Hochgelebt und tief gefallenDroht Felipe das gleiche Schicksal wie Juan Carlos?
Retter der Monarchie oder Royal im Beliebtheitssinkflug?
Vor genau zehn Jahren bestieg Felipe den spanischen Thron. Nach den Skandalen und Fehltritten seines Vaters Juan Carlos bejubelten viele Spanier ihren neuen König und blickten hoffnungsvoll in die royale Zukunft.
Doch auf Hoffnung folgte Ernüchterung. Eine aktuelle Umfrage der spanische Zeitung "Vanitatis" zeigt: Nur 46,4 % der Spanier sind zufrieden mit ihrem König. Tendenz sinkend. Hinter den Palastmauern werden die Sektkorken deshalb wohl nicht knallen.
Ein Königshaus in der Krise: Wiederholt sich zum großen Thronjubiläum die Geschichte?
Skandalumwitterte Thronbesteigung
"Eine erneuerte Monarchie für eine neue Zeit." Ein treffenderes Motto hätte Felipe VI. zur Thronbesteigung vor zehn Jahren (19.6.2014) nicht wählen können.
Vor ihm lag eine Monarchie in Trümmern - zerschlagen vom eigenen Vater, König Juan Carlos I. Dessen Leistungen für Spanien waren zwar außergewöhnlich, seine Skandale und Eskapaden aber auch.
Wirtschaftskrise, Korruptionsaffären, Vetternwirtschaft: Seine zahlreichen Affären hätten ihm die Spanier vielleicht noch verziehen, nicht aber den Finanzskandal um Tochter Cristina und die Luxussafari inklusive Elefantenjagd.
Spanien litt damals unter einer Finanzkrise. Doch der König klappte die Scheuklappen runter und gab sich nach Lust und Laune seinen extravaganten und oft fragwürdigen Hobbys hin. Es versteht sich von selbst, dass das nicht gut ankam.
Zu guter letzt wollte sich der König angeblich von seiner Frau Sofía scheiden lassen, um seine Geliebte Corinna zu Sayn-Wittgenstein-Sayn zu heiraten. Hier zog die Familie die Notbremse: Juan Carlos' drei Kinder drängten ihren Vater zur Abdankung. Zu spät vielleicht?
Das Ende einer Macho-Monarchie
Das Ansehen der Monarchie litt. Den Spaniern fehlte das Vertrauen in die Königsfamilie. Felipe wollte vieles anders machen als sein Vater und griff hart durch. Seither zählen im Palast Anstand, Transparenz und Volksnähe. "Bürgerkönig" wurde Felipe deshalb auch genannt.
Kritiker finden Felipe hingegen fade, langweilig - und seit kurzem auch scheinheilig.
Krise 2.0?
Felipes große PR-Waffe: seine Töchter. Zu jährlichen Shootings inszeniert er sich als liebender Vater. Seine skandalfreien Töchter Leonor und Sofía immer im Arm, genauso wie Frau Letizia - und genau hier liegt der Knackpunkt.
Seit einigen Monaten werden Gerüchte um Trennung, Affären, neue Partner und knallharte Eheverträge immer lauter - ähnlich wie bei seinem Vater einige Jahre zuvor. Alles Schall und Rauch oder bahnt sich tatsächlich eine Krise an?
Felipe, der Verstummte
Was macht das Königspaar? Es schweigt, denn Privatangelegenheiten werden bei den Royals nicht kommentiert.
Aber vielleicht ist das auch gut so. Denn auch hier geht Felipe einen anderen Weg als sein Vater, der gerne jovial auftrat und Sprüche klopfte. Felipe bleibt stumm, macht seine Arbeit und hofft wahrscheinlich, dass das Gewitter vorbeizieht. Im Übrigen zählt er zu den fleißigsten europäischen Royals, was oft unbemerkt bleibt.
Eine Party ohne Party?
Ein großes Volksfest ist am 19. Juni jedenfalls nicht geplant. Bescheiden fällt das Thronjubiläum trotzdem nicht aus: Die Königsfamilie nimmt an verschiedenen Veranstaltungen in Madrid teil. Ohne Pomp, ohne Protz, dafür wird es am Abend ein Bankett geben.
Immerhin reist Kronprinzessin Leonor nach Madrid, um ihre Eltern zu unterstützen. Dafür lässt sie sogar ihre Abschlussfeier an der Militärakademie in Saragossa sausen. Im Gegensatz zu ihren Eltern ist Leonor beim Volk sehr beliebt. Vielleicht färbt ihr Glanz auf Papa Felipe ab - und lässt ihn strahlen wie vor zehn Jahren.
Quellen und weiterführende Links
Europas Monarchen im Porträt:
Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 18. Juni 2024 | 17:15 Uhr