Abschiedstour Vicky Leandros: Das wussten Sie noch nicht über die Ausnahme-Sängerin

30. Oktober 2024, 17:20 Uhr

Geboren auf Korfu, erste Charterfolge als Teenager, mehr als 50 Millionen verkaufte Tonträger: Vicky Leandros hat erreicht, wovon viele Musiker träumen. Doch nach mehr als 50 Jahren im Musikgeschäft ist es bald vorbei mit den Auftritten auf der großen Bühne.

Nach ihrer aktuellen "Ich liebe das Leben!"-Abschiedstournee endet für die 72-jährige deutsch-griechische Ausnahme-Sängerin die Zeit der ganz großen Konzerte. Das hatte sie bereits vor einigen Jahren bei einem Konzert in Hamburg angekündigt:

Ich möchte nicht an den Punkt kommen, an dem ich Sie nicht mehr mit meiner Stimme erreiche.

Vicky Leandros Konzert, Elbphilharmonie Hamburg

"Theo, wir fahr'n nach Lodz": Der Hit, den Leandros nicht mochte

Wenn der Name Vicky Leandros fällt, haben viele Menschen den Hit "Theo, wir fahr'n nach Lodz" im Ohr. Das Lustige daran: Vicky Leandros selbst fand diesen Hit, der in Deutschland ihr erfolgreichster Titel wurde, alles andere als gut. Dem Focus vertraute sie 2013 an: "Ich fand das Lied grauenhaft."

Ihr Vater Leo Leandros, der seinerzeit in Griechenland Musikkarriere machte und später auch für seine Tochter als Komponist und Musikproduzent arbeitete, habe sie mit "diplomatischem Geschick" überreden können, das Lied trotzdem aufzunehmen. Der Rest ist Geschichte.

Die griechische Schlagersängerin Vicky Leandros mit ihremVater und Manager Leo Leandros in einem Straßencafe
Vicky Leandros 1975 mit ihrem Vater Leo. Bildrechte: picture-alliance / dpa | Heinz Wieseler

Ein Einwandererkind wird zum Star

Am 23. August 1952 erblickte Vicky Leandros als Vassiliki Papathanasiou das Licht der Welt. Geboren auf Korfu, zog es Vickys Familie 1958 nach Hamburg. Ihr Vater Leo Leandros hatte sich in der alten Heimat einen Namen als Sänger gemacht und früh das musikalische Talent seiner Tochter erkannt.

Er war es auch, der Vicky von klein auf Gesangsunterricht gab und Lieder schrieb. Außerdem erhielt sie eine Ballett- und Gitarrenausbildung. Bei ihrem ersten Hit und Fernsehauftritt in der "aktuellen schaubude" war Vicky gerade mal 13 Jahre alt.

Vicky Leandros auf einer Wiese
Wallendes Haar und 70er-Jahre-Chic: Vicky Leandros war für viele Teenagermädchen ein modisches Vorbild. Bildrechte: picture-alliance / dpa | Dieter Klar

Von Vassiliki Papathanasiou zu Vicky Leandros

Im Juli 1965 erschien mit "Messer, Gabel, Schere, Licht"  ihre Debütsingle, die in Deutschland Platz 16 der Charts belegte. Doch mit dem Namen Vassiliki Papathanasiou konnte sie keine Karriere machen - viel zu lang und viel zu sperrig für die Deutsche Hitparade. Ein neuer Name musste her. Vicky Leandros war geboren.

Auch ihr Vater verlieh sich während seiner aktiven Sängerkarriere einen Künstlernamen: Aus Leandros Papathanasiou wurde Leo Leandros. Vicky ging für ihren neuen Namen nach dem gleichen Schema vor. Aus Vassiliki wurde Vicky. Papathanasiou musste Leandros weichen.

Vicky Leandros gewinnt ESC

1967 belegte Vicky Leandros beim Grand Prix Eurovision de la Chanson in Wien Platz vier. Sie trat für Luxemburg mit dem Lied "L’amour est bleu " an. Fünf Jahre später dann mit "Apès toi" der Sieg - mit gerade einmal 20 Jahren.

Wieder für Luxemburg sang Vicky Leandros "Apres toi". Rückblickend bezeichnet die Sängerin diesen Moment als Meilenstein in ihrer Karriere. Von der Single wurden mehr als 7,8 Millionen Exemplare verkauft.

