Selbstoptimierung 5-Uhr-Club: Das steckt hinter dem Promi-Trend "Miracle Morning"
Hauptinhalt
27. März 2024, 08:43 Uhr
Extra früh aufstehen? Ja, bitte! Jennifer Aniston, Heidi Klum oder Michelle Obama - sie alle sind Teil dieses Clubs und beginnen ihren Tag schon morgens um 5. Aber was genau steckt hinter dem Trend, dem zahlreiche Promis, Unternehmer und viele andere motivierte Menschen folgen? Die wichtigsten Fakten zu dem Trend, der aus den USA kommt, und nun auch bei uns viele Anhänger gefunden hat.
5 Uhr Club - Worum geht es bei dem Trend?
Das Wichtigste: Sehr früh aufstehen und viel erledigen, bevor man zur Arbeit geht. Nein, keine Statistiken auswerten oder Mails an den Chef schreiben. Es geht um Meditation, Sport, gesunde Ernährung und persönliche Ziele.
Die These dahinter: Früh morgens haben Menschen die meiste Energie und den stärksten Fokus, da noch keine Ablenkung wartet. Die Stunde am Morgen soll dabei helfen, inneres Wachstum, mehr Kreativität und Zufriedenheit zu erreichen.
So funktioniert Ansatz 1: Die 20-20-20-Methode
Das Konzept hinter dem "5 AM Club" ("5-Uhr-Club") von Autor Robin Sharma ist eigentlich ziemlich einfach: Es geht um Bewegung, Reflektieren und inneres Wachstum ("move, reflect, grow") - und das in insgesamt 60 Minuten:
- Von 5:00 Uhr bis 5:20 Uhr heißt es "move" - direkt aufstehen, wenn der Wecker klingelt und 20 Minuten Sport treiben.
- Danach wird meditiert oder Tagebuch geschrieben ("reflect").
- Schließlich wird von 5:40 bis 6:00 Uhr Bücher lesen, lernen oder seine Ziele überprüfen ("grow") empfohlen.
So funktioniert Ansatz 2: Die SAVERS Methode
Erfunden hat diese zweite Methode in 6 Schritten Hal Elrod. Er ist der Autor des Bestsellers "Miracle Morning - Die Stunde, die alles verändert". Dabei geht es ebenfalls um Besinnung, Bewegung, Schreiben und Lesen - nur in einer anderen Reihenfolge:
- S - wie Silence (Ruhe) für Meditation, ein Gebet oder persönliche Reflexion nutzen.
- A - wie Affirmations - Mit positiven Gedanken in den Tag starten, dich selbst motivieren, Ziele und Wünsche aussprechen und das bereits Erreichte reflektieren.
- V - wie Visualization (Visualisierung) - Sich die eigenen Ziele bildlich vorstellen und dadurch erfolgreeich sein.
- E - wie Exercise (Bewegung) - Sport oder leichte Bewegung, Yoga
- R - wie Reading (Lesen) - Jeden Morgen soll man zudem etwas Lesen - am besten etwas, das persönlich oder inhaltlich weiterbringt.
- S - wie Scribing (Schreiben) - Zeit, auf das Papier zu bringen, was beschäftigt
Miracle Morning - motivierend oder frustrierend?
Selbstoptimierung liegt im Trend - möglichst gesund, fit und produktiv zu sein, ist für viele Menschen ein wichtiges Ziel. Social Media verstärkt das: Viele Posts und Clips auf Instagram oder TikTok zeigen Prominente und Normalsterbliche bei ihrer hochmotivierten 5-Uhr-Morgenroutine.
Und wer die schafft, ist natürlich stolz drauf und will das auch zeigen. Ist der Trend möglicherweise deshalb so erfolgreich, weil man damit so gut angeben kann? Und was macht das mit dem Anspruch, den wir an uns selbst haben?
"Mangel an Selbstzufriedenheit"?
Produktiv sein ist gut, keine Frage. Aber der Druck, sich nun auch schon morgens um 5 selbst optimieren zu müssen, fühlt sich für viele Menschen möglicherweise nach zu viel Stress an - erst recht, wenn man den Spagat zwischen dem trendigen Produktivitäts-Anspruch auf der einen Seite und psychischen Problemen, finanziellen Sorgen oder einfach nur alltäglicher Müdigkeit auf der anderen Seite schaffen soll.
Das kann die Unzufriedenheit noch verstärken, sagt auch Dr. Maria Kordowicz, Diplom-Psychologin und außerordentliche Professorin für Organisationsverhalten an der Universität Nottingham, in der Vogue:
"In den sozialen Medien werden die Mantras, die wir für einen wertvollen Menschen aufstellen, von echten, alltäglichen Hindernissen abgekoppelt. Dies führt zu einer Dissonanz und einem Mangel an Selbstzufriedenheit bei denjenigen, die posten und zuschauen. Es ist das perfekte Rezept, um Unzulänglichkeiten zu nähren."
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 05. März 2024 | 17:15 Uhr