Ein Mann hängt an dem «Pedra do Telegrafo» mit dem Meer im Hintergrund.
Waghalsige Aktion? Alles nur Schein. Die Felsklippe "Pedra do Telegrafo" ist nur wenige Zentimeter vom dem Boden entfernt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Aline Massuca

Zum sterben schöne Fotos? Das sind die gefährlichsten Selfie-Hotspots der Welt

22. Januar 2024, 20:17 Uhr

Schwindelerregende Höhen, riskante Routen: Für die Jagd nach dem perfekten Foto überschreiten viele Menschen ihre Grenzen - mit fatalen Folgen. Hier ist eine Auswahl der gefährlichsten Selfie-Hotspots der Welt.

Klettersteig in Österreich

Atemberaubende Aussichten in schwindelerregender Höhe: Der Klettersteig am Donnerkogel im österreichischen Salzkammergut ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Eine 40 Meter lange Himmelsleiter schwebt in rund 100 Meter Höhe über einer Schlucht. Selbst für erfahrene Alpinisten eine Herausforderung.

Bergsteiger klettern die „Himmelsleiter“ am Donnerkogel im Dachsteingebirge im Salzkammergut hinauf
Nur an einem Arm hängend, oder kopfüber: Die Himmelsleiter am Donnerkogel im Dachsteingebirge ist bei Selfie-Touristen sehr beliebt. Bildrechte: picture alliance/dpa/Salzburger Bergsportführerverband | Wolfgang Russegger

Dennoch finden sich auf Instagram immer wieder Fotos, bei denen sich Kletterer leichtsinning und zur Selbstinszenierung an die Sprossen hängen. Ein riskantes Verhalten, das häufig Nachahmer findet. Zuletzt starb ein Brite auf dem Steig, andere Touristen mussten erschöpft geborgen werden.

Iguazu-Wasserfälle in Südamerika

Sie gehören zu den gigantischsten Naturschauspielen der Welt: Die Iguazu-Wasserfälle an der Grenze zwischen Argentinien und Brasilien. Schon aus der Ferne hört man das laute Grollen der 20 größeren und 250 kleinen Wasserfälle. Ein Rundweg, gespickt mit Warnhinweisen, führt die zahlreichen Touristen direkt über den reißenden Fluß.

Iguazu-Wasserfälle
Die reißende Ströme an den Iguazu-Wasserfällen sind ein spektakuläres Naturschauspiel. Bildrechte: IMAGO / Cavan Images

Die Hinweise, nicht auf die Geländer zu klettern, nimmt jedoch längst nicht jeder ernst, erinnert sich ein Feuerwehrmann. Für den perfekten Schnappschuss hatte sich ein Mann auf die Brüstung gesetzt - mit fatalen Folgen. Er verlor das Gleichgewicht, stürzte in die Fluten und wurde binnen Sekunden von den Wassermassen verschlungen.

Fjordlandschaften in Norwegen

Norwegens Fjordlandschaften und Hunderte Meter hohe Felskanten locken jedes Jahr Millionen Touristen in den Norden Europas - auch für das perfekte Erinnerungsfoto.

Kjeragbolten
Spektakuläre Weiten, atemberaubende Ausblicke: Norwegen lädt mit seinen Felsformationen zu riskanten Fotomotiven ein. Bildrechte: IMAGO / Pond5 Images

Hohe Klippen und Gesteinsformationen wie der Preikestolen und der Kjeragbolten, werden für leichtsinnige Touristen jedoch dann besonders gefährlich, wenn es - wie so häufig in Skandinavien - regnet, stürmt oder schneit.

Kjeragbolten
Beliebter Selfie-Hotspot: der Kjeragbolten. Bei schlechtem Wetter ist die Rutschgefahr allerdings sehr groß. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Islands Naturspektakel

Von leichtsinnigen Touristen erzählt man sich auch auf Island haarsträubende Geschichten. Um nah genug an Abgründen, Schluchten, Wasserfällen, Geysiren oder gar Lavamassen zu posieren, werden regelmäßig Absperrungen überwunden.

