Kevin Kuehnert (SPD)
Kevin Kühnert führt seine persönliche Sicherheit als einen Grund für seinen Rückzug an. (Archiv) Bildrechte: IMAGO / IPON

Die wahren Gründe Kevin Kühnert: Das haben sein Partner und Krankheit mit seinem Rücktritt zu tun

25. April 2025, 11:10 Uhr

Der Rückzug von Kevin Kühnert aus der Politik im Oktober 2024 kam für viele überraschend. Der ehemalige Generalsekretär der SPD, der als großes politisches Talent und Hoffnungsträger der Partei galt, gab damals gesundheitliche Probleme als Grund für seinen Ausstieg an. Spekulationen über eine mögliche Depression machten schnell die Runde.

Nun hat sich der 35-Jährige in einem Interview mit der Zeitung "Die Zeit" noch einmal zu den Umständen geäußert, die zu seinem politischen Aus geführt haben. Und die gehen in eine ganz andere Richtung.

Kevin Kuehnert (SPD) wird unter tosendem Applaus nach seiner letzten Rede im Deutschen Bundestag verabschiedet.
Kevin Kühnert wird nach einer Rede im Bundestag im Februar 2025 von seinen Ex-Kollegen gefeiert. (Archiv) Bildrechte: IMAGO / Political-Moments

Nicht nur gesundheitliche Gründe

Demnach habe die wachsende Sorge um seine persönliche Sicherheit eine wesentliche Rolle bei seinem Rückzug gespielt. "Meine rote Linie ist da, wo Gewalt in der Luft liegt. Ich bin nur 1,70 Meter groß", so Kevin Kühnert in dem Interview.

Er schildert verschiedene Bedrohungen und Übergriffe, die er bei Auftritten als Politiker und auch in seinem Privatleben erlebt hat. Unter anderem in einer Straßenbahn mit drei Männern: "Sie haben darüber geredet, wie sie mir die Fresse polieren." Auch von einem tätlichen Angriff einer Corona-Leugnerin bei einem Wahlkampfauftritt in Detmold berichtet er.

Zunehmende Gewalt gegen Politiker

Besorgt zeigt sich Kevin Kühnert laut "Zeit" auch über die gesellschaftliche Gleichgültigkeit gegenüber der zunehmenden Gewalt gegen Politiker. "Ich bin nicht aus der Politik ausgestiegen, weil ich Angst vor ein paar Neonazis habe. Sondern weil ich zunehmend Zweifel habe, was das Thema Wehrhaftigkeit betrifft."

Früher sei er in Dresden noch als Teil der Mehrheitsgesellschaft gegen Rechtsextreme auf die Straße gegangen, so der 35-Jährige. "Heute ist es anders. Heute gibt es einen parlamentarischen Arm für all das, der enorm viel Zuspruch bekommt."

Kevin Kühnert, ehemaliger SPD- Generalsekretär
Kevin Kühnert kritisiert die wachsende gesellschaftliche Gleichgültigkeit. (Archiv) Bildrechte: picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Private Einblicke: Freund aus der FDP

Auch privat gewährt Kevin Kühnert im Interview mit der "Zeit" seltene Einblicke. So war bereits bekannt, dass er einen Freund hat, aber dass er sich in einen "Mann mit FDP-Parteibuch" verliebt hat, ist neu. Auch, was diese Partnerschaft mit dem Fan von Arminia Bielefeld gemacht hat. So habe er durch die Beziehung neu erkannt, wie wichtig der respektvolle Umgang mit politisch Andersdenkenden sei.

"Es braucht das ständige Bewusstsein, dass der politische Gegner auch recht haben könnte", so Kühnert. Diese Fähigkeit habe die Gesellschaft verlernt.

Comeback in der Politik?

Ob es für ihn jemals eine Rückkehr in die Politik gebe, will Kevin Kühnert nicht ausschließen - mit der Begründung, dass er nicht ausgestiegen sei, weil er alles lächerlich oder überflüssig gefunden habe.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 24. April 2025 | 17:15 Uhr

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