrankung einzugestehen.

Ich kannte das Wort Depression kaum. Ich war ein Alpha-Tier in meinem Leben. Das konnte mir nicht passieren.

Howard Carpendale Podcast "Raus aus der Depression"

Fall in ein tiefes Loch nach dem Karriereende

Der deutsch-südafrikanische Sänger ist bekannt für gute Laune. Von ihm stammen Hits wie "Ti Amo" oder "Living next door to Alice". Auf der Bühne versprühte der heute 77-Jährige immer viel Energie. Doch als er sich aus dem Showbusiness zurückgezogen hatte, fiel er in ein Loch. Das hatte der Musiker so nicht erwartet.

Eigentlich wollte er sich im Jahr 2003 als ganz normaler Mensch in den USA ein neues Leben aufbauen, sagt er heute. Doch der neue Alltag ohne konkrete Aufgaben und Pflichten erfüllte den Schlagersänger nur für kurze Zeit. Dazu kamen private Probleme.

"Eigentlich habe ich mich nur gefragt: Was ist mit mir los, warum habe ich keine Energie, wieso habe ich keine Ziele, wieso habe ich zu nichts besonders Lust?", sagt Carpendale rückblickend.

In seiner neuen Heimat kommt er nie richtig an, fühlte sich oft einsam. In dieser Zeit suchte er Rat bei seiner Familie in Deutschland: "Wir haben viel telefoniert. Meine Ex-Frau ist sehr psychologisch veranlagt und hat mir immer wieder gesagt: 'Du bist vielleicht in einer Depression.' Ich sagte nein. Ich muss nur etwas suchen, was mir wieder Freude macht. Aber sie hatte unbedingt Recht."

Sein Sohn Wayne Carpendale hat ihm geholfen

Sein heute 46-jähriger Sohn Wayne Carpendale habe an einem Heiligabend dafür gesorgt, dass er in die Klinik ging: "Meine Frau war nicht da, mein Sohn Cass war 17 Jahre. An der Tür klopfte es. Und da stand mein erster Sohn Wayne. Er war extra aus Deutschland zu mir geflogen. Er war damals in einer Beziehung und sehr verliebt und trotzdem zu mir gekommen. Wir haben an diesem Heiligabend viel gesprochen und er sagte: 'Ich gehe hier nicht weg, bis du mitkommst.' Ein unglaublicher Moment für mich. Es war unfassbar, was mein Sohn Wayne da getan hat."

Wayne Carpendale neben Howard Carpendale
Archiv: Wayne Carpendale hat seinem Vater in einer schweren Zeit geholfen. Bildrechte: IMAGO / Eventpress

In Deutschland hatte er bereits alles vorbereitet und sich um einen Therapieplatz für seinen Vater in einer Klinik in Bayern gekümmert.

Als Wayne mich da abgeladen hat, habe ich da gesessen und gedacht, jetzt denken andere wieder 'Oh je, was ist das für ein Softie'.

Howard Carpendale Podcast "Raus aus der Depression"

Er habe stark geweint und gedacht, was er nur aus seinem Leben gemacht habe. Drei Monate verbrachte Howard Carpendale in der Klinik und sagt über diese Zeit: "Die Gespräche in der Klinik mit vielen Menschen haben mir sehr geholfen, die Stimme in meinem Kopf ein bisschen zur Ruhe zu bringen."

Howard Carpendale startete ein Comeback

Nach dieser schweren Zeit musst er einfach wieder das tun, was ihn sein Leben lang erfüllte: auf der Bühne stehen und singen. 2007 wagte er sein Comeback. Für Carpendale fühlte sich das wie ein Befreiungsschlag an. "Heute ist meine Motivation die Konzerte und die Beziehung zu den Menschen. Das ist für mich ein Moment, der gibt mir alles, um mich heute in diesem Beruf gut zu fühlen."

BRISANT/dpa/NDR

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