Menschen schauen 2022 auf den Lavafluss des Vulkans Fagradalsfjall.
An Naturschauspielen kann Island mit einigem aufwarten. Man sollte jedoch die Warnhinweise ernst nehmen. Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Marco Di Marco

So zum Beispiel im äußerst fotogenen Vulkangebiet auf der südwestisländischen Reykjanes-Halbinsel. Nach einem Ausbruch Ende 2023 musste ein Mann der Polizei zufolge mit einem Hubschrauber gerettet werden, nachdem er sich allein auf die lange und aufreibende Wanderung zum Eruptionsort gemacht hatte.

Harihar Fort in Indien

Der Weg ist berühmt für seine steilen Stufen und reizt Fotojäger besonders in der Regenzeit. Doch gerade dann ist der Aufstieg besonders riskant. Die Steinstufen, die direkt in den fast 80 Grad senkrechten Felsen gehauen sind, sind rutschig und der Wind bläst stark. Für viele ein zusätzlicher Adrenalinkick.

Akshay Sunil Patil macht ein Selfie am Harihar Fort in Indien (undatiert).
Schmale Steintreppen in schwindelerregender Höhe: Der Harihar Fort ist bei Selfie-Jägern sehr beliebt - aber auch gefährlich. Bildrechte: picture alliance/dpa/privat | Akshay Sunil Patil

In Indien sterben einer Studie zufolge viele Menschen beim Versuch, Selfies zu machen. Forscher der indischen Universitätskrankenhaus-Kette AIIMS haben herausgefunden, dass es zwischen Oktober 2011 und November 2017 weltweit 259 Todesfälle beim Selbstfotografieren gegeben habe - etwa die Hälfte davon in Indien.

"Train Street" in Vietnam

Angezogen von spektakulären Fotos im Internet, ist auch die "Train Street" in Hanoi für Schaulustige ein absoluter Touristen-Hotspot.

An der fotogenen Zugtrasse, die an engen Hausblocks entlangführt, ist es in der Vergangenheit jedoch immer wieder zu Zwischenfällen gekommen. Die "Train Street" wurde daraufhin gesperrt. Dennoch überwinden Touristen immer wieder die Barrieren, um Selfies zu schießen.

Zug fährt in Hanois Train Street an Menschen vorbei.
Dicht fährt in Hanois "Train Street" ein Zug an Menschen vorbei. Ein Lieblingsmotiv bei Touristen. Bildrechte: IMAGO / Pond5 Images

"Pedra do Telégrafo" in Rio

Nicht nur wunderschöne Strände, sondern auch spektakuläre Aussichten findet man in Rio de Janeiro, beispielsweise von der "Pedra do Telégrafo". Die Klippe liegt auf 350 Metern Höhe und bietet einen Ausblick auf die malerische Küstenlandschaft.

Frau trainiert 2017 auf dem Berg Pedra do Telegrafo.
Ein absoluter Selfie-Hotspot in Rio: Die Klippe "Pedra do Telégrafo" - sieht gefährlicher aus als sie ist. Bildrechte: IMAGO / ZUMA Press


Einheimische und Touristen lassen sich gern in vermeintlich waghalsigen Posen ablichten. Tatsächlich befindet sich der Felsen jedoch nur wenige Zentimeter über dem Boden. Die Perspektive der Fotos lässt eine riskante Aktion nur vermuten.

Dennoch ist Rio eine absoluter Selfie-Magnet. Bei den Versuchen, an felsigen Küsten, Hängen, Aussichtspunkten und Wasserfällen atemberaubende Fotos zu machen, kommt es immer wieder zu Todesfällen. 2022 starben dabei, einer Untersuchung der Feuerwehr zufolge, 16 Menschen.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 19. Januar 2024 | 17:15 Uhr

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