Vicky ist danach ein internationaler Star, auch weil sie ihre Titel nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Griechisch, Englisch, Französisch, Niederländisch, Japanisch und Spanisch aufnahm - ein cleverer Schachzug: Auftritte in Frankreich, England, Kanada und sogar Japan folgten.

Vicky Leandros mit einem Glas schottischen Biers in Edinburgh.
Prost! Vicky Leandros stößt mit einem schottischen Bier auf ihren Grand-Prix-Sieg in Edinburgh an. Bildrechte: picture-alliance/ dpa | UPI

Von Hamburg nach Paris

Auch wenn Vicky Leandros in Deutschland als Schlagersängerin bekannt ist: Ihr Herz schlägt für den französischen Chanson. 1975 zog sie für einige Zeit nach Paris. Der Deutschen Presse-Agentur sagte sie vor einigen Jahren:

Ich bin 1975 nach Paris gegangen, weil ich dort damals viel gearbeitet habe. Zu der Zeit war Paris eine künstlerische und kulturelle Stadt. Man traf Aznavour, Gréco und viele andere Künstler am linken Seine-Ufer, dem Rive Gauche. Dort gab es kleine Bars, in denen Klavier gespielt und gesungen wurde. Und wo plötzlich ganz große Talente aufgingen. Bücher lesen, über Politik diskutieren, all das gehörte dazu. […] Es war eine wunderbare Zeit in Paris.

Vicky Leandros dpa

Portrait Vicky Leandros
Vicky Leandros in ihren Pariser Jahren. Bildrechte: picture-alliance / dpa | dpa

Vicky Leandros und die Politik: Verwurzelt in zwei Kulturen

Was viele nicht wissen: Vicky Leandros war auch politisch engagiert. Im Oktober 2006 kandidierte sie bei den Kommunalwahlen in Piräus. Die griechische Hafenstadt ist die Heimat ihrer Eltern. Sie wurde Vizebürgermeisterin und Stadträtin für Kultur und internationale Beziehungen.

2013 legte sie ihr Amt nieder, weil sie sich wieder mehr der Musik und ihrer Karriere in Deutschland widmen wollte.

Vicky Leandros auf einem Balkon vor Meereshintergrund.
Griechische Seele: Vicky Leandros in Athen. Bildrechte: picture-alliance / dpa | Werner Roelen

Familie: So tickt Vicky Leandros privat

Am wichtigsten ist der Sängerin ihre Familie. Aus ihrer ersten Ehe hat Vicky Leandros einen Sohn. Mit ihrem zweiten Mann Enno Freiherr von Ruffin hat sie zwei gemeinsame Töchter: die Schauspielerin Sandra von Ruffin und Maximiliane von Ruffin.

Durch die Hochzeit mit Enno wurde Vicky zumindest namentlich in den Adelsstand erhoben. Bürgerlich heißt sie seit 1986 Vicky Freifrau von Ruffin. 

Vicky Leandros und Enno Freiherr von Ruffin nach ihrer standesamtlichen Trauung.
Adelshochzeit: 1986 heiratete Vicky Enno Freiherr von Ruffin. Bildrechte: picture-alliance / dpa | Werner Baum

Einblicke in ihr buntes Familienleben gewährt Vicky Leandros in ihrem Kochbuch "Ein Hoch auf das Leben - Meine Küche für Familie und Freunde". Hier gibt’s nicht nur jede Menge leckere Rezepte aus ihrer griechischen Heimat, sondern auch spannende Anekdoten aus dem Familienalltag der Ausnahme-Sängerin. 

Was bringt die Zukunft?

Was nach ihrem letzten großen Konzert kommt, ist für Vicky Leandros schwer vorherzusagen. Der Grund: "Das Leben kommt immer anders, als man denkt", sagt sie im Interview mit BRISANT.

Etwas konkreter wird sie dann doch. "Ich werde weiter karitative Konzerte spielen, die sind halt kleiner. Ich werde auch ein, zwei Bücher schreiben. Mal sehen, ob es eine Biografie wird oder noch ein Kochbuch. Wir schauen mal", so Leandros.

Hinweis Dieser Beitrag wurde am 23.08.2022 erstmals veröffentlicht und am 14.10.2024 aktualisiert.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 14. Oktober 2024 | 17:15 Uhr

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