Im TrendBambus statt Plastik - eine nachhaltige Alternative?
Ein schnell nachwachsender Rohstoff, recycelbar, natürlich - Bambus liegt im Trend. Die daraus hergestellten Produkte sollen eine umweltfreundliche Alternative zu Plastik sein. Stimmt das? Und wie nachhaltig und umweltfreundlich sind Gegenstände aus Bambus wirklich?
Bambus - ein schnell wachsender Rohstoff
Bambus ist kein Baum, sondern ein Gras. Die Sortenvielfalt reicht von wenigen Zentimeter hohen Gräsern bis zu 30 Meter hohen Wäldern. Die Halme verholzen während des Wachstums und können deshalb als Alternative zu "richtigem" Holz verwendet werden.
Viele Bambusarten wachsen extrem schnell und unkompliziert - der Moso-Bambus zeitweise bis zu einen Meter pro Tag. Dabei bindet der Bambus sehr viel CO2. Düngemittel oder zusätzliche Bewässerung sind nicht nötig.
Ein weiterer Vorteil: Viele Bambus-Arten haben ein großflächiges Wurzelsystem, aus dem ständig neue Pflanzen nachwachsen. Fällt man einen Stamm, bleibt die Pflanze dennoch am Leben. Bei einem Baum sieht das anders aus.
Günstige Materialeigenschaften
Die Holz-Industrie ist von den Materialeigenschaften des Bambus angetan: Das Holz ist sehr hart und dicht und deshalb für robuste, langlebige Möbel und Bodenbeläge bestens geeignet. Gleichzeitig ist es leicht und flexibel und eignet sich daher auch als Baumaterial oder für die Verkleidung für Elektrogeräten und sogar für Fahrradrahmen.
Wie fair ist Bambus?
Der größte Teil des hierzulande verkauften Bambus kommt aktuell aus China. Dort sind die Umwelt- und Sozialstandards vergleichsweise niedrig. Allerdings ist der Bambusanbau bislang kaum industrialisiert und vorwiegend in kleinbäuerlicher Hand.
Das FSC-Siegel findet man auf Bambusprodukten bislang kaum. Möchte man ausschließlich fair gehandelte Bambusprodukte erwerben, kann man in Weltläden oder im Internet fündig werden.
Bambus - klimaneutraler als heimisches Holz?
Ob Bambus klimaneutraler als heimisches Holz ist, ist fraglich. Für den Bambus sprechen sein vergleichsweise schnelles Wachstum, die häufige Ernte und seine hohe CO2-Speicherkapazität.
Dem entgegen stehen die weiten Transportwege des Bambus nach Europa. Denn die verursachen große Mengen schädlicher Treibhausgase. Erwirbt man Holz aus nachhaltig bewirtschafteten deutschen Wäldern, dürfte die Klimabilanz letztlich besser ausfallen.
Bambus - eine Alternative zu Plastik?
Produkte aus reiner Bambusfaser sind - im Gegensatz zu Plastik - biologisch abbaubar. Dass Bambus sehr schnell wächst und häufig geerntet werden kann, ist für die Umwelt ebenfalls ein Plus.
Bei den meisten "Bambusprodukten" handelt es sich allerdings um Mischprodukte oder um Kunststoffe, denen Bambusfasern oder Bambusholzpulver beigemischt wurden. Biologisch abbaubar sind sie dadurch nicht mehr.
Doch auch bei reinen Einweg-Bambusprodukten - wie beispielsweise die Griffe von Zahnbürsten - ist die Umweltbilanz aufgrund der langen Transportwege nicht befriedigend. Nur bei langlebigen Mehrwegprodukten kann Bambus eine umweltfreundliche Alternative zu Plastik sein.
Coffee-to-go-Becher aus Bambus
Nicht überall, wo Bambus draufsteht, steckt auch (nur) Bambus drin. Insbesondere die bunten Coffee-to-go-Becher haben zuletzt für Schlagzeilen gesorgt. Denn viele davon sollen nur zu einem Teil aus Bambus bestehen, der Rest soll eine Kunstoffbeimischung sein.
Insbesondere bei heißen Getränken können große Mengen an Formaldehyd und Melamin freigesetzt und mitgetrunken werden. Zu diesem Ergebnis kamen mehrere voneinander unabhängige Institute.
Wie erkennt man echtes Bambus-Geschirr?
Unbedenklich ist dagegen die Verwendung von reinem Bambus-Geschirr. Von reinem, unbehandeltem Bambus - beispielsweise als Schneidebrett - geht keine Gefahr aus. Man erkennt es an seiner Holzmaserung und der hell- bis dunkelbraunen Farbe. Und: Das Material ist dafür durchaus geeignet. Denn Bambus bringt antibakterielle Eigenschaften mit.
Kunststoffgeschirr mit Bambus-Beimischung ist in der Regel gefärbt oder bunt bedruckt, die Oberfläche ist matt. Da Bambuspulver und Maisstärke meist nur als Füllstoffe verwendet werden, sind Holzfasern nicht zu erkennen.
Textilien aus Bambus?
Auch bei Textilien aus Bambus ist Vorsicht geboten. Der größte Teil der sogenannten Bambus-Kleidung besteht aus Bambus-Viskose. Um die herzustellen, sind aufwändige chemikalische Prozesse notwendig, bei denen jede Menge Wasser und Energie benötigt werden und eine Reihe schädlicher Zwischenprodukte entstehen. Mit einem nachhaltigen Naturprodukt hat das kaum noch etwas zu tun.
verbraucherzentrale.de/zeit.de/BRISANT
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Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 13. Oktober 2021 | 17:15 Uhr