GesundheitWechseljahre bei Männern - Gibt es das?
Inhalt des Artikels:
Um die wichtigste Frage zuerst zu beantworten: Nein, Wechseljahre bei Männern gibt es nicht - zumindest nicht so wie bei der Frau. Aber Krisen in der Lebensmitte gibt es schon.
Mythos: Wechseljahre beim Mann
Klar ist: Während Frauen ab einem bestimmten Alter mit den Wechseljahren eine drastische hormonelle Umstellung erfahren, die klar abgrenzbar ist, gibt es bei Männern keine allgemeine und abrupte hormonelle Veränderung. Der Begriff "Wechseljahre beim Mann" ist daher irreführend.
Was steckt hinter den Beschwerden?
Aber wer oder was ist schuld an der männlichen Erschöpfung in der Lebensmitte? Eine erste Entwarnung kann schon einmal gegeben werden: Der Hoden ist so gut wie nie der Übeltäter, denn die dortigen Keimdrüsen produzieren auch im besten Alter noch genügend Geschlechtshormone.
Vielmehr spielen Faktoren wie Übergewicht und gesundheitliche Probleme (z.B. das metabolische Syndrom oder Diabetes) oft eine zentrale Rolle, da diese den Testosteronspiegel stärker beeinflussen als das Alter allein.
Gesundheitliche Probleme und Testosteronmangel
Wenn signifikant zu wenig Testosteron da ist, merken Männer das: Sie haben keine Lust auf Sex, fühlen sich abgeschlagen und müde, haben Probleme beim Muskelaufbau. Rund fünf Prozent der Männer leiden unter einem Testosteronmangel.
Wir sehen immer am besten, was Testosteron macht, wenn es fehlt.
Prof. Dr. Michael Zitzmann, Endokrinologe, Androloge und Sexualmediziner | MDR
Auch wenn die Erzeugung des männlichen Sexualhormons nur langsam nachlässt, ist die Verschreibung von Testosteronpräparaten in den letzten Jahren gestiegen. Es ist auf jeden Fall ratsam, bei Symptomen einen Bluttest beim Arzt zu machen, um zu überprüfen, ob man selbst einen zu geringen Testosteronwert hat.
Empfiehlt sich dann eine Hormonersatztherapie? Das kann helfen, doch es gilt, genauer hinzuschauen: Wenn Mann noch einen Kinderwunsch hat, ist eine Testosteron-Ersatztherapie nicht zu empfehlen - sie kann die Spermienbildung hemmen. Auch die Prostata sollte dann im Auge behalten werden.
Männer in der Lebenskrise
Auch ohne nachgewiesenen Testosteronmangel haben viele Männer ab 40 Probleme und fühlen sich nicht mehr so leistungsfähig wie früher. Doch das gesellschaftliche Bild des "starken Mannes" führt möglicherweise dazu, dass es häufig einige Zeit dauert, bis Männer sich eingestehen, dass sie in einer Krise sind. Auch darüber zu sprechen, fällt vielen Männern schwer. Kompensiert wird der drohende Verlust des Selbstbildes dann oftmals durch noch mehr Arbeit, mehr Sport - über die eigene Situation nachdenken, wird lieber vermieden.
Es sind auch Veränderungen im eigenen Leben, die einen in die Krise führen können: Die Kinder ziehen aus dem Elternhaus aus, die Beziehung zu Partner bzw. Partnerin muss neu definiert werden oder berufliche Einschnitte stehen an. Die Angst vorm Älterwerden setzt ein. Das macht sich auch im Körper bemerkbar.
Symptome: Wie sich die Lebenskrise beim Mann äußert
Eingebildet sind die Beschwerden von Männern dennoch nicht. Auch wenn es keine männlichen Wechseljahre gibt, leiden 50 Prozent an ähnlichen Beschwerden wie Frauen in ihren Wechseljahren. Die Symptome bei Männern können sich wie folgt äußern:
- Erektionsprobleme
- Knochen- und Gelenkbeschwerden
- Abnahme der Muskelmasse
- Einlagerung von Bauchfett
- Konzentrationsprobleme,
- vermehrtes Schwitzen
- Nervosität
- Schwindelgefühl
- Antriebslosigkeit/ Müdigkeit
- Depression
Was in der Midlife-Crisis hilft
Tatsächlich kann ein gesünderer und aktiverer Lebensstil helfen. Von Sport, Bewegung und Ernährungsumstellung kann auch die Psyche profitieren. Mit den Pfunden verschwindet dann oftmals die Abgeschlagenheit, die Stimmung bessert sich und auch Blutdruck und Blutzuckerspiegel kommen ins Lot. So lässt sich auch ohne Pillen der Testosteronhaushalt anheben.
Vielleicht lassen sich diese Veränderungen ja auch gemeinsam mit dem Partner oder der Partnerin umsetzen? Dann macht es auch mehr Spaß und fällt leichter.
Quellen und weiterführende Links
(Dieser Beitrag wurde am 01.09.2022 erstmals veröffentlicht und am 12.11.2024 aktualisiert.)
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