Neue Studie Energy Drinks: Höheres Risiko für plötzlichen Herztod

17. Juni 2024, 20:03 Uhr

Ob auf Partys, beim Lernen oder nächtelangem Zocken: Energy Drinks sollen die Leistungsfähigkeit steigern, halten wach und sind vor allem bei jungen Menschen beliebt. Nach Angaben der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) konsumieren etwa 60 Prozent der Deutschen im Alter zwischen 10 und 18 solche Drinks, 37 Prozent zusammen mit Alkohol. Dabei scheint zu gelten: Je schriller, desto besser.

Machen Energy Drinks krank?

Das Problem: Die Muntermacher stehen im Verdacht, krank zu machen. Wer die koffeinhaltigen Erfrischungsgetränke häufig oder in zu hohen Mengen zu sich nimmt, steigert sein Risiko für Herzkrankheiten. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Studie aus dem Jahr 2024, die in der Fachzeitschrift "Heart Rhythm" veröffentlicht wurde.

Den Forschern zufolge stellt der Konsum von Energy Drinks vor allem bei Menschen mit genetisch bedingten Herzerkrankungen ein signifikantes Risiko für Herzrhythmusstörungen und einen plötzlichen Herztod dar.

Eine Frau hält eine Dose in der Hand und hält den Daumen der anderen Hand nach unten.
Zu viel und zu häufig Energy Drinks? Das kann zu gesundheitlichen Problemen führen. (Symbolbild) Bildrechte: Colourbox.de

Forscher: Besorgniserregendes Ergebnis

Für die Studie hatten Ärzte der Mayo Clinic in Rochester im US-Bundesstaat Minnesota 144 Überlebende eines plötzlichen Herzstillstands im Alter zwischen 21 und 37 Jahren befragt. Die Forscher fanden heraus: Jeder 20. Überlebende hatte unmittelbar vor dem Herzstillstand mindestens einen Energy Drink zu sich genommen. Das Ergebnis sei zwar nur ein Hinweis auf einen Zusammenhang, dennoch bezeichneten die Forscher ihre Entdeckungen als "besorgniserregend".

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung rät Patienten mit Bluthochdruck oder Herzerkrankungen zumindest zur Zurückhaltung beim Konsum von den wachmachenden Limonaden. Mehrere Todesfälle innerhalb Europas könnten im Zusammenhang mit dem Genuss stehen, oftmals nach der beliebten Drink-Kombination "Wodka Red Bull".

Eine Grafik zeigt junge Leute bein einer Strandparty.
Keine gute Party ohne Wodka-Red-Bull? Auch hier gilt: Auf die Dosis achten. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO/VectorFusionArt

Wie viel Koffein ist gefährlich?

Um das Risiko zu verringern, hat die EFSA hat Höchstmengen von Koffein festgelegt, die - pro Tag genossen - unbedenklich sind.

400 Milligramm (mg) Koffein gelten für gesunde Erwachsene als unbedenklich, Schwangere sollten nicht mehr als 200 mg zu sich nehmen. 400 mg entspricht etwa vier Tassen Filterkaffee oder fünf handelsübliche Energy-Drink-Dosen (250 ml).

Für Kinder und Jugendliche gelten 3 mg Koffein pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag als sicher. Was aber bedeutet, dass ein 40 kg schweres Kind 1,5 Dosen Energy-Limo am Tag trinken dürfte.

Eine junge Frau trinkt einen Energydrink.
Gegen einen Energydrink ab und zu ist nichts einzuwenden. Bildrechte: IMAGO / Michael Eichhammer

Wo steckt wie viel Koffein drin?

Die Stiftung Warentest hat beliebte Lebensmittel nach Menge und Koffeingehalt aufgelistet. Dabei gilt, dass es - je nach Marke - große Unterschiede innerhalb einer Produktgruppe geben kann. Beispiele sind Cola oder Kaffee.

  • Espresso: 50 ml enthalten 50-60 mg Koffein
  • Filterkaffee: 125 ml enthalten 80-120 mg Koffein
  • Tee: 125 ml enthalten 30-60 mg Koffein
  • Cola: 200 ml enthalten 30-70 mg Koffein
  • Kakao: 125 ml enthalten 2-5 mg Koffein
  • Milchschokolade: 100 g enthalten 15-20 mg Koffein
  • Zartbitterschokolade: 100 g enthalten 10-80 mg Koffein
  • Schokokuchen: 1 Stück enthält 25 mg Koffein

Welche Rolle spielen Taurin und Co.?

Energy Drinks werden wegen ihrer zusätzlichen Substanzen - zum Beispiel Taurin - häufig kritischer gesehen, als koffeinhaltiger Kaffee. Die Wechselwirkungen, vor allem die Auswirkungen auf das Herz, sind bislang nicht detailliert erforscht. Es besteht der Verdacht, dass Taurin die Wirkung von Koffein erhöht. Auch hier scheint zu gelten: Die Dosis macht das Gift.

Taurin ist... ...eine Aminosäure. Der Körper produziert sie selbst. Taurin steckt in den Muskeln und sorgt für regelmäßigen Herzschlag. Inosit und Glucuronolacton, die ebenfalls in Energy Drinks sein können, sind ebenfalls körpereigene Stoffe. Beide sorgen für funktionierende Zellen.

Gesetzliche Höchstmengen für Zusätze in Energy Drinks

  • Koffein: 320 mg/l
  • Taurin: 4.000 mg/l
  • Inosit: 200 mg/l
  • Glucuronolacton: 2.400 mg/l

Zugesetzt werden neben Unmengen von Zucker oder Süßstoffen auch Farbstoffe wie Chinolingelb (E104), Azorubin (E122) oder Brillantblau (E133). Diese Zusätze können für Allergiker problematisch sein.

Junges Mädchen trinkt einen Energydrink aus der Dose.
Bis zu 24 Stück Zucker stecken in einer einzigen Dose! Bildrechte: IMAGO

Überblick: Wann sollte man Energy Drinks nicht trinken?

  • vor/während/nach dem Sport
  • zusammen mit Alkohol
  • wenn man unter Bluthochdruck oder Herzkrankheiten leidet

Denn dann könnte der süße Muntermacher nicht nur zu schweren Herzrhythmusstörungen oder zu Nierenversagen führen, sondern, wie die neue Studie nahe legt, auch zu einem plötzlichen Herztod.

Hinweis Dieser Beitrag wurde am 06.05.21 erstmals veröffentlicht und am 11.06.2024 umfassend aktualisiert.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 17. Juni 2024 | 17:15 Uhr

Weitere Themen