Schaurig-schönes Grusel-Abenteuer So finden Sie Lost Places in Deutschland

30. Oktober 2024, 08:28 Uhr

Lost Places üben nicht nur zu Halloween eine große Anziehungskraft auf Tausende von Menschen aus. Was als Trend unter abenteuerlustigen Bloggern begann, ist längst im Mainstream angekommen. Und das beste: Lost Places sind gar nicht so schwer aufzuspüren, wie man denkt.

Wo es die schönsten Lost Places in Deutschland gibt und was man beachten muss:

Tipp: Kamera einpacken.

Blick vom 700 Meter langen Baumkronenpfad "Baum und Zeit" auf denkmalgeschützte Gebäude der Beelitz-Heilstätten
Die Beelitzer Heilstätten üben eine düstere Faszination aus und wurden deshalb schon von Film- und Fernsehteams entdeckt. Bildrechte: picture alliance / dpa-Zentralbild | Stephan Schulz

Lost Places in Norddeutschland

Halbinsel Wustrow - Geisterstadt an der Ostsee

Seit Jahrzehnten trägt die Halbinsel Wustrow in Mecklenburg-Vorpommern den Beinamen "verbotene Insel". Ein Zaun und ein Wachmann sorgen dafür, dass niemand die Insel unbefugt betreten kann. Ursprünglich gab es Pläne, die schöne Landschaft touristisch zu nutzen - doch daraus wurde bisher nichts.

Schloss Dwasieden auf Rügen

Schloss Dwasieden galt einst als eines der wertvollsten Gebäude auf Rügen. Heute ist es einer der beliebtesten Lost Places Norddeutschlands - und kann sogar im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Von dem einstigen Prachtbau, der 1948 größtenteils gesprengt wurde, sind allerdings nur noch Ruinenreste erhalten.

Lost Places in Süddeutschland

Schlosshotel Waldlust im Schwarzwald

Einst war es Nobelhotel und Treffpunkt der High Society, heute ein Hotspot für Entdecker.

In den 1930er-Jahren logierten hier Stars, Sternchen, Politiker und der Hochadel. Heute findet man im Schlosshotel Waldlust nur noch Einsamkeit und bedrückende Atmosphäre vor. Gruselig: Im Jahr 1949 soll die Hotelbesitzerin in ihrem Zimmer gewaltsam zu Tode gekommen sein.

Das ehemalige Luxushotel ist noch fast vollständig möbliert, als ob die exklusiven Gäste gerade erst abgereist wären und das prunkvolle Interieur nur abgestaubt werden müsste. Führungen können hier angefragt werden.

Festsaal des ehemaligen Grandhotel Waldlust
Etwas staubig, trotzdem sieht der Festsaal des ehemaligen Grandhotels noch einladend aus. Bildrechte: picture alliance/dpa/Uli Deck

Geisterbahnhof in München

Zerschlagene Glasscheiben, demontierte Gleise und ein verlassener Bahnsteig: Wo einst tausende Menschen ankamen, herrscht heute gespenstische Stille.

Der Bahnhof München Olympiastadion ist seit Jahrzehnten in Vergessenheit geraten und sich selbst überlassen. Die S-Bahnstation wurde 1972 für die Olympischen Sommerspiele gebaut. Anschließend wurde sie nur noch selten angefahren - und nach einem tragischen Unfall 1988 endgültig stillgelegt. Das gesamte Areal ist inzwischen von einem Bauzaun umgeben. 

Ruine des früheren Bahnhofs München Olympiastadion
Die Ruine des früheren Bahnhofs München Olympiastadion. Bildrechte: imago images/Ralph Peters

Porzellanfabrik JP Arzberg

In den alten Hallen der ehemaligen Porzellanfabrik JP Arzberg wartet in verstaubten Regalen altes Porzellan darauf, wiederentdeckt zu werden. Die Porzellanfabrik wurde Anfang des 19. Jahrhunderts als Familienunternehmen gegründet und fand im Jahr 2000 mit ihrer Schließung ein trauriges Ende. Offizielle Führungen durch die ehrwürdigen Hallen sind möglich.

Lost Places in Westdeutschland

Kokerei Hansa in Dortmund

Zu den bekanntesten Lost Places in Deutschland zählt auch die Kokerei Hansa in Dortmund. Dieses Relikt der Dortmunder Schwerindustrie gleicht eher einem Technikmuseum als einem klassischen Lost Place. Das Gelände kann auch bei nächtlichen Führungen erkundet werden.

Eisenwerk Völklinger Hütte im Saarland

Ein Lost Place, der zum Unesco-Weltkulturerbe gehört: Die Völklinger Hütte wurde bereits 1986 geschlossen. Dennoch ist sie weltweit das einzige vollständig erhaltene Eisenwerk aus der Blütezeit der Industrialisierung. Ein Lost Place ist das Industriedenkmal streng genommen zwar nicht, doch die morbide Atmosphäre zieht Entdecker-Herzen aus ganz Deutschland an. Führungen gibt es hier.

Ehemaliges Stahlwer
Industrie-Charme im Saarland. Bildrechte: picture alliance / imageBROKER | Daniel Schoenen

Auto-Skulpturenpark im Neandertal

Von Wurzeln umschlungen und von Gestrüpp überwuchert rosten 50 Oldtimer im Neandertal bei Düsseldorf vor sich hin. Ein Lost Place in NRW, der gegen Eintritt legal besucht werden kann.

Oldtimer-Wracks im Autoskulpturenpark im Neandertal
Die Natur holt sich im Neandertal zurück, was einst ihr gehörte. Bildrechte: imago/Kraft

Lost Places in Ostdeutschland

Freizeitpark Spreepark, Berlin-Plänterwald 

Ein baufälliges Riesenrad, vermooste Achterbahnen, verblichene Karussells: Man kann sich auch heute noch vorstellen, wie belebt der Rummelplatz zu DDR-Zeiten war. Heute ist es hier gespenstisch ruhig, außer wenn Lost-Places-Fans durch den Freizeitpark geführt werden. Der Spreepark gleicht mittlerweile einem Friedhof für Fahrgeschäfte und Dinosaurierskulpturen.

Rückbau eines Riesenrads im Freizeitpark Spreepark
Hier fährt niemand mehr Achterbahn. Bildrechte: picture alliance/Sebastian Gabsch/Geisler-Fotopress

Beelitzer Heilstätten

Leben und Tod liegen hier nah beieinander: Die Beelitzer Arbeiter-Lungenheilstätten wurden von 1898 bis 1930 erbaut, als Berlin von einer tödlichen Tuberkulosewelle heimgesucht wurde. Im Zweiten Weltkrieg dienten die Heilstätten als Lazarett und wurden von 1945 bis zu ihrem Abzug 1994 von der Roten Armee genutzt. Danach verfiel die Anlage. Zurück blieben zerfetzte Betten und zerbrochene Operationstische. Geführte Fototouren gibt es hier.

Ein langer dunkler Gang im Alpenhaus der Beelitz-Heilstätten
Hier rangen einst Tuberkulosekranke mit dem Tod. Bildrechte: picture alliance/dpa-Zentralbild/Stephan Schulz

Grabowsee: Von der Heilstätte zur Horrorfilmkulisse

Same same but different: Ende des 19. Jahrhunderts grassierte die Tuberkulose in Deutschland so stark, dass eine Lungenheilanstalt nach der anderen aus dem Boden schoss. Auch in Brandenburg, im Landkreis Oberhavel, kämpften die Kranken in Grabowsee ums Überleben.

Der Ort ist von so morbider Schönheit, dass er Filmteams magisch anzieht: Grabowsee diente als Kulisse für "Monuments Men - Ungewöhnliche Helden" oder den Horrorfilm "Heilstätten".

Blick über das Gelände der ehemaligen Lungenheilstätte am Grabowsee.
Lost Place für Filmliebhaber: die Lungenheilstätte am Grabowsee. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Paul Zinken

Freisebad in Görlitz

Wannen- und Dampfbäder, Sole-, Fichtennadel- und sogar Moorbäder: Mitten in der Görlitzer Innenstadt liegt das Freisebad. 1887 als Badeanstalt gegründet, diente es damals der täglichen Körperpflege der Einwohner, denn die meisten Häuser hatten kein eigenes Bad. Doch seit 1996 schwimmt hier niemand mehr. Neue Berühmtheit erlangte das Gebäude, als es 2014 als Kulisse für den Film "Grand Budapest Hotel" diente. Heute bietet der Verein "Görlitz 21" Führungen an.

Sind Lost Places legal?

Die Grundstücke, auf denen Lost Places stehen, befinden sich meist im Besitz von Privatpersonen oder dem Staat. Das wiederum bedeutet, dass die verlassenen Gebäude nicht einfach betreten werden dürfen.

Dringt man ohne Erlaubnis ein, ist das Hausfriedensbruch, auch wenn das Gelände komplett verlassen ist. Will man einen Lost Place legal betreten, muss man vorher den Besitzer ausfindig machen und um Erlaubnis fragen. Ansonsten ist das ungefragte Betreten verboten, ebenso das (gewaltsame) Eindringen in leerstehende Gebäude.

Lost Places auf Instagram

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 27. Oktober 2024 | 17:10 Uhr

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