Blick in eine Apotheke
Viele Medikamente können unter Hitze unerwünschte Nebenwirkungen auslösen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Monika Skolimowska

Vorsicht im Sommer Hitze kann zu gefährlichen Nebenwirkungen bei Medikamenten führen

08. September 2023, 16:16 Uhr

Steigende Temperaturen und Hitzewellen haben gravierende Auswirkungen auf die Umwelt. Aber nicht nur das: Auch wir Menschen sind direkt betroffen. Viele gesundheitliche Beschwerden werden stärker. Ein Bericht des Robert Koch Instituts (RKI) offenbart nun, dass einige Medikamente durch die Hitze gefährliche Nebenwirkungen hervorrufen können.

Der Eingang zum Robert Koch-Institut
Das RKI hat den zweiten von drei Sachstandsberichten zum Thema Klimawandel und Gesundheit veröffentlicht. Bildrechte: picture alliance/dpa | Philipp Znidar

Blutdruckmittel wird zum Problem

Dazu zählen insbesondere Mittel zur Senkung des Blutdrucks. Der Grund: Durch heiße Tage kommt es häufig zu einer Gefäßerweiterung im Kreislaufsystem. Die Wirkung von Blutdruckmedikamenten (Antihypertensiva) wird dadurch ungewollt verstärkt. Für Betroffene kann das eine Ohnmacht, Durchblutungsstörungen der Organe oder gar einen Herzinfarkt zur Folge haben.

Besonders problematisch ist die Kombination mit Medikamenten zur Entwässerung (Diuretika). Diese werden häufig gemeinsam mit anderen Mitteln zur Blutdrucksenkung verschrieben. Menschen mit Herzschwäche und Bluthochdruck sollten daher bei Hitze besonders Acht geben.

«37 Grad Celsius» zeigt das Thermometer an der Binnenalster an.
Temperaturen von 37 Grad - früher undenkbar, inzwischen auch in Deutschland möglich. Bildrechte: picture alliance/dpa | Marcus Brandt

Auch bei folgenden Erkrankungen sollte aufgepasst werden:

Allergien, Asthma, Schlafprobleme, Depressionen

Bei anticholinerg wirkenden Mitteln ist ebenfalls Vorsicht geboten. Das sind Medikamente, die den Neurotransmitter Acetylcholin hemmen. Sie werden für eine breite Bandbreite an Krankheiten eingesetzt: über Allergien und Asthma bis hin zu Depressionen.

Sie sorgen dafür, dass sich beispielsweise der Magen, die Blase oder die Bronchien entspannen. Die Temperaturregulierung des Körpers wird dabei jedoch ebenfalls beeinflusst und das Schwitzen unterbunden. Durch Hitze, kann dies zu Komplikationen führen.

Epilepsie

Antiepileptika haben die Aufgabe, die übermäßige Hirnaktivität zu hemmen und dadurch epileptische Anfälle zu verhindern. Dafür werden meist Wirkstoffe wie Carbamazepin, Valproinsäure oder Lamotrigin eingesetzt.

Bei der Einnahme kann es im Zusammenspiel mit hohen Temperaturen zu einer Beeinträchtigung der kognitiven Wachsamkeit kommen. Dies kann sich auch verstärkend auf Elektrolytentgleisungen (Hyponatriämie) auswirken. Dabei ist der Natriumspiegel im Blut zu niedrig. Gedächtnisstörungen, Übelkeit oder Verwirrtheit können die Folge sein.

Diabetes

Diabetiker haben ein Problem, ihre Zuckerwerte stabil zu halten. Deshalb wird ihnen meist Insulin verabreicht. Allerdings könnte das zugefügte Insulin durch die Hitze unerwünschte Nebenwirkungen entfalten. Unter Umständen könnte es zu einem raschen Anfluten kommen. Dann besteht die Gefahr einer Unterzuckerung (Hypoglykämie).

Auch die vergleichsweise neue Wirkstoffgruppe der SGLT2- Inhibitoren wird zur Behandlung von Diabetes eingesetzt. Unter Hitze kommt es zu einer vermehrten Glukose- und damit Volumenausscheidung über den Harn.

Allgemeine Schmerzen

Bei Schmerzen wird die Einnahme von Mitteln wie Ibuprofen oder Diclofenac empfohlen. Auch hier ist unter Umständen Vorsicht geboten, denn unter Hitze können sie Entgleisungen des Bluthochdrucks auslösen und dem Körper das Wasser entziehen. Im schlimmsten Fall kann es sogar zu einem Nierenversagen kommen.

Wenn zur Behandlung Opiate oder Opiode wie Fentanylpflaster, Morphin, Codein oder Tilidin verwendet werden, droht die Gefahr der verstärkten Wirkstofffreisetzung. Es kann zu kognitiven Beeinträchtigungen oder Atemdepressionen kommen.

Bericht zeigt: weitere Folgen in Zukunft absehbar

Durch den Klimwandel wird es in Zukunft zunehmend mehr heiße Tage und Hitzewellen geben. Das ist laut RKI auch für Deutschland der Fall. Dadurch könnte es zu weiteren Problemen für die Gesundheit kommen.

Ein Mann niest in einem Park in Berlin in seine Armbeuge.
Die Pollensaision könnte in Zukunft schon deutlich früher beginnen. Bildrechte: picture alliance / dpa-tmn | Zacharie Scheurer

Ein Schwerpunkt dürfte die Belastung durch UV-Strahlung darstellen. Eindeutige Prognosen sind schwierig, aber die Häufigkeit von UV-bedingten Hautkrebs-Erkrankungen ist seit Jahrzehnten steigend. Häufiges Eincremen ist deshalb wichtig.

Auch für Allergiker könnte es düster werden. Schon jetzt leiden viele Menschen mit Pollenallergie fast ganzjährig unter den Symptomen. Durch den Klimawandel sei davon auszugehen, dass die Pollensaison zunehmend früher starten werde.

BRISANT

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