Porträt einer lächelnden Frau mit grauen Haaren
Viele Frauen sind skeptisch, wenn es um eine Hormontherapie geht. Zu Unrecht? Bildrechte: IMAGO / Westend61

Wechseljahre Hormontherapien - So funktionieren sie und das bringen sie

16. August 2024, 17:57 Uhr

Viele Frauen leiden in den Wechseljahren an Beschwerden wie Schlafstörungen, Hitzewallungen oder Herz-Kreislauf-Problemen. Eine Hormonersatztherapie (auch HET oder HRT) könnte helfen, doch viele Frauen sind skeptisch: Aktuellen Zahlen zufolge nehmen nur 6 Prozent aller Frauen zwischen 45 und 65 Jahren Hormonersatzpräparate ein.

Unter den gesundheitlichen und psychischen Problemen des Hormonabfalls leiden allerdings weitaus mehr: "Insgesamt sind etwa 75 Prozent der Frauen im Laufe ihrer Wechseljahre von Beschwerden betroffen", erklärt Prof. Dr. Thomas Römer, Vizepräsident der Deutschen Menopause Gesellschaft (DMG).

Angst vor Nebenwirkungen der Hormontherapie unbegründet?

Es sind vor allem die möglichen Nebenwirkungen, die viele Frauen vom Griff zum Hormonersatz abschrecken. Nachdem die Auswertung der "Women’s Health Initiative Studie" im Jahr 2002 gezeigt hat, dass eine Hormonersatztherapie zu Nebenwirkungen wie Brustkrebs, Thrombosen, Herzinfarkt und Schlaganfall führen kann, waren Frauen und auch Ärzte lange zurückhaltend.

Inzwischen sieht das anders aus: Heute werden Hormonersatztherapien als weniger riskant eingeschätzt. Auch werden inzwischen andere Präparate verordnet als zum Zeitpunkt der genannten Studie. Frauen mit starken Beschwerden wird heute durchaus dazu geraten, Hormone einzunehmen, sofern gesundheitlich nichts dagegen spricht:

Es hat Jahre gedauert und eine Fülle von Daten gebraucht, bis man zu dem Schluss kam, dass heutzutage für die meisten Frauen die Vorteile einer Hormonersatztherapie die Risiken überwiegen.

Dr. Katrin Schaudig, Präsidentin der Deutschen Menopause Gesellschaft

Auch das Osteoporoserisiko sinkt durch die Hormonersatztherapie, ebenso bessern sich oftmals typische Symptome wie Scheidentrockenheit, Schlafstörungen oder Gelenkbeschwerden, das Darmkrebs- und Diabetesrisiko wird verringert.

Dennoch gilt auch weiterhin, dass manche Hormonpräparate das Risiko für Brustkrebs, Thrombosen und Schlaganfälle erhöhen können. Die Leitlinien empfehlen die Hormonersatztherapie aktuell ausschließlich bei Hitzewallungen: "Das Risiko durch Hormone ist nicht wegzudiskutieren", erklärt Dr. Schaudig. "Aber es ist überschaubar." Wichtig dabei: Früherkennung und Vorsorgeuntersuchungen.

Frau bei der Ärztin
Patientinnen sollten das Thema Hormonersatztherapie mit ihrer Ärztin besprechen. Bildrechte: IMAGO / Zoonar

Zahlt die Krankenkasse die Hormonersatztherapie?

Verschreibt der Arzt oder die Ärztin aus medizinischen Gründen eine Hormonersatztherapie mit zugelassenen Präparaten, übernimmt die Krankenkasse in aller Regel die Kosten.

Hormontherapie - wie lange?

Wie lange eine Hormonersatztherapie dauert, ist ganz individuell. Eine allgemeingültige Empfehlung gibt es nicht. Generell gilt: So geringe Dosen wie möglich, so kurz wie möglich. Wichtig ist vor allem, dass man in der Therapie ärztlich begleitet wird.

So sollten Frauen nach spätestens vier Wochen die Verträglichkeit der Ersatzhormone mit dem Arzt bzw. der Ärztin besprechen. Ärztinnen und Ärzte sollten dann auch entscheiden, ob die Therapie über die Wechseljahre hinaus fortgeführt wird.

Nahaufnahme einer Hand die einen Druckspender bedient
Östrogen wird heute oftmals als Gel verschrieben, das auf die Haut aufgetragen wird. Bildrechte: IMAGO / Depositphotos

Moderne Hormontherapie mit bioidentischen Hormonen

Moderne Hormonersatztherapien sind nicht mehr zu vergleichen mit denen aus den 1960er-Jahren. Denn inzwischen werden vielfach nur noch geringe Dosierungen von sogenannten bioidentischen Hormonen, zumeist Östrogen und Progesteron (Gestagen), verabreicht. Diese werden oft auch über einen längeren Zeitraum verschrieben.

Die aktuell vielfach eingesetzten Hormone werden natur- oder bioidentisch genannt, weil sie exakt wie die Moleküle aufgebaut sind, die der Körper selbst produziert. Das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen ist dadurch laut Experten gesunken. Auch die möglichst minimale und individuell an den Patienten angepasste Dosierung der Hormone soll zum Erfolg der Therapie beitragen.

Osteoporose Knochenmodell
Osteoporose (Knochenschwund) kann eine Folge der Wechseljahre sein. Bildrechte: imago/Sabine Gudath

Hormonstatus checken lassen?

Wie ist mein Hormonstatus? Viele Frauen wünschen sich Blutuntersuchungen, die mögliche Hormonmängel aufzeigen können. Das Ziel: Die typischen Beschwerden in den Wechseljahren - wie etwa Erschöpfung, Muskelabbau, Schlaflosigkeit oder auch Osteoporose - sollen für die Betroffenen beherrschbar sein, im besten Fall sogar ganz verschwinden.

Doch der Sinn solcher Statusbestimmungen wird aktuell viel diskutiert, denn die Hormonspiegel schwanken zu Beginn der Wechseljahre stark und eine Momentaufnahme durch eine Blutanalyse ist wenig aussagekräftig. Auch Speicheltests sind möglich.

Ob eine Frau in den Wechseljahren ist oder nicht, bestimmt neben typischen Zyklusveränderungen vor allem ihr Befinden: Die meisten Gynäkologinnen und Gynäkologen stellen die konkreten Beschwerden der Frau über einen möglichen Hormonstatus.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 01. Februar 2023 | 17:15 Uhr

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