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Ratgeber Magersucht, Bulimie und Binge Eating - Hilfe bei gefährlichen Essstörungen

23. September 2024, 18:25 Uhr

Magersucht, Bulimie und die Binge-Eating-Störung sind die häufigsten Essstörungen in Deutschland. Wie sich die drei ernsthaften Erkrankungen unterscheiden und wo Betroffene Hilfe finden, erfahren Sie hier.

Wer ist betroffen?

Bei einer Essstörung ist das Verhältnis zum eigenen Körper und der Umgang mit Nahrung gestört. Sie beginnt meist im Jugend- oder im frühen Erwachsenenalter und geht oft mit Depressionen, Angststörungen und Missbrauch von Alkohol, Drogen oder Medikamenten einher. Meist haben Essstörungen mehrere Ursachen: etwa ein übertriebenes Schönheitsideal oder sexueller Missbrauch.

Auch Social Media ist mittlerweile ein erheblicher Einflussfaktor. Das Vergleichen untereinander und die Inhalte von Fitness- oder Ernährungstrainern, die auf ihren Kanälen ein ideologisches Bild vermitteln, können gerade junge Menschen stark beeinflussen.

Von 1.000 Mädchen und Frauen erkranken etwa 14 im Laufe ihres Lebens an Magersucht, etwa 19 an Bulimie und 28 an Binge-Eating-Störung. Das geht aus Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hervor. Die häufigste Essstörung ist nach BZgA-Angaben jedoch die sogenannte Binge-Eating-Störung.

Essstörungen gelten immer noch als typisch weibliche Erkrankung. Aber auch Jungen und Männer können alle Formen einer Essstörung entwickeln. Die Anzeichen dafür sind bei Jungen und Männern ähnlich denen bei Mädchen und Frauen. Eine Essstörung bei Jungen und Männern wird häufig jedoch nicht oder erst spät erkannt.

Jungen und Männer sind trotz allem deutlich weniger betroffen: Von 1.000 erkranken im Laufe ihres Lebens durchschnittlich etwa zehn an einer Binge-Eating-Störung, sechs an Bulimie und zwei an Magersucht.

Wie erkennt man Magersucht (Anorexie)?

Magersucht ist die bekannteste der drei Essstörungen. Sie äußert sich in erster Linie durch extremes Untergewicht, das ab einem Body-Mass-Index von unter 17,5 beginnt. Zwei Arten werden dabei unterschieden: Bei der restriktiven Form wird die Nahrungszufuhr stark eingeschränkt, meist in Kombination mit exzessivem Sporttreiben. Bei der aktiven Verlaufsform tragen Betroffene zusätzlich durch die Einnahme von Abführmitteln zu ihrem Gewichtsverlust bei.

Der Nährstoffverlust führt häