Tierärzte und Helfer im Einsatz bei einer Tierseuchenübung. In Zusammenarbeit mit weiteren Kreisen probt der Ennepe-Ruhr-Kreis, was bei einem Ausbruch der Vogelgrippe zu tun wäre.
Nur eine Übung, aber die Behörden wollen vorbereitet sein, wenn die Vogelgrippe weiter um sich greift. Bildrechte: picture alliance/dpa | Christoph Reichwein

Fälle in den USA Vogelgrippe breitet sich aus: Droht eine neue Pandemie?

09. Juli 2024, 14:42 Uhr

Ein Mann im Porträt
Bildrechte: Raphaela Fietta

Schon wieder eine Pandemie? Ach nee, danke! Hatten wir gerade erst. War nicht so schön. Dennoch sind einige Virologen gerade in Sorge, dass uns so etwas tatsächlich drohen könnte. Der Grund: Fälle von Vogelgrippe in den USA. Dort ist das Virus H5N1 offenbar von Wildvögeln auf Milchvieh übergesprungen. Spuren des Vogelgrippe-Virus wurden sogar in der Milch entdeckt.

Bedrohung aktuell gering

Zum Team der besorgten Wissenschaftler gehört auch Virologe Christian Drosten: "So etwas hat es vorher noch nicht gegeben, solche extrem großen Ausbrüche bei Kühen – alle Fachleute sind besorgt. [...] Es kann auch schon der Anlauf zu einer nächsten Pandemie sein, den wir hier live mitverfolgen."

Milchkühe im Stall
Zwölf US-Bundesstaaten melden aktuell Fälle von Vogelgrippe bei Kühen. Bildrechte: IMAGO/Funke Foto Services

"Es scheint fast wie eine Pandemie, die sich in Zeitlupe ausbreitet", sagt auch US-Mikrobiologe Scott Hensley. "Momentan ist die Bedrohung ziemlich gering, aber das könnte sich schlagartig ändern."

Was war passiert? Seit rund vier Jahren beobachten Wissenschaftler das Vogelgrippe-Virus H5N1 bei Zugvögeln. Nun wurde es erstmals bei 129 Milchvieh-Herden in zwölf US-Bundesstaaten entdeckt. Vier Menschen, die in den Ställen gearbeitet haben, hatten sich anschließend ebenfalls mit dem Virus infiziert.

Die Sorge ist, dass es nun doch irgendwie mutiert und sich letztlich auch von Mensch und Mensch überträgt.

Frau mit Maske 44 min
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44 min

ARD Wissen Mo 06.11.2023 08:00Uhr 44:11 min

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Bis nur wenige infizierte Menschen

Also doch Grund zur Sorge? So einig sind sich die Wissenschaftler da nicht, einige sind sogar recht entspannt. Virologe Alexander Kekulé gehört zu ihnen. Kekulé sagte dem MDR, das H5N1-Virus schaffe es nicht, sich an die menschlichen Atemwege anzupassen. Für eine Pandemie müsste sich das Virus aber über die Luft ausbreiten.

Alexander Kekulé
Auch Virologe Alexander Kekulé schließt eine neue Pandemie nicht aus, hält sie aber aktuell für wenig wahrscheinlich. Bildrechte: IMAGO / Eventpress

Zu wenige Daten über Verbreitung der Vogelgrippe

Einig sind sich beide Teams von Wissenschaftlern immerhin, dass es im Moment zu wenige Daten gibt. "Wir wissen noch nicht, wie häufig sich Menschen infizieren, die mit diesen infizierten Kühen zu tun haben", sagt Virologe Christian Drosten.

Wünschenswert sei, dass in den USA jetzt entschlossen vorgegangen werde: "Mit Quarantäne. Dass man also versucht, die infizierten Bestände zu isolieren; schaut, wo Menschen Kontakt hatten, ob sie Antikörper im Blut haben. Über bestimmte Hygienemaßnahmen nachdenkt. Und auch darüber, Kühe zu impfen."

Gänse im Flug
Wildvögel übertragen das H5N1-Virus. Bisher verbreitet es sich aber nicht von Mensch zu Mensch. Bildrechte: picture alliance/dpa/Deutsche Presse-Agentur GmbH | Klaus-Dietmar Gabbert

Länder denken über Impfungen nach

Zumindest beim Thema Impfung tut sich offenbar was: Einige Länder ergreifen bereits Schutzmaßnahmen. So haben sich die USA und Europa Dosen eines Impfstoffs gesichert, der für Risikogruppen wie Landwirte oder Laborarbeiter verwendet werden könnte. Finnland wird voraussichtlich das erste Land sein, das Beschäftigte in Pelz- und Geflügelfarmen sowie Mitarbeiter von Tiergesundheitsdiensten impft.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 02. Juli 2024 | 17:15 Uhr

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