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Sicher in den UrlaubMit Wohnwagen oder Wohnmobil unterwegs: Worauf muss man achten?

02. November 2024, 19:00 Uhr

Wie heißt es doch so schön? "Anfänger machen Urlaub, Profis gehen campen." Doch um ein solcher Profi zu werden, muss man einiges wissen, wenn man mit Wohnwagen oder Wohnmobil verreist.

Einen Wohnwagen zu fahren, ist nämlich alles andere als einfach! Was gilt es zu beachten, um sicher auf der Straße unterwegs zu sein und weder sich noch andere zu gefährden?

Mit welchem Führerschein darf man ein Caravan-Gespann und ein Wohnmobil fahren?

Welchen Führerschein man benötigt, um mit einem Wohnwagen unterwegs zu sein, hängt im Wesentlichen vom Gesamtgewicht des Gespanns ab - also Auto PLUS Wohnwagen und Gepäck.

Wer seinen Pkw-Führerschein vor 1999 gemacht hat, hat beim Gespannfahren rechtlich keine Probleme. Er oder sie darf sämtliche auf dem Markt vorhandenen Pkw-Caravan-Kombinationen oder Wohnmobile bis zu 7,5 Tonnen Gesamtmasse fahren.

Anders sieht es bei Inhabern des neuen Führerscheins aus. Sie dürfen nur noch mit Fahrzeugen und Gespannen bis zu einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen unterwegs sein. Wem das nicht reicht, kann im Rahmen eines eintägigen Seminars bei einer Fahrschule den sogenannten B-96-Führerschein machen. Damit dürfen Gespanne bis zu 4,25 Tonnen gefahren werden. 

Alternativ kann man auch den Anhängerführerschein BE machen. Dann ist das Maximalgewicht der Kombination auf 7 Tonnen zulässige Gesamtmasse aufgestockt.

Mit einem Führerschein, der nach 1999 ausgestellt wurde, darf das Gesamtgewicht nur 3,5 Tonnen betragen. Bildrechte: Colourbox.de

So geht sicheres Fahren mit dem Wohnwagen und dem Wohnmobil

Wohnmobil oder Wohnanhänger abholen, einpacken und gleich auf große Fahrt gehen, ist nur für die Wenigsten ein sinnvoller Start in den Urlaub.

Markus Egelhaaf, Unfallforscher bei DEKRA

Folgendes muss man vor und während der Fahrt beachten!

Auf das Gesamtgewicht achten

Jedes Auto hat eine zulässige Anhängelast, die nicht überschritten werden darf. Gleiches gilt für die maximale Anhängelast des Wohnwagens und für Wohnmobile. Überschreitungen der Gewichtsgrenzen gefährden die Stabilität und Sicherheit des Gespanns. Deshalb: Lieber auf ein bisschen Urlaubsgepäck verzichten.

Was die Polizei bei Verkehrskontrollen von Wohnmobilen immer wieder feststellt:

Die Leute wissen in Teilen nicht, dass das Wasser, was sie mitführen, zu viel Gewicht darstellt, sodass sie entweder auf dem Campingplatz das Wasser auffüllen, beziehungsweise das Abwasser schon ablassen, bevor sie wieder nach Hause fahren.

Peggy Baier, Verkehrspolizei Brandenburg-West | BRISANT

Sicheres Fahren beginnt mit dem richtigen Packen

Ob Wohnmobil oder Wohnwagen - eine verantwortungsvolle Beladung ist für die Sicherheit unerlässlich. Vor allem beim Bremsen oder in engen Kurven kann falsch gelagerte Ladung fatale Auswirkungen haben.

Deshalb belädt man einen Anhänger am besten so, dass sich schwere Sachen wie Campingmöbel, Lebensmittelvorrat oder Vorzelt am Boden in der Nähe der Achsen befinden. Für Leichtgewichte sind die oberen Staukästen reserviert. Alles muss rutschfest gesichert sein und sollte in jedem Fall gleichmäßig verteilt werden. Nur so erzielt man eine optimale Straßenlage und gewährleistet eine optimale Bremswirkung.

Reifen können eine Schwachstelle sein

Reifen können bei Wohnmobilen und Wohnwagen Probleme verursachen. Die Kombination aus langen Standzeiten und hohen Fahrzeuggewichten begünstigt Defekte, besonders wenn viel beladen und der Zustand der Reifen nicht gepflegt wurde.

Deshalb ist es wichtig, vor dem Start die Reifen auf Schäden zu untersuchen und Profiltiefe sowie Reifenalter zu prüfen. Für Tempo-100-Gespanne dürfen Reifen maximal sechs Jahre alt sein.

Bevor man ins Auto oder Wohnmobil steigt, muss das Gepäck sicher verstaut sein. Bildrechte: imago/imagebroker

Auto beschleunigt deutlich langsamer

Mit Anhänger reagiert ein Pkw viel schwerfälliger als ohne. Das wirkt sich auch auf das Beschleunigen aus. Das Auto gewinnt deutlich langsamer an Tempo. Dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man überholt oder auf der Autobahn die Spur wechselt.

Verlängerter Bremsweg erfordert größeren Sicherheitsabstand

Noch wichtiger ist das veränderte Bremsverhalten. Durch die Last des Wohnwagens und den Druck auf die Anhängerkupplung verlängert sich der Bremsweg. Deshalb sollte beim Fahren auf einen noch größeren Sicherheitsabstand als sonst geachtet und möglichst sanft gebremst werden.

