Gegen "Cancel Culture"Kevin Spacey hält Wutrede in Cannes
Oha! Das musste wohl mal raus. Kevin Spacey hat am Rande der Filmfestspiele in Cannes mit einer überraschenden Rede für Aufsehen gesorgt. Eigentlich sollte dem 65-Jährigen "nur" ein Preis für sein Lebenswerk überreicht werden, dann aber sprach er sich einiges von der Seele.
"Wer hätte je gedacht, dass es eine mutige Idee ist, jemanden zu ehren, der in jedem einzelnen Gerichtssaal, den er je betreten hat, entlastet wurde", sagte Spacey in seiner Dankesrede.
Ein Fußtritt gegen das, was man als "Cancel Culture" bezeichnet und ein symbolischer Stinkefinger gegen diejenigen, die Spacey längst abgeschrieben hatten. Doch damit nicht genug.
Spacey: "Müssen aus der Geschichte lernen"
In seiner Rede sprach Spacey auch über Fälle, in denen Menschen zu Unrecht "gecancelt" worden seien. Etwa der US-amerikanische Drehbuchautor Dalton Trumbo, der in den 40er und 50er-Jahren auf der sogenannten "Hollywood Blacklist" stand, die die Zusammenarbeit mit Künstlern untersagte, denen eine Nähe zum Kommunismus nachgesagt wurde. Offenbar sieht sich Spacey in dieser Linie verfolgter Künstler.
Ich habe eine Menge aus der Geschichte gelernt. Sie wiederholt sich sehr oft. Die "schwarze Liste" war eine schreckliche Zeit in unserer Branche, aber wir müssen daraus lernen, damit so etwas nie wieder passiert.
Kevin Spacey | dpa
Vorwürfe sexuellen Missbrauchs und faire Prozesse hier, politisch motivierte Anfeindungen und Schauprozesse in der Vergangenheit dort: Ob sich Spacey mit diesem Vergleich einen Gefallen getan hat?
"Bin froh, dass ich wieder arbeite"
Klar, Kevin Spacey hat ein paar wirklich harte Jahre hinter sich. Ja, seine Karriere wäre ohne die Anschuldigungen sicherlich anders verlaufen. Aber: Spacey ist ein freier Mann ohne Vorstrafen, der mittlerweile wieder gut zu tun hat.
"Ich bin froh, dass ich wieder arbeite. Das kann ich Ihnen sagen", erzählte er auch in Cannes jedem, der es wissen wollte.
Sein neuer Film heißt "The Awakening"
Dennoch macht sich Kevin Spacey die Erzählung von einer Cancel Culture zu eigen. Das Dumme daran ist: Der zweifache Oscar-Preisträger muss das gar nicht tun. Sein schauspielerisches Können ist nach wie vor fabelhaft.
Sein aktueller Thriller "The awakening" ist zwar nur eine kleinere Produktion, könnte für ihn aber ein Neustart sein. Mit 65 hat Spacey noch viele Jahre vor sich. Seine Geschichte kann noch eine Heldengeschichte werden.
Quellen und weiterführende Links
dpa
Guardian
Wikipedia
Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 21. Mai 2025 | 17:15 Uhr