Junge Frau mit Klaustrophobie in einem Lift
Eine Spinne oben an der Decke. Für Menschen mit Spinnen-Angst beginnt jetzt der Horror. (Symbolbild) Bildrechte: Colourbox.de

Polarisierende Achtbeiner Arachnophobie - So bekommt man die Angst vor Spinnen in den Griff

19. Oktober 2023, 09:43 Uhr

Die Angst vor Spinnen (Arachnophobie) ist eine der häufigsten Phobien. Dabei sind die meisten Spinnen in Deutschland eigentlich ungefährlich. Bei vielen Betroffenen löst bereits der Anblick der achtbeinigen Krabbeltiere Angst oder Panik aus. Dabei gibt es wirksame Hilfe - auch ohne professionelle Therapie.

Was ist eine Arachnophobie?

Der Begriff Arachnophobie stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet wortwörtlich "Spinnen-Furcht". In Deutschland sind laut AOK etwa fünf Prozent der Bevölkerung von einer Spinnen-Phobie betroffen, darunter deutlich mehr Frauen als Männer.

Radnetzspinne
Mal schnell den Wasserhahn aufdrehen? Nicht möglich mit Arachnophobie. (Symbolbild) Bildrechte: Colourbox.de

Symptome bei einer Spinnen-Angst

Angst kann durchaus sinnvoll sein, denn die Furcht vor einer realen Gefahr löst Reaktionen wie Flucht oder die Bereitschaft zur Gefahrenabwehr aus.

Bei einer Arachnophobie handelt es sich aber nicht um eine sinnvolle Angst, sondern um ein psychisches Phänomen, das Fachleute eine spezifische Angststörung nennen. Diese liegt dann vor, wenn die empfundene Angst deutlich über das Ausmaß der tatsächlichen Bedrohung hinausgeht.

Eine Spinnen-Phobie ist eine sogenannte spezifische Phobie. Das heißt, die Angst bezieht sich auf eine bestimmte Situation, einen Gegenstand oder ein Lebewesen. Das angstauslösende Objekt, in diesem Fall die Spinne, wird von den Betroffenen aktiv gemieden beziehungsweise nur unter starker Furcht ertragen. Häufig kommt zu Angst noch Ekel hinzu.

Sind Spinnen für Menschen gefährlich?

Im Herbst nehmen die Begegnungen zwischen Mensch und Spinne zu. Die kleinen Tierchen sind im September auf Partnersuche und kriechen beim Ausschwärmen gern durch gekippte Fenster und offene Türen in Häuser und Wohnungen.

Doch keine Angst! Egal ob im Haus oder im Garten: Heimische Spinnen sind für Menschen in der Regel harmlos.

Nur wenn sie sich angegriffen fühlen, können Spinnen Menschen beißen. Das tun sie aber äußerst selten - und ihr Biss wird als weniger schmerzhaft als ein Wespenstich beschrieben. Gefährlich ist ihr Gift nur für Insekten sowie andere Spinnen.

Eine Nosferatu-Spinne
Im Herbst sind Spinnen auf Partnersuche und deswegen besonders aktiv und mobil. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Muss eine Arachnophobie behandelt werden?

Die Angst vor Spinnen schränkt Betroffene im Alltag oft weniger ein als zum Beispiel eine soziale Phobie oder Angst vor Hunden. Viele Menschen, die Angst vor Spinnen haben, kommen deshalb gut damit zurecht und erfahren keine wesentlichen Beeinträchtigungen ihres alltäglichen Lebens.

Wenn die Angst vor Spinnen allerdings zu deutlichen Einschränkungen des sozialen, beruflichen oder sonstigen Alltagslebens führt, sollte eine Therapie in Betracht gezogen werden.

Das ist beispielsweise der Fall, wenn Betroffene aus Furcht vor Spinnen nicht mehr in den Keller oder die Garage gehen können und den eigenen Balkon oder Garten genauso meiden wie Ausflüge ins Grüne. Das schränkt den Alltag und das Sozialleben merklich ein.

Diese Therapie hilft bei Angst vor Spinnen

Die von den meisten Experten empfohlene Therapieform bei einer Spinnenphobie ist die sogenannte Konfrontationsbehandlung oder Expositionstherapie.

Hier geht es darum, Betroffene schrittweise mit den Achtbeinern zu konfrontieren, um sie nach und nach an den Anblick der harmlosen, aber für sie furchteinflößenden Tiere zu gewöhnen.

Am Anfang einer Konfrontationstherapie können Gespräche über Spinnen stehen, auf die Fotos und dann Filme folgen. Erst am Schluss der Therapie kommt das lebende Objekt ins Spiel, dem man sich räumlich annähert, das man in einem verschließbaren Beobachtungsglas mit Lupendeckel betrachten und schließlich sogar berühren kann.

Meist sind sechs bis acht Therapiestunden ausreichend, um eine Arachnophobie zu überwinden.

Große Spinne auf Hand
Eine Spinnen-Phobie ist in der Regel mit wenigen Therapiesitzungen in den Griff zu bekommen. (Symbolbild) Bildrechte: Colourbox.de

Keine Angst mehr vor Spinnen - auch ohne Therapie

Eine Verhaltenstherapie bei einem Therapeuten ist bei einer krankhaften Angst vor Spinnen die erste Wahl, doch auch eine Selbsttherapie ist tatsächlich möglich.

Ein Zwei-Wochen-Plan kann helfen, die Angst vor Spinnen strukturiert zu reduzieren. Dafür benötigt man zum Start nur Bild- und Videomaterial von Spinnen. Dieses schaut man sich in regelmäßigen Abständen etwa fünf bis zehn Minuten lang an und steigert von Mal zu Mal die Reizintensität.

Beginnend bei unbewegten Bildern von kleinen Spinnen tastet man sich langsam vor über Videos bis hin zu einem Aufeinandertreffen mit einer großen Spinne, etwa im Zoo. Der letzte Schritte ist das Anfassen einer Spinne.

Bei allen Schritten sollten aufkommende Gefühle protokolliert werden, um nachvollziehen zu können, wie sich die Angst verändert.

Virtuelle Realität gegen Spinnen-Angst

Eine Spinnen-Begegnung können Betroffene auch mit virtueller Realität (VR) simulieren - und wenn es zu viel wird, einfach die VR-Brille absetzen. Das Max-Planck-Institut forscht an einer standardisierten Therapie mit Hilfe von VR-Anwendungen.

Eine junge Frau trägt eine VR-Brille
Virtual Reality und Smartphone-Apps: Auch moderne Technik kann bei einer Spinnen-Phobie helfen. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / dts Nachrichtenagentur

Auch Apps fürs Smartphone können helfen

Schweizer Forscher von der Universität Basel haben eine App entwickelt, die Spinnen mit Augmented Reality, also mit Hilfe von Smartphone-Kamera und -Bildschirm, in die eigenen vier Wände bringt.

In einer Studie hat eine Gruppe innerhalb von zwei Wochen sechs 30-minütige Trainingseinheiten mit der Spinnen-App absolviert. Die Kontrollgruppe hatte kein Training.

Das Ergebnis wird auf der Webseite der Universität Basel beschrieben: Die trainierte Gruppe zeigte deutlich weniger Angst und Ekel in der realen Spinnensituation und traute sich näher an die Spinne heran, als die Kontrollgruppe.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 07. Oktober 2023 | 17:10 Uhr

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