Liebe ohne Happy End Hape Kerkeling verlor seine große Liebe an Aids
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06. Oktober 2024, 18:33 Uhr
Dass Hape Kerkeling schon immer ein Händchen für die ganz besondere Mischung aus Tragik und Komik hatte, hat er schon mehrfach in seinen Bücher bewiesen. Sein neues Buch "Gebt mir etwas Zeit" ist da keine Ausnahme.
Darin lässt er tief in sein Herz blicken und schreibt zum ersten Mal über einen schweren Verlust, der ihn bis heute prägt, über eine große Liebe ohne Happy End.
Also ich habe über eine große Liebe geschrieben, auch in Amsterdam, die ich dort erleben durfte mit meinem damaligen Partner, der nach zwei Jahren an Aids verstorben ist. Darüber zu sprechen im Interview fällt mir schwer, weil das emotional sehr aufgeladen ist und mich immer wieder aufwühlt, auch nach so langer Zeit.
Trotzdem hat er mit BRISANT-Promi-Expertin Susanne Klehn über seine emotionale Liebesgeschichte gesprochen und das aus einem wichtigen Grund:
Ich wollte das dem Leser unter vier Augen anvertrauen. In der Hoffnung, dass er mitfühlt. Auch, weil diese Aids-Pandemie noch heute nicht richtig aufgearbeitet ist und Menschen damals sehr sehr allein gelassen wurden und wenn sie daran gestorben sind, war das ein ganz schlimmer Tod.
Versteckspiel in den 80er Jahren
Offen wie nie zuvor schreibt der 59-Jährige in seinem neuen Buch auch über seinen Durchbruch beim Fernsehen mit Anfang 20. Und das damit beginnende Versteckspiel - denn damals durfte niemand wissen, dass er Männer liebt. Mitte der 80er hätte ihn das ganz leicht die Karriere kosten können.
Sein Ausweg: die Flucht nach Amsterdam. In der liberalen Metropole kann er sein Schwulsein offen ausleben. Und hier nimmt auch die tragische Liebesgeschichte ihren Lauf. 1987 trifft er in einem Club seine große Liebe Duncan:
Das Lächeln in Kombi mit den strahlend blauen Augen zwingt mich fast in die Knie. Oh mein Gott, ist dieser Mann schön!
Liebe bis zum tragischen Ende
Vor der ersten gemeinsamen Nacht mit seinem Duncan ist ihm allerdings "schlecht vor Aufregung und Vorfreude, aber auch vor Angst", wie er in seinem Buch schreibt. Die Angst rührt von der Furcht, sich mit Aids anzustecken.
Denn es ist die Hoch-Zeit der Erkrankung. "Im Hinterkopf küsst bei mir die Mahnung vor dem Todesvirus mit, und ich analysiere parallel mein eigenes Verhalten auf mögliche Sicherheitsmängel."
Trotzdem riskiert er es und lässt sich auf die Beziehung ein. Duncan erweist sich als "unendlich liebevoller und zärtlicher Mann". Doch dann der Schock: Sein Geliebter gesteht ihm, er habe sich tatsächlich mit HIV angesteckt. Und auch Hape Kerkeling musste kurze Zeit um seine Gesundheit bangen, weil auch er sich infiziert haben könnte.
So viel Zeit wie möglich verbringe ich nun mit Duncan in Amsterdam. Zwischendurch muss ich immer wieder - gut gelaunt - Fernsehauftritte bewerkstelligen. Keine Ahnung, wie ich das schaffe. Innerlich gehe ich täglich und nächtlich durch eine Hölle.
Dann die erlösende Entwarnung: Sein Test ist negativ. Und trotzdem muss er mit ansehen, wie seine große Liebe an der Krankheit zu Grunde geht. Die Ärzte können zu dieser Zeit nicht viel tun. Für Hape Kerkeling eine extrem schwere Zeit:
Der völlige Terror überfällt Duncans Körper. Eine normale Nachtruhe existiert nicht mehr. Als Partner eines Erkrankten entwickelt man im Laufe der Zeit absurde [Co-Symptome] wie Fieber, Atemnot oder Bluthochdruck. Angst verspüre ich allerdings keine mehr. An ihre Stelle ist eine dumpfe Resignation getreten.
Für seinen Duncan geht Kerkeling förmlich durch die Hölle, um ihn am Ende den Kampf gegen Aids verlieren zu sehen.
Ahnenforschung à la Kerkeling
Das Buch ist eine Art Befreiung, mit viel Herzschmerz und rührenden Worten. Aber eben auch mit dem Hape, wie man ihn kennt und liebt - unglaublich unterhaltsam. Und genauso betreibt er in "Gebt mir etwas Zeit" Ahnenforschung und: Volltreffer! Er ist königlich, wenn auch nur sehr entfernt:
Quellen und weiterführende Links
Brisant
dpa
"Gebt mir etwas Zeit" (Piper Verlag)
ndr.de
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 25. September 2024 | 17:15 Uhr