Veränderte Kurvenlage

Vor allem in Kurven machen sich Gewicht und Fahrverhalten des Caravans bemerkbar. Geht man zu schnell in eine Kurve, nimmt man sie zu eng oder hat den Wohnwagen falsch beladen, riskiert man, die Spur nicht halten zu können. Dann kann der Anhänger anecken oder schlimmstenfalls sogar umkippen.

Großer Wendekreis

Gleiches gilt für den deutlich größeren Wendekreis des Gespanns. Zum einen muss man beim Abbiegen darauf achten, dass man nicht zu früh einschlägt und über den Bordstein poltert. Zum anderen darf man aber auch nicht zu weit ausholen, sonst gerät man in den Gegenverkehr.

Was tun, wenn der Wohnwagen schlingert?

Sollte der Wohnwagen einmal ins Schlingern kommen, hilft nur eines: abbremsen. Dann stabilisiert sich das Gespann in der Regel wieder.

Beim Fahren mit Caravan verlängert sich der Bremsweg. Bildrechte: imago/blickwinkel

Einparken und Rangieren mit Gespann

Einparken ist per se nicht jedermanns Ding. Beim Rangieren mit Wohnwagen oder Wohnmobil sollte man sich Hilfe holen, wenn man noch nicht geübt ist. Dabei gilt die Faustregel: Sieht der Einweiser Sie im Spiegel, dann sehen Sie auch ihn. Sprechen Sie vorher ab, welche Gesten Sie verwenden.

Spiegel einstellen
Einparken mit Gespann erfordert Übung. Stellen Sie zuerst die Außen- und die Weitwinkelspiegel ein. Man muss sowohl die Unterkante des Caravans als auch das Heck und seine Umgebung sehen können. Beim Fahren und Rangieren sollte man immer beide Seitenspiegel im Blick haben!

Einschlagsrichtung = entgegengesetzte Fahrtrichtung des Caravans
Einer Besonderheit sollte man sich beim Rangieren mit dem Gespann bewusst sein: Schlägt man nach links ein, fährt der Wohnwagen nach rechts - und umgekehrt. Hat man sich daran einmal gewöhnt, ist der Rest nur noch Übungssache.

Vorsicht bei Rampen und steilen Auffahrten

Vorsicht ist auch bei Rampen und steilen Auffahrten geboten. Auch hier sollte ein Helfer parat stehen, damit das Caravan-Heck nicht aufsetzt.

Sicherheitstraining vor der ersten Fahrt

Das Fahren mit Wohnwagen oder anderen Pkw-Anhängern stellt auch routinierte Fahrer vor neue Herausforderungen. Wer noch nie mit einem Wohnwagen unterwegs war und erstmals eine größere Reise damit plant, sollte vorab ein Sicherheitstraining absolvieren. Der ADAC bietet deutschlandweit entsprechende Ein-Tages-Kurse an.

Urlaubsroute voher checken

Die Auswahl der Route ist für einen entspannten Urlaub sehr wichtig. Für Einsteiger sind breite und große Straßen mit dem Wohnmobil oder dem Wohnwagen empfehlenswert.

Vor allem Serpentinen, schmale Tunnel und enge Gassen können Anfänger vor große Herausforderungen stellen. Hilfreich kann es sein, sich die Gesamtmaße des Fahrzeugs auf einen Zettel am Armaturenbrett zu notieren.

Ein Sicherheitstraining, bevor der Urlaub mit Camper oder Wohnwagen losgeht, ist immer eine gute Idee. Bildrechte: imago images/Panthermedia

Versicherungsschutz für Wohnwagen und Wohnmobil

Kfz-Haftpflichtversicherung
In Deutschland ist die Kfz-Haftpflicht für Wohnwagen und Wohnmobil gesetzlich vorgeschrieben. Sie kommt für Schäden auf, die die Fahrer oder eine mitversicherte Person einem Dritten beim Gebrauch des Wohnwagens oder des Wohnmobils zufügen.

Teilkaskoversicherung  
Neben den Leistungen der Haftpflichtversicherung übernimmt die Teilkasko zusätzlich die Kosten von Diebstahl und Schäden am Wohnwagen oder Wohnmobil (z.B. bei Tierkollision, Glasbruch, Brand oder Naturgewalten wie Hagel oder Sturm).

Vollkaskoversicherung
Zusätzlich zu den Leistungen der Haftpflicht- und Teilkaskoversicherung werden von der Vollkasko selbstverschuldete Unfallschäden, grobe Fahrlässigkeit und mutwillige Beschädigungen durch Dritte (Vandalismus) an Ihrem eigenen Wohnwagen oder Wohnmobil übernommen.

Packliste für den Wohnwagen und fürs Wohnmobil:

  • Papiere (Pass, Führerschein, Versicherungskarte, Auslandskrankenschutz, Kreditkarte) 
  • Reiseapotheke (inkl. Desinfektionsspray und Anti-Mückenmittel) 
  • Hygieneartikel (inkl. Toilettenpapier und Sonnenschutz) 
  • Taschenmesser, Schere, Kerzen, Taschenlampe, Outdoor-Lampe, Batterien
  • Ladegeräte, Handy, Kamera, CEE Stromkabel, Powerbank, Adapter, Kabeltrommel etc.
  • Verpflegung am besten auslaufsicher verpackt
  • Handwaschmittel, Müllbeutel, Spülmittel
  • Campingstühle und Tisch, Wäscheleine
  • Decken und Bettzeug
  • Kleidung und Schuhwerk
  • Geschirr und Kochutensilien - auch Korkenzieher, Flaschen- und Dosenöffner sowie Schneidebrett und Spülschüssel gehören an Bord

Quellen und weiterführende Links

BRISANT
ADAC
DEKRA

Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 23. Juli 2024 | 17:15 Uhr