Sexualisierte GewaltK.-o.-Tropfen - So schützt man sich davor
Es ist die Horrorvorstellung vieler Frauen: Man hat Spaß beim Feiern und plötzlich: der Blackout. Und der Verdacht, sogenannte K.-o.-Tropfen ins Getränk gemischt bekommen zu haben. Wie wirken diese Drogen und wie kann man sich davor schützen?
Inhalt des Artikels:
Was sind K.-o.-Tropfen?
Der Name trügt: Nicht immer sind K.-o.-Tropfen tatsächlich flüssig, es gibt sie auch in Pulver- und Tablettenform. Wenn von K.-o.-Tropfen die Rede ist, ist meistens GHB oder GBL gemeint, auch als "Liquid Ecstasy" bekannt. Eine Droge, die auch als Party-Droge bekannt ist.
Bei dem Begriff K.-o.-Tropfen, der vom englischen Wort "knockout" kommt, geht es jedoch um den unfreiwilligen Konsum: Laut der Berliner Kampagne "K.-o.-Tropfen – Nein Danke" werden Betroffenen auch Ketamin, Benzodiazepine wie Rohypnol oder andere Downer in den Drink gemischt. Wie oft und in welcher Menge, ist oft unklar. Denn eine einheitliche Statistik gibt es dazu in Deutschland nicht.
Sogenannte "Downer", also Drogen mit beruhigender Wirkung, sollen die Opfer wehr- oder willenlos machen, um sie vergewaltigen oder ausrauben zu können.
Da sie farblos sind und kaum Geschmack haben, können sie unbemerkt und in hohen Dosen in Getränke oder Speisen gemischt werden. Vor allem in alkoholischen Getränken sind K.-o.-Tropfen meist nicht wahrnehmbar.
Filmriss & Blackout: Wie wirken K.-o.-Tropfen?
Nicht immer führen K.-o.-Tropfen zu einem kompletten Blackout oder zur Bewusstlosigkeit. Die Wirkung hängt ganz von der Dosierung, der jeweiligen Substanz und dem gleichzeitigen Konsum anderer Rauschmittel wie zum Beispiel Alkohol ab.
Die ersten Symptome machen sich meist nach zehn bis 20 Minuten bemerkbar: Schwindel und Übelkeit, oft gefolgt von Gedächtnisverlust, so die Erkenntnisse der Opferberatungsstellen. In der Regel haben die Opfer im Nachhinein keinerlei Erinnerungen, was von Beginn der Wirkung der Tropfen bis zu deren Abklingen geschehen ist.
Laut dem Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe in Deutschland kann GHB insbesondere in Verbindung mit Alkohol und anderen Drogen lebensgefährlich sein.
Betäubungsmittelgesetz: Sind K.-o.-Tropfen verboten?
Die Partydroge GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure) fällt unter das Betäubungsmittelgesetz. Das bedeutet, dass der Besitz, Kauf, Handel, die Abgabe und Verabreichung der Droge strafbar sind.
Die Substanz GBL (Gamma-Butyrolacton) ist dagegen leicht zu beschaffen, da sie sowohl in Lösungsmitteln als auch Fleckenentfernern enthalten ist. Sie unterliegt keinen Beschränkungen durch das Betäubungsmittelgesetz. Die Verabreichung von GBL an ahnungslose Personen ist natürlich trotzdem strafbar.
K.-o.-Tropfen nur wenige Stunden nachweisbar
Die Nachweisdauer im Blut beträgt ca. 6 Stunden, im Urin etwa 12 Stunden nach dem Konsum. Danach ist eine Unterscheidung vom natürlichen GHB-Spiegel kaum möglich. Selbst wenn Betroffene also einen Tag nach der Tat zum Arzt oder zur Polizei gehen, sind mögliche K.-o.-Tropfen im Blut oder Urin oft gar nicht mehr nachweisbar.
GHB-Test als Armband und Teststreifen
Auf dem Markt ist ein Armband, das als Schnelltest fungiert und Getränke auf K.-o.-Tropfen testen kann. Das soll potenzielle Täter abschrecken.
