StarsRoyalsHaushaltGesundheitLifestyle
Vor allem seit der Coronapandemie boomen die Finfluencer. Doch was können sie und was nicht? Bildrechte: Colourbox.de

Finanztipps auf Social MediaSo vertrauenswürdig sind Finfluencer

20. November 2024, 14:29 Uhr

Wer sich für Finanzen interessiert, landet schnell in einem Wörterdschungel: Wertpapiere, ETFs, Fonds, Inflation - die Liste ist lang. Finfluencer erklären auf Social Media, was es damit auf sich hat, doch auch sie wollen Geld verdienen.

Was ist ein Finfluencer?

Finfluencer setzt sich aus "Finance" und "Influencer" zusammen. Dahinter verbergen sich Personen, die in sozialen Medien über Finanzen sprechen. Sie richten sich vor allem an junge Menschen auf Instagram und TikTok.

Mit kurzen Videos, Infografiken und Posts wollen Finfluencer komplexe Themen rund ums Geld leicht verständlich machen. Dabei decken sie eigentlich alles ab - ob Tipps zum Schuldenabbau, zur Anlage in ETFs oder zum Aufbau eines Notgroschens.

Laut einer Studie der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat sich im vergangenen Jahr fast die Hälfte der 18- bis 45-Jährigen, die Geld angelegt haben, bei Finfluencern informiert.

Für junge Menschen sind Finfluencer oft die wichtigste Quelle für Infos rund um Finanzen. Bildrechte: Colourbox.de

Welches Wissen haben Finfluencer?

Grundsätzlich kann jeder Finfluencer werden, egal ob Profi oder Quereinsteiger. Das Wissen, das die Person mitbringt, ist also sehr unterschiedlich. Entsprechend unterschiedlich ist daher auch das Niveau der Informationen.

Während einige Finfluencer ihren Kanal neben Studium oder Beruf betreiben, haben andere eigene Geschäftsmodelle oder ganze Teams. Ein solides Basiswissen über Definitionen oder Prozesse in der Finanzwelt ist in der Regel vorhanden.

Welche Vorschriften müssen Finfluencer einhalten?

Finfluencer bewegen sich in einer rechtlichen Grauzone. Denn normalerweise dürfen nur bei der Bafin registrierte und qualifizierte Finanzdienstleister individuell zur Geldanlage beraten. Da sich die Influencer aber an die breite Öffentlichkeit wenden, dürfen sie auch ohne Qualifikation über Aktien sprechen oder diese empfehlen.

Werbung unterliegt wie bei allen Influencern der Kennzeichnungspflicht, muss also als solche klar zu erkennen sein. Darüber hinaus schreibt die EU-Marktmissbrauchsverordnung vor, dass Personen, die Anlageempfehlungen abgeben, ihre Identität offenlegen und alle Empfehlungen objektiv darstellen.

Finfluencer werben auch für Anlageplatfformen, Finanzunternehmen und deren Produkte. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Warum sind Finfluencer umstritten?

Finfluencer werben sowohl für Finanzunternehmen und Anlageplattformen als auch für ihre eigenen Geschäftsmodelle. So bieten einige exklusive Tipps und Strategien in teuren Abomodellen an, mit denen Nutzer angeblich innerhalb weniger Wochen zu Millionären werden können.

Andere stellen Links zur Verfügung, über die direkt in die empfohlenen ETFs, Aktien oder Kryptowährungen investiert werden kann. Investieren die Nutzer dann tatsächlich, erhalten die Influencer eine Provision.

Diese Empfehlungen sind besonders problematisch, da sie zu komplex und individuell sind, als dass sie sich in kurzen reißerischen Sätzen erklären lassen.

Sowohl die Bafin als auch Verbraucherschützer warnen vor solchen Geschäftsmodellen. Die Grünen wollen Werbung für Finanzprodukte ganz verbieten. Das geht aus einem Papier für die europäische Verbraucheragenda 2025 bis 2030 hervor, das dem Handelsblatt vorliegt.

Man sollte sich immer fragen: Womit verdient der Anbieter von Finanztipps sein Geld? Bildrechte: picture alliance/dpa | Helena Dolderer

Woran erkennt man seriöse Anbieter?

Es gibt ein paar Tricks, um zu erkennen, ob der Finfluencer des Vertrauens tatsächlich seriös ist:

  • Rechtlich korrektes Impressum
  • Auftritt unter dem eigenen Namen
  • Werbung und Kooperationen werden klar gekennzeichnet
  • Bei Investitionen wird immer auf die Risiken hingewiesen
  • Quellen für bestimmte Tipps und Tricks werden genannt
  • Das eigene Geschäftsmodell wird transparent gemacht


Und ganz wichtig: Mehr Follower sind nicht gleich besser. Eine Schweizer Studie hat Finfluencer im englischsprachigen Raum untersucht. Dabei kam heraus, dass 56 Prozent von ihnen schlechtere Rendite erzielten als der Gesamtmarkt - vor allem diejenigen mit vielen Followern.

Vertrauen ist gut gut, Kontrolle ist besser: Die Informationen sollte man selber immer nochmal auf ihre Wahrheit überprüfen.

Quellen und weiterführende Links

Mehr zum Thema Finanzen:

Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 30. Oktober 2024 | 17:15 Uhr