Ursache, Test, FörderungLegasthenie - So erkennen Sie die Lese-Rechtschreibstörung
Ist mein Kind nur langsam oder leidet es an Legasthenie? So läuft ein Test ab, diese Symptome gibt es und so finden Sie eine Therapie - auch für Erwachsene:
Inhalt des Artikels:
Was haben Arnold Schwarzenegger, Bodo Ramelow und Keira Knightley gemeinsam? Sie alle leiden unter Legasthenie - und sie reden öffentlich darüber.
Das hilft vielen Betroffenen, denn noch immer wird die Lese-Rechtschreibstörung mit mangelnder Intelligenz in Verbindung gebracht - zu Unrecht.
Doch wie äußert sich Legasthenie genau, was sind die Ursachen und welche Therapien und Fördermöglichkeiten gibt es?
Was ist Legasthenie?
Unter einer Legasthenie bzw. Lese-Rechtschreibstörung (LRS) leiden Menschen, die gravierende Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und/oder Schreibens haben. Eine Legasthenie-Diagnose sagt nichts über die allgemeine Intelligenz aus. Betroffen sind auch nicht alle Bereiche des Lernens, sondern nur das Erlernen von Schreiben und Lesen. International wird auch häufig der Begriff Dyslexie verwendet.
Laut Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. sind etwa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung in Deutschland von Legasthenie betroffen - Jungen häufiger als Mädchen.
Man geht davon aus, dass die Lese-Rechtschreibstörung genetisch bedingt ist. Bei einer Lese-Rechtschreibschwäche liegen dagegen als Ursache äußere Umstände wie familiäre Probleme oder eine längere (krankheitsbedingte) Fehlzeit in der Schule vor.
Wie erkennt man Legasthenie - was sind Symptome und Anzeichen?
Alle Kinder machen zunächst Fehler, wenn sie lesen und schreiben lernen. Bei Kindern mit Legasthenie zeigen sich diese Fehler jedoch wesentlich öfter. Zudem bleiben die Probleme über längere Zeit bestehen.
Typische Anzeichen beim Lesen sind u.a.:
- langsames Lesen
- häufiges Stocken oder Verlieren der Zeile im Text
- Weglassen, Vertauschen oder Hinzufügen von Wörtern, Silben oder einzelnen Buchstaben
- Lesen ohne Betonung
- Buchstaben werden als Einzellaute gelesen und können schlechter miteinander verschmolzen werden
- Betroffene haben Schwierigkeiten, Inhalte gelesener Texte wiederzugeben
Anzeichen beim Schreiben sind beispielsweise:
- Ähnlich aussehende Buchstaben werden verwechselt
- Buchstaben, Silben und Wörter werden vertauscht oder weggelassen
- Das Schreiben von Buchstaben, Wörtern und Sätzen fällt schwer
- viele Fehler bei Diktaten und auch beim Abschreiben von Texten
- oft unleserliche Handschrift
Auch in anderen Schulfächern können Schwierigkeiten auftreten. Probleme mit grundlegenden Rechenarten wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division können Anzeichen für eine zusätzlich auftretende Dyskalkulie (Rechenstörung) sein.
LegasthenieLaut der Weltgesundheitsorganisation WHO liegt eine Legasthenie dann vor, wenn anhaltende Lese- und Rechtschreibschwächen NICHT auf das Entwicklungsalter, eine unterdurchschnittliche Intelligenz, fehlende Beschulung, psychische Erkrankung oder Hirnschädigung zurückgeführt werden können.
Was sind Gründe für Legasthenie?
Die Ursachen von Legasthenie sind nach wie vor nicht vollständig geklärt. Hat ein Elternteil Legasthenie, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind selbst eine Lese- und/oder Rechtschreibstörung entwickelt, erhöht.
Forscher der TU Dresden konnten jetzt erstmals zeigen, dass Legasthenie mit Veränderungen in der Funktion und Struktur eines bestimmten Teils des menschlichen Gehirns, dem visuellen Thalamus, zusammenhängt. Dieser verbindet die Augen mit der Großhirnrinde. Besonders deutlich sind die Veränderungen bei männlichen Betroffenen.
Legasthenie - Die Diagnose bei Kindern
Wenn Sie den Eindruck haben, Ihr Kind könnte von Legasthenie betroffen sein, ist eine ärztliche Diagnose wichtig. Je eher die Störung festgestellt wird, desto besser kann Ihrem Kind geholfen werden.
Die Diagnose stellen Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie oder Kinder- und Jugendpsychotherapeuten.
Zur Diagnose gehören ein ausführliches Gespräch, mehrere Tests sowie ein standartisiertes Testverfahren, mit dem u.a. das Lesetempo, die Lesefehler und das Leseverständnis bei Ihrem Kind überprüft werden.
Oftmals wird empfohlen, diese Tests erst ab der zweiten Klasse durchzuführen - vorher gibt es bei Kindern noch zu viele individuelle Unterschiede.
Tipp: Bei Fragen zum Thema Diagnostik bietet der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. ein Beratungstelefon (Tel. 0228 / 38 75 50 54) und einen Elternratgeber Legasthenie zum Herunterladen an.
Wie kann ich mein Kind unterstützen?
Verständnis und Geduld sind für Ihr Kind am wichtigsten. Hat Ihr Kind die Diagnose Legasthenie erhalten, trainiert ein ausgebildeter Therapeut oder eine Therapeutin mit dem Kind zusammen. Auch Zuhause können Sie mit Ihrem Kind üben.
Unterstützung bei der Therapeutensuche finden Sie hier.
In der Schule kann ein sogenannter Nachteilsausgleich beantragt werden. Ihr Kind erhält dadurch Kinder mehr Zeit für schriftliche Aufgaben, kann sich anders in den Unterricht einbringen oder auch Hilfsmittel verwenden. Dadurch löst sich oftmals auch der Druck für die betroffenen Kinder.
Legasthenie bei Erwachsenen
Auch Erwachsene leiden an den Folgen einer Lese-Rechtschreibstörung, insbesondere, wenn sie als Kind keine angemessene Hilfe bekommen haben oder ihre Legasthenie nicht diagnostiziert wurde.
Doch für eine Legasthenie-Therapie ist man nie zu alt: Fachliche Hilfe kann auch später im Leben einen positiven Effekt auf die Lese- bzw. Rechtschreibfähigkeit haben.
Die medizinische Diagnostik kann bei Erwachsenen durch Psychiater oder psychologische Psychotherapeuten vorgenommen werden.
Quellen und weiterführende Links
Kinder und Familie
Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 10. September 2024 | 17:15 Uhr