
Gesetzliche Krankenversicherung Krankenkassen erhöhen Beiträge: Was kann man tun und wann lohnt sich ein Wechsel?
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06. Januar 2023, 15:43 Uhr
Millionen gesetzlich Krankenversicherte müssen ab 2023 mehr zahlen. Insgesamt 54 von 71 Krankenkassen haben ihre Beiträge bereits erhöht, so Stiftung Warentest. Nur zwei Krankenkassen haben ihre Beiträge gesenkt. Was kann man als Verbraucher tun und wann lohnt sich ein Wechsel?
Im Oktober 2022 hatte das Bundesgesundheitsministerium den durchschnittlichen Zusatzbeitrag für Krankenkassen auf 1,5 Prozent angehoben. Laut dem Spitzenverband der gesetzlichen Kassen (GKV) sind mehr als 85 Prozent der Kassenmitglieder von der Erhöhung der Zusatzbeiträge betroffen. Doch obwohl die meisten Krankenversicherungen ihre Beiträge erhöhen, gibt es auch Ausnahmen.
Welche Krankenkassen erhöhen nicht?
Wer zum Beispiel Mitglied bei der Barmer und Techniker Krankenkasse ist, dürfte sich freuen. Beide Krankenkassen erhöhen ihre Beiträge im neuen Jahr nämlich nicht. Während die Barmer bei einem Zusatzbeitrag von 1,5 Prozent bleibt, bleibt der Betrag bei der Techniker Krankenkasse weiterhin unter dem bundesweiten Durchschnitt von 1,2 Prozent.
Auch bei Krankenkassen wie HEK, KKH, Knappschaft, Novitas BKK und Viactiv ist bisher mit keiner Erhöhung der Beiträge in 2023 zu rechnen. Die BKK Herkules und die SKD BKK haben ihren Zusatzbeitrag sogar gesenkt. Diese beiden Krankenversicherungen sind bislang jedoch die einzigen.
Anders sieht es hingegen bei Krankenkassen wie der AOK Plus aus. Die Krankenkasse galt bislang als relativ günstige Alternative für gesetzlich Krankenversicherte. Seit Januar 2023 hat die Versicherung die Beiträge aber ebenfalls um 0,3 Prozentpunkte erhöht. Statt bei 1,2 Prozent liegt der Zusatzbeitrag nun bei 1,5 Prozent für die fast 3,5 Millionen Versicherten.
Aktuelle Beitragssätze aller Krankenkassen können Versicherte auch auf der Homepage des GKV-Spitzenverbandes einsehen und vergleichen.
Informieren mich Krankenkassen über eine Erhöhung?
Normalerweise werden Versicherte über eine Erhöhung der Beitragssätze schriftlich informiert. In diesem Jahr ist dies allerdings nicht der Fall. Aufgrund einer Regelung, die der Bundestag beschlossen hat, sind Versicherungen bis Juni 2023 nicht dazu verpflichtet, Versicherte im Fall einer Erhöhung zu informieren.
Künftig werden Versicherte also die Mitgliederzeitschrift ihrer Krankenkasse sorgfältig durchlesen oder sich regelmäßig auf der Homepage der jeweiligen Krankenkasse über eine etwaige Erhöhung selbst informieren müssen.
Besonderes Kündigungsrecht bei Preiserhöhung?
Was viele Versicherte vielleicht nicht wissen: Wenn Krankenkassen den Zusatzbeitrag erhöhen, hat man ein Sonderkündigungsrecht. Man kann also die Versicherung kündigen, ohne die normalen Kündigungsfristen beachten zu müssen. Dieses Recht gilt allerdings nur bis zum Ende des Monats, in dem die Erhöhung greift.
Wer also ab Januar 2023 einen höheren Zusatzbeitrag zahlen muss, kann bis Ende Januar seiner Krankenkasse kündigen und sich bei einer neuen Kasse versichern. Wer die Frist für eine solche Kündigung verpasst, hat natürlich trotzdem das Recht, seine Versicherung zu kündigen. Allerdings gelten dann wieder die normalen Kündigungsfristen der jeweiligen Versicherung. In der Regel beträgt die Frist etwa zwei Monate, wenn man bereits seit einem Jahr bei der Krankenkasse versichert ist.
Wie kündige ich meine Krankenversicherung?
Die Krankenversicherung zu wechseln, ist im Prinzip ziemlich simpel. Nach einem Antrag bei der neuen Kasse übernimmt diese meist die Kündigung bei der alten. Einzig der Arbeitgeber muss noch vom Wechsel zu einer anderen Kasse informiert werden.
Lohnt sich ein Wechsel?
Vor einem Wechsel sollte man sich genau über das jeweilige Leistungsangebot der Krankenkasse informieren. Denn nicht nur der Beitragssatz sollte beachtet werden, sondern auch die umfassenden Leistungen, die die Versicherung bietet. Dabei sollte man vor allem auf ein gutes Gesamtpaket aus Service, freiwilligen Zusatzleistungen und niedrigem Beitrag achten.
Die meisten Leistungen der Kassen sind zwar gesetzlich vorgegeben, in einigen Bereichen dürfen aber Extras angeboten werden. Darunter können zum Beispiel die professionelle Zahnreinigung oder finanzielle Bezuschussung für den nächsten Sportkurs fallen. Auch in Sachen Vorsorge wie Krebsfrüherkennung oder Schutzimpfungen unterscheiden sich die Kassen.
Laut einem Krankenkassenvergleich im Januar 2022 von Finanztip haben HKK, IKK Classic, Big direkt gesund, BKK VBU und Energie-BKK am besten abgeschnitten. Einen aktuellen Vergleich aller Leistungen der Krankenkassen können sich Versicherte zum Beispiel auf den Seiten von Finanztip oder anderen Vergleichsportalen ansehen.
BRISANT/AFP/dpa/MDR/Finanztip/Stiftung Warentest
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 03. Januar 2023 | 17:15 Uhr