Ursachen und BehandlungTipps: Besser schlafen in den Wechseljahren
Viele Frauen ab 40 kennen das: Sie schlafen schlecht ein oder liegen nachts lange wach. Liegt es am Stress? Nicht immer. Die Hormone in den Wechseljahren sind oft ein Grund. Was jetzt hilft:
Inhalt des Artikels:
Oft sind Schlafstörungen die ersten Anzeichen der Wechseljahre, noch bevor Hitzewallungen oder andere typische Wechseljahresbeschwerden auftreten. Rund die Hälfte aller Frauen in den Wechseljahren leiden unter Schlafproblemen.
Ursachen für Schlafstörungen in den Wechseljahren
- Oftmals wird das Absinken des Hormons Progesteron in der Perimenopause dafür verantwortlich gemacht, denn Progesteron beruhigt und wirkt angstlösend.
- Auch die starken Schwankungen der Hormone in der Perimenopause sind für viele Frauen ein Grund für die Schlaflosigkeit.
- Ein niedriger Östrogenspiegel führt zudem zu einer verminderten Produktion von Melatonin, das unseren Schlaf-Wach-Zyklus und die innere Uhr reguliert.
- Bei vielen Frauen spielen auch die nächtlichen Hitzewallungen der Wechseljahre eine Rolle - entweder wachen sie auf, weil sie schwitzen oder bereits durchgeschwitzt sind.
Es gibt dieses "Ping"-Gefühl mitten in der Nacht, wenn man plötzlich merkt, schon beim Aufwachen: Ich werde nicht wieder einschlafen können.
Dr. Katrin Schaudig, Gynäkologin | Podcast "Hormongesteuert"
Drei Uhr nachts, das Herz rast, trotz Müdigkeit ist man hellwach - eine Situation, die viele Frauen ab 40 gut kennen. Das stresst auf Dauer und kann gesundheitliche und psychische Folgen haben.
Bei der Frage, was gegen die Schlafstörungen hilft, kann ein Gespräch mit Frauenärztin oder Hausarzt erste Hinweise darauf geben, wo die Ursache zu finden ist.
Probleme beim Durchschlafen - wann Hormone helfen können
Bioidentische Hormone sind eine von mehreren Möglichkeiten, der nächtlichen Schlaflosigkeit in den Wechseljahren zu begegnen. Oftmals wird Frauen in der zweiten Zyklushälfte Progesteron verordnet. "Bei manchem wirkt das Progesteron wirklich wie ein Schlafmittel", stellt Gynäkologin Dr. Katrin Schaudig in ihrer Praxis fest.
Wenn eher die starken Schwankungen in der Perimenopause für die Schlafprobleme verantwortlich sind, hilft das Progesteron jedoch nicht immer weiter. "Dann muss man eher den Eierstock bremsen", beschreibt es Dr. Katrin Schaudig. Das geht mit einer östrogenfreien Antibabypille und zusätzlichem Östrogen.
Probleme beim Einschlafen - Schlafhygiene kann helfen
Haben Frauen eher ein Problem mit dem abendlichen Einschlafen als mit dem nächtlichen Durchschlafen, lohnt sich auch ein Blick auf die Schlafhygiene. Damit gemeint ist nicht das Händewaschen vor dem Schlafengehen, sondern feste Regeln und Rituale, die allen Menschen mit Schlafproblemen empfohlen werden.
Dazu gehören Ruhe und kühle Temperaturen im Schlafzimmer, ein möglichst fester Schlafrhythmus, keine schweren Mahlzeiten und keine Bildschirmzeit am Abend, wenig Alkohol und Koffein sowie regelmäßige Bewegung.
Studien haben gezeigt, dass auch eine kognitive Verhaltenstherapie bei chronischen Schlafproblemen helfen kann. Auch dabei geht es um das Erlernen schlaffördernder Verhaltensweisen.
Wann helfen pflanzliche MIttel?
Sanfte Helfer: Auch pflanzliche Mittel wie Baldrian, Passionsblume, Hopfen, Lavendel werden bei Schlafproblemen oft empfohlen, Phytoöstrogene (Pflanzen, deren Wirkung dem Östrogen ähnlich ist) sind speziell für Frauen mit Wechseljahresbeschwerden mitunter hilfreich.
Der Blick auf die eigenen Blutwerte für bestimmte Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente kann sich auch lohnen: So wird ein niedriger Vitamin-D-Spiegel mit Schlafstörungen in Verbindung gebracht, auch Studienergebnisse bestätigten einen Zusammenhang.
Der Mineralstoff Magnesium spielt eine Rolle bei der Umwandlung von Tryptophan in Serotonin und später in Melatonin - dem Schlafhormon - beteiligt. Abends eingenommen, soll es beim Einschlafen helfen.
Das Spurenelement Zink ist ebenso an der Regulierung des Schlafes beteiligt. Inwiefern die Zinkeinnahme bei Schlafstörungen konkret helfen kann, ist jedoch noch nicht bekannt.
Schlaflosigkeit - welche anderen Ursachen gibt es?
... oder steckt vielleicht doch etwas ganz anderes hinter den Schlafstörungen?
Weitere Gründe für Schlafprobleme:
- bestimmte Medikamente wie bestimmte Blutdruckmittel, Antibiotika, Asthmamedikamente, Antidepressiva.
- eine Schilddrüsen-Überfunktion, die ähnliche Symptome verursachen kann, wie sie auch typisch für die Wechseljahre sind: schneller Herzschlag, Herzklopfen, innere Unruhe, Zittrigkeit.
- ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus bei Schichtarbeit oder nach langen Flugreisen.
- psychische Ursachen wie Depressionen oder Angststörungen.
Gesundheitliche Risiken und Folgen von Schlafmangel
Eine Nacht mit wenig Schlaf kann man meist ganz gut wegstecken. Häufen sich aber die schlaflosen Nächte, kann es zu Konzentrationsstörungen und Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiven Verstimmungen kommen - ein zusätzlicher Stressfaktor.
Chronische Schlafstörungen und Schlafmangel können darüber hinaus auf längere Sicht auch ernsthafte gesundheitliche Folgen wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes oder Depressionen begünstigen. Auch verstärkter Appetit und Gewichtszunahme können die Folge von zu wenig Schlaf sein.
Fazit: Guter Schlaf ist also nicht einfach nur erholsam und angenehm, sondern gerade in den Wechseljahren besonders wichtig - für das Immunsystem, die emotionale Stabilität, einen gesunden Stoffwechsel und die Regeneration.
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Quellen und weiterführende Links
Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 05. Dezember 2024 | 17:15 Uhr