Naomi Watts, 2019
Mit nur 36 Jahren kam Naomi Watts in die Wechseljahre. Heute, fast 20 Jahre danach, kann sie offen darüber sprechen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Patrick Seeger

Tabuthema Menopause Naomi Watts: Wechseljahre mit 36

15. Mai 2024, 15:39 Uhr

Der Sommer ihres Lebens? Für Naomi Watts scheint aktuell dauerhaft die Sonne: Nicht nur, dass ihre Serie "The Watcher" international gefeiert wird, auch privat läuft es rund. Naomi Watts hat nach sechs Jahren Beziehung den Schauspieler Billy Crudup geheiratet.

Doch die 54-Jährige war nicht immer so mit sich im Reinen - im Gegenteil. Mit Mitte 30 - auf dem Höhepunkt ihrer damals noch jungen Karriere - erfuhr Naomi, dass sie in den vorzeitigen Wechseljahren ist. Keine leichte Zeit.

Naomi Watts: Schockdiagnose mit 36

Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung liegt das Durchschnittsalter für den Beginn der Menopause bei 51 Jahren. Doch für viele Frauen beginnen die Wechseljahre früher als gedacht. Nur werden sie nicht als solche erkannt. Und gesprochen wird über die Menopause sowieso nicht gern: Die Wechseljahre gelten nach wie vor als Tabuthema.

Ein Grund, weshalb sich Hollywood-Schauspielerin Naomi Watts jetzt offen wie nie zeigt und ihr Schweigen bricht.

Naomi Watts, 2020
Heute fühlt sich Naomi Watts wohler denn je. Doch früher hatte sie Angts davor, in Hollywood zu altern. "Ich hatte diese Stimmen im Hinterkopf, die mich daran erinnerten, wie alte Frauen aufs Abstellgleis geschickt werden." Bildrechte: picture alliance / Jordan Strauss/Invision/AP | Jordan Strauss

Naomi Watts: "Ich hatte das Gefühl, außer Kontrolle zu geraten."

"In einem so jungen Alter in die Menopause zu kommen, war nicht einfach, vor allem in einer Zeit, in der es so wenig Informationen darüber gab", so Naomi Watts im Interview mit "Hello!". "Stimmungsschwankungen, Nachtschweiß und Migräne … ich hatte das Gefühl, außer Kontrolle zu geraten."

Die Schauspielerin ist sich sicher: "Mir wäre der Übergang leichter gefallen, wenn die Wechseljahre nicht so ein Tabu gewesen wären, als ich zum ersten Mal Symptome verspürte." Es liege ihr am Herzen, die Menschen zu sensibilisieren und zu ehrlicheren Gesprächen anzuregen.

Der wertvollste Schritt für jede Beziehung, Partnerschaft, am Arbeitsplatz oder in der Familie besteht darin, einfach offen und ehrlich über das zu sprechen, was man durchmacht. Meistens gibt das den Menschen die Chance, einfühlsam zu sein und zu wissen, wie sie reagieren sollen. Außerdem ist es viel anstrengender, sich zu verstecken.

Naomi Watts

Naomi Watts
Naomi Watts während der Dreharbeiten zu "King Kong". In dieser Zeit erfuhr sie, dass ihre Menopause bereits eingesetzt hat. Bildrechte: IMAGO / Everett Collection

Wann spricht man von vorzeitigen Wechseljahren?

Von einer vorzeitigen Menopause spricht man, wenn die Periode bereits vor dem 40. Lebensjahr ausbleibt. Aus hormoneller Sicht ähnelt die vorzeitige Menopause der natürlichen Menopause. Die Eierstöcke produzieren viel zu wenig oder gar kein Östrogen. Der Eisprung hört vollständig oder fast vollständig auf.

Die ersten Anzeichen machen sich bei Betroffenen meist sehr unterschiedlich bemerkbar: Typisch sind Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen. Beschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche treten eher später in den Wechseljahren auf. Einige Frauen haben allerdings keine Symptome außer den ausbleibenden Menstruationsperioden.

Damenbinde mit Wecker darin
Etwa ein Prozent der Frauen sind laut der "Deutschen Menopause Gesellschaft" von einer vorzeitigen Menopause betroffen. Bildrechte: Colourbox.de

Oprah Winfrey, Drew Barrymore und Co.: Diese Stars brechen mit dem Tabu Menopause

Nicht nur Naomi Watts kämpft an vorderster Front für die Entstigmatisierung der Wechseljahre. Auch Talkshow-Legende Oprah Winfrey sprach in der Vergangenheit immer wieder schonungslos-ehrlich über ihre Menopause - und ermutigte auch andere Hollywood-Stars zu mehr Offenheit.

Oprah Winfrey
Talk-Masterin Oprah Winfrey macht die Menopause immer wieder zum Thema. Bildrechte: picture alliance / Chris Pizzello/Invision/AP | Chris Pizzello

Für ihr Web-Format "The Menopause Talk" trommelte Oprah Experten aus Forschung und Medizin, aber auch Prominente wie Drew Barrymore oder Maria Shriver zusammen.

Im Talk verriet Oprah, dass sie zwar, im Gegensatz zu vielen anderen Frauen, nie unter Hitzewallungen, dafür aber unter Herzrhythmusstörung litt. "Ich habe Tagebücher gefüllt mit: 'Ich weiß nicht, ob ich es bis zum nächsten Morgen schaffe'", so Oprah. "Ich dachte jede Nacht, ich würde sterben." Doch die Talkmasterin konnte der Menopause sogar etwas Positives abgewinnen: "Ich habe entdeckt, dass das der Moment ist, in dem du dich als Frau neu erfinden kannst, nachdem du dich jahrelang auf die Bedürfnisse aller anderen konzentriert hast."

Dem kann sich Naomi Watts nur anschließen: Im "Hello!"-Interview sagte sie: "Diese Reise führte mich zu einem tieferen Verständnis meiner selbst und am Ende fühlte ich mich authentischer."

Wechseljahre im Film?

Die Schauspielerin geht sogar noch einen Schritt weiter: Um das Bewusstsein für Frauen in den Wechseljahren zu stärken, sollte das Thema Menopause auch auf der Leinwand gezeigt werden. "Sie [die Wechseljahre] können einen erheblichen Teil des Lebens einer Frau in Anspruch nehmen - bei manchen Menschen kann das über ein Jahrzehnt dauern. Warum soll es sich nicht lohnen, darüber Geschichten zu schreiben?" Naomi Watts ist sich sicher: "Eine Frauengeschichte ist in jeder Phase interessant."

(Dieser Artikel wurde erstmals am 25.07.23 veröffentlicht)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 25. Juli 2023 | 17:15 Uhr

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