Donald Trump Was ist ein Narzisst? Und was kann man dagegen tun?

09. November 2020, 18:33 Uhr

Ein Narzisst ist süchtig nach Aufmerksamkeit und Lob, kann sich aber nicht in andere Menschen einfühlen. Geht etwas schief, flippt er aus. Das klingt nach Donald Trump. BRISANT sagt, wie man diese Persönlichkeitsstörung behandelt.

Obgleich der künftige Präsident der USA faktisch feststeht - Demokrat Joe Biden hat deutlich mehr Wahlmännerstimmen als Donald Trump - will der Amtsinhaber seine Niederlage einfach nicht eingestehen.

Trump erklärte sich vorzeitig zum Wahlsieger und twittert sich seitdem die Finger wund. Er unterstellt Wahlbetrug, droht und schürt mit seinen Worten Angst und Hass unter seinen Anhängern. Trumps Verhalten ist zunehmend geprägt von Lügen und Realitätsverlust - leidet Donald Trump unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung?

US-Psychiater sagen "Ja". Sie warnten bereits  2018 in einem Buch vor Donald Trump. Sie diagnostizierten "ungezügelten und extremen Gegenwarts-Hedonismus", "Soziopathie" und nannten ihn "eine vermutlich amtsunfähige Person".

Was ist eine narzisstische Persönlichkeitsstörung?

Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung ist eine tiefgreifende Störung der Persönlichkeit, bei der ein mangelndes Selbstwertgefühl und eine starke Empfindlichkeit gegenüber Kritik bestehen. Die Betroffenen neigen dazu, sich nach außen hin als großartig zu präsentieren. (Quelle: therapie.de)

Vermutlich ist weniger als ein Prozent der Bevölkerung von der narzisstischen Persönlichkeitsstörung betroffen. Darunter sind 75 Prozent Männer und 25 Prozent Frauen. Die Störung beginnt in der Jugend oder im frühen Erwachsenenalter und wird häufig zusammen mit anderen Persönlichkeitsstörungen beobachtet, zum Beispiel Borderline - wenn Betroffene ihre Gefühle nicht regulieren können, sowohl mit sich selbst als auch mit anderen - oder einer Depression.

Narzissmus
Nur das Selbst zählt? Bildrechte: Colourbox.de

Zwichen Selbstüberschätzung und Rachsucht

Professor Stefan Röpke von der Universitätsmedizin Charité unterscheidet zwei Seiten einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung: den grandiosen und den vulnerablen, also verletzlichen Narzissmus.

Ein gesundes Selbstwertgefühl ist etwas Positives, weil es dem Menschen um die Verwirklichung eigener Ziele geht. Einem narzisstischen Menschen geht es um den Eindruck, den andere von ihm haben: Gewinner zu sein, besser oder gar außergewöhnlich zu sein.

Prof. Stefan Röpke

Auch Phantasien von Macht spielen eine Rolle. Das beschreibt Röpke als die "grandiose Phase" - wo also alles super läuft.

Wenn aber ein Plan schief läuft, treten die Narzissten in die "vulnerable Phase" ein. Sie übernehmen dann aber keine Verantwortung für ihre vermeintlichen "Fehler" - denn die machen sie ja nicht.

Diese Menschen neigen dazu, bei Fehlern nicht mit Schuld zu reagieren, sondern mit Selbstabwertung und Scham. Das ist aber für sie so wenig aushaltbar, dass sie mit Wut, Rachsucht und Aggressivität reagieren.

Prof. Stefan Röpke

So stellt man die Diagnose

  • Betroffene überschätzen eigene Talente und Wichtigkeit
  • benötigen über die Maßen Lob und Bewunderung
  • sind arrogant und hochmütig
  • phantasieren von grenzenloser Macht, Schönheit, Erfolg, Liebe
  • auf ihre Erwartungen muss eingegangen werden, Kompromisse gibt es nicht
  • nutzen andere aus, um eigene Ziele zu erreichen
  • sind zerfressen vom Neid anderer
  • werten die Leistungen anderer ab
  • können sich nicht in andere Menschen hineinversetzen
  • reagieren überempfindlich auf Kritik

Diese Therapiemöglichkeiten gibt es

Die Behandlung erfolgt mit Psychotherapie. Heilbar ist die Persönlichkeitsstörung nicht, aber zu lindern.

Der Patient soll in erster Linie die Fähigkeit lernen, Gefühle seiner Mitmenschen zu verstehen. Weitere Ziele sind, sich bei Aufregung selbst zu beruhigen anstatt aggressiv um sich zu schlagen, sowie mit den Mitmenschen in eine gleichwertige Beziehung zu treten.

Eine Gruppentherapie kann helfen, in Rollenspielen den Blickwinkel anderer zu verstehen und das Einfühlungsvermögen zu verbessern.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 09. November 2020 | 17:15 Uhr

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