Michael Grubert (SPD), Bürgermeister von Kleinmachnow, erklärt bei einem Pressegespräch anhand von Fotos, weshalb es sich bei dem gesuchten Raubtier um keine Löwin handelt.
Löwin oder Wildschwein? Bei einer Pressekonferenz erklärt der Bürgermeister von Kleinmachnow, Michael Grubert, weshalb es sich um keine Löwin handeln soll. Bildrechte: picture alliance/dpa | Paul Zinken

Nach Raubtiersuche in Berlin/Brandenburg Labor-Analyse bestätigt: Es war keine Löwin!

30. Juli 2023, 18:41 Uhr

Jetzt steht es Schwarz auf Weiß: In Berlin hat nie eine freilaufende Löwin ihr Unwesen getrieben. Das bestätigen die Experten des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung, nachdem sie Kot und ein Haar im Labor untersucht haben. Das Haar sei demnach kein Katzenhaar.

Aber wie sieht es nun mit der Wildschwein-Theorie aus? Es handle sich bei dem gesichteten Tier zumindest um einen Pflanzenfresser und es spreche eine Menge dafür, dass es ein Wildschwein sei. Festlegen wollen sich die Behörden allerdings noch nicht, weil das finale Ergebnis der Laboranalysen noch aussteht. Das sind zum Teil sehr komplexe und langwierige Untersuchungsvorgänge, die ihre Zeit brauchen.

Entwarnung durch die Polizei

Nach der großen Suchaktion, die etwa 30 Stunden anhielt, folgte vergangene Woche die Entwarnung der Polizei. Es bestehe keine Gefährdungslage mehr, wie der Bürgermeister der Gemeinde Kleinmachnow unter Bestätigung der Polizei bei einer Pressekonferenz am Freitag (21.07.2023) mitteilte.

Hinweise führten ins Leere

Laut Polizei hätten sämtliche Suchmaßnahmen keine Hinweise ergeben. Auch gingen Experten nach der Analyse der Bilder nicht mehr von einem Raubtier aus. Vielmehr sei wahrscheinlich, dass es sich bei dem Tier in dem Video um ein Wildschwein handele.

Nach allem menschlichen Ermessen gehen wir davon aus, dass es keine Löwin ist. Es gibt nicht einen Hinweis, der zu irgendeiner Annahme geführt hat, es könnte sich um eine Löwin handeln oder eine große Wildkatze.

Michael Grubert │ Bürgermeister Kleinmachnow

Experten zeigten sich skeptisch

Bereits zuvor hatten sich die Zweifel an der Theorie, dass eine Löwin gesichtet wurde, gehäuft. Mehrere Experten, wie der Berliner Wildtierexperte Derk Ehlert, äußerten sich skeptisch. Gegenüber RBB-Inforadio sagte der Experte, dass seiner Meinung nach auf dem Video lediglich zwei Wildschweine von links nach rechts laufen würden. Zuvor hieß es, dass die Löwin gesehen worden sei, wie sie ein Wildschwein zerlegte.

Dazu äußerte sich auch der Geschäftsführende Direktor des Instituts für Tierpathologie in Berlin, Achim Gruber, skeptisch: "Ich jage zufällig in der Region selbst und ich weiß, dass die Jäger dort sehr gute Hunde haben. Es ist völlig undenkbar, dass die Hunde nichts gefunden haben, wenn dort tatsächlich ein Wildschwein zerlegt wurde."

Wenn dort eine Löwin ein Wildschwein zerkaut hätte, dann hätten die Hunde etwas gefunden.

Achim Gruber │ Direktor des Instituts für Tierpathologie Berlin

Haarprobe soll Klarheit schaffen

Der Suchaufwand sei dennoch und vor allem angesichts des Anfangsverdachts begründet gewesen, so der Experte. Im Wald waren am Freitag Polizisten mit Maschinenpistolen und Schutzschilden unterwegs.

Um endgültig klären zu können, um welches Tier genau es sich in dem Video handelt, sollte die Analyse von Haarproben, die an einem Baum gefunden wurden, Klarheit schaffen.

zwei Sauen mit Jungtieren beim Durchqueren eines abgeernteten Rapsfeldes im Somme
Löwin oder doch eher Wildschwein? Eine Analyse einer gefundenen Haarprobe soll nun Klarheit schaffen. Bildrechte: IMAGO/imagebroker

Was war passiert?

Zahlreiche Anwohner in Brandenburg und Berlin waren in der Nacht zu Donnerstag (20.07) von den Behörden gewarnt worden: Eine Wildkatze sollte im Bereich Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf unterwegs gewesen sein, vermutlich eine Löwin. Woher das Tier stammen könnte, war nicht bekannt - Zoos, Tierparks, Zirkusse und Tierschutzeinrichtungen waren bereits überprüft worden.

Beamte mit Drohnen und Hubschrauber mit Wärmebildkameras waren im Einsatz, um das Tier zu finden. Ausgelöst wurde die Aktion durch einen Autofahrer, der die vermeintliche Raubkatze gegen Mitternacht im Bereich Stahnsdorfer Damm/Märkische Heide gesehen und gefilmt hatte.

Bewohner waren unter anderem per Warnapp und Lautsprechern aufgefordert worden, zu Hause zu bleiben, Haus- und Nutztiere in Sicherheit zu bringen. Auch vor Spaziergängen und joggen insbesondere im Wald wurde gewarnt. Wer das Tier sehe, sollte sich in Sicherheit bringen, in Haus oder Auto und die Polizei informieren, hieß es.

Systematische Suche nach dem Tier

Eine ganze Hundertschaft begab sich auf Löwensuche. Man stünde in engem Austausch mit dem Veterinäramt und Tierärzten, hieß es. Sollte das Tier von der Polizei gefunden oder gesichtet werden, sollte es zunächst durch Jäger beziehungsweise Veterinäre betäubt und anschließend in eine Tierschutzeinrichtung übergeben werden, sagte der Sprecher der Polizeidirektion West in Brandenburg, Daniel Keip.

Auch Polizei soll Raubtier gesichtet haben

Die Polizei hatte nach eigenen Angaben von dem Wildtier durch Zeugen erfahren: "Gegen Mitternacht kam bei uns die Meldung rein, die wir uns alle nicht vorstellen konnten. Da haben zwei Passanten ein Tier gesehen, das einem anderen nachrennt." Nach der Meldung durch den Zeugen sei das Tier auch von der Polizei in der Nacht gesichtet wurden, wie eine Sprecherin der Polizeidirektion West am Donnerstagmittag erklärte.

Weiter hieß es, das Tier soll am Straßenrand ein Wildschwein gejagt oder gerissen haben. Laut Polizei gab es dazu eine Spurenlage, ein totes Wildschwein oder ähnliche Hinweise darauf wurden allerdings nicht gefunden. Um herauszufinden, wem die vermeintliche Raubkatze gehören könnte, bat die Polizei Berlin auf Twitter die Bevölkerung zudem um Mithilfe.

Ein Polizeiwagen steht in einem Wohngebiet in Teltow.
In der Region Berlin/Brandenburg wurde angeblich eine freilaufende Löwin gesichtet. Die Polizei war mit Hubschraubern und Drohnen auf der Suche nach dem Tier. Bildrechte: picture alliance/dpa | Fabian Sommer

(Dieser Artikel wurde erstmals am 20.07.2023 veröffentlicht und wurde zuletzt am 25.07. aktualisiert.)

BRISANT/tagesschau/rbb24/dpa

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 25. Juli 2023 | 17:15 Uhr

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