Das Papierarmband sieht aus wie ein Festivalbändchen, kann aber viel mehr: Man gibt etwas Flüssigkeit auf den Teststreifen und wartet zwei Minuten. Verfärbt sich der Streifen blau, sind K.-o.-Tropfen im Getränk. Bleibt er weiß, ist der Test negativ.
Aktuell kann das Testarmband allerdings nur auf eine Art von K.-o.-Tropfen reagieren, nämlich auf GHB.
Eine Alternative sind Teststreifen, die zusätzlich zu GHB auch Ketamin, Scopolamin und Kokain in Getränken nachweisen können. Mit nur zwei Tropfen soll man innerhalb von 15 Sekunden das Ergebnis haben. Laut Hersteller sind die Streifen klinisch validiert.
Zu Kaufen gibt es beide Varianten zum Beispiel in Apotheken und Drogeriemärkten.
Unauffällig und diskret: Der "Check-It"–Strohhalm
Eine praktische Idee, um gefährliche Drogen im Glas rechtzeitig zu erkennen, kommt von Schülern aus Belgien. Die haben einen Strohhalm entwickelt, der vor Substanzen im Getränk warnt - den "Check–It Straw". Aus dem Schulprojekt ist heute ein Start-up geworden.
Er sieht aus wie ein gewöhnlicher schwarzer Plastikstrohhalm, hat aber ein eingebautes Warnsystem für Ketamin und GHB in Form eines Teststreifens an der Unterseite.
Kommt er mit dem Getränk in Kontakt, verfärbt sich der Streifen, wenn Drogen drin sind. Orange bedeutet, dass das Getränk Ketamin enthält, blau Farbe weist auf GHB hin.
Spikeys und Getränkedeckel
Neben den Teststreifen und dem Armband kann man auch mit anderen Hilfsmitteln sein Getränk vor K.-o.-Tropfen schützen. Sogenannte Spikeys, eine Art Stopfen, werden ganz einfach in den Flaschenhals gedrückt. Dann kann der Strohhalm hineingesteckt werden.
Getränke in Gläsern kann man noch leichter als Flaschen mit K.-o.-Tropfen versetzen. Doch auch dafür gibt es einen Schutz - eine Haube aus Silikon, die man über das Glas stülpt. Und auch die hat ein Loch für den Strohhalm.
Mythos "Anti-Vergewaltigungs"-Nagellack
Seit einigen Jahren wird die Idee immer wieder im Netz diskutiert: Ein Nagellack, der vor K.-o.-Tropfen warnt, indem er seine Farbe ändert, sobald er mit der gefährlichen Flüssigkeit in Berührung kommt. So sollen unter anderem Vergewaltigungen verhindert werden. Doch Fakt ist: Ein solches Produkt ist nie auf den Markt gekommen.
Prävention: Wie schützt man sich vor K.-o.-Tropfen?
Der Weiße Ring, ein gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten, rät zu folgenden Maßnahmen, um sich (und andere) vor K.-o.-Tropfen zu schützen:
- Glas oder Flasche bei Partys nie unbeobachtet lassen, im Zweifelsfall lieber auf das Austrinken verzichten.
- Keine offenen Getränke von Unbekannten annehmen.
- Auf das Bauchgefühl hören: Meiden Sie Personen, die Ihnen komisch vorkommen.
- Bei Unwohlsein Freunde, Bekannte oder das Personal um Hilfe bitten.
- Nicht zögern, die Party oder den Club zu verlassen.
- Bei Verdacht auf K.-o.-Tropfen an eine Ärztin wenden oder direkt in die Notaufnahme gehen.
- Zu viel Alkohol vermeiden und sich um Freunde kümmern, die zu viel getrunken haben.
- Im Zweifel immer die 110 oder die 112 anrufen!
HinweisDieser Beitrag wurde am 13.07.2021 erstmals veröffentlicht und am 27.03.2025 aktualisiert.
Quellen und weiterführende Links
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Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 27. März 2025 | 17:15 Uhr