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Hautkrebs ist die häufigste Krebserkrankung - nun könnte ein neuer Impfstoff Hoffnung machen. Bildrechte: IMAGO / Zoonar

Hamburger ForscherHautkrebs: Ein neuer Impfstoff bringt Hoffnung

08. Mai 2024, 17:36 Uhr

Kann ein neuer maßgeschneiderter Hautkrebs-Impfstoff in Zukunft Menschenleben retten? Es gibt Anlass zur Hoffnung, dass tatsächlich bald ein solches Mittel zugelassen werden kann.

Und diese Hoffnung brauchen wir, denn Hautkrebs ist die häufigste Krebserkrankung des Menschen überhaupt. Der schwarze Hautkrebs ist in Deutschland der vierthäufigste Tumor bei Frauen und der fünfthäufigste bei Männern.

Aktuell gibt es bei uns in Deutschland rund 30.000 neuerkrankte Melanompatienten - jedes Jahr. Bildrechte: IMAGO / BSIP

Die Daten stimmen optimistisch

Die Forschung im Kampf gegen Hautkrebs steht nun an einem Punkt, der optimistisch stimmt. Weltweit sind 100 Studienzentren an einer internationalen Zulassungsstudie für einen Impfstoff beteiligt, in Deutschland sind es 12 - darunter das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE).

Am dortigen Hauttumorzentrum startete man im November 2023 mit mehr als 20 Patienten in die aktuelle Studie, der erste Patient wurde hier Anfang 2024 mit Impfstoff behandelt.

Schon die Daten zur Vorläuferstudie stimmen optimistisch, sagt Prof. Christoffer Gebhardt, der die Studie am UKE leitet:

Wir wissen aus der Phase II Vorläuferstudie, dass die Zugabe der Impfung das Risiko, dass die Erkrankung wiederkommt, um 44 % reduziert und das Auftreten der Fernmetastasen in Lunge, Leber, Hirn, die die wirklich gefährlich werden für den Patienten, um 66 % zu reduzieren vermag.

Prof. Dr. Christoffer Gebhardt, Leiter des Universitären Hauttumorzentrums Hamburg

Prof. Christoffer Gebhardt, Leiter des Universitären Hauttumorzentrums Hamburg Bildrechte: UKE Hamburg

Wie funktioniert der Impfstoff?

Das Besondere daran: Für jeden Patienten wird eine "personalisierte Impfung" hergestellt, die dem Immunsystem hilft, die Tumorzellen zu erkennen und gezielt anzugreifen.

Genauer bedeutet das, dass der mRNA-Impfstoff bis zu 34 Merkmale des Melanoms des jeweiligen Patienten enthält. Kein Tumor gleicht dem anderen - genau damit arbeitet der Impfstoff: Damit ist erstmals eine maßgeschneiderte und personalisierte Behandlung in der Krebsmedizin möglich.

Man kann sich das so vorstellen, dass tatsächlich für jeden Patienten ein eigenes Arzneimittel hergestellt wird, mit allem Aufwand, hochkomplex in der Herstellung, das dann zusätzlich zur Immuntherapie verabreicht wird.

Prof. Dr. Christoffer Gebhardt - Leiter des Universitären Hauttumorzentrums Hamburg

Nach der Impfung kommt dann die Immuntherapie - das ermöglicht die Aktivierung des Immunsystems über zwei ganz unterschiedliche Mechanismen.

Eine Spritze macht Hoffnung: Die Individuelle Neo-Antigen-Therapie (INT) könnte bald zugelassen werden. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

mRNA - war da nicht was mit Corona?

Richtig. Die meisten Menschen haben wohl im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie das erste Mal von mRNA-Impfstoffen gehört.

Und das hat in der Tat mit der Forschung an den aktuellen Krebs-Impfstoffen zu tun, sagt Prof. Gebhardt. Denn die Forschung an den Krebs-Impfstoffen lief bereits, als Corona ausbrach. Dass die mRNA-Impfstoffe gegen das Virus so schnell entwickelt werden konnten, war unter anderem auf die Vorarbeiten der Krebs-Impfstoff-Entwicklung zurückzuführen.

Die Funktionsweise ist tatsächlich ähnlich, denn die mRNA-Technologie hilft dem Körper, Krebszellen aufzuspüren und soll so verhindern, dass die Krankheit erneut ausbricht.

Was bedeutet mRNA?Die Abkürzung mRNA steht für "messenger ribonucleic acid" (Boten-Ribonukleinsäure) auch Boten-RNA genannt.

Erbgut verändern kann mRNA nicht. Sie gelangt zwar in einige Köperzellen, aber nicht in den Zellkern, wo sich das Erbgut befindet. Erbgut besteht zudem aus DNA. Ein Enzym, mit dem mRNA in DNA umgebaut werden könnte, gibt es in unseren Zellen nicht.

Auf was können Betroffene hoffen?

Insgesamt wird die Studie fünf Jahre dauern - erste Auswertungen werden voraussichtlich in 2025 veröffentlicht werden. Das heißt, eine Zulassung in Europa könnte in 2026 oder 2027 erfolgen - falls die Studie erfolgreich ist, so Prof. Gebhardt.

Quellen und weiterführende Links

Hautkrebs und Vorsorge

Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 30. April 2024 | 17:15 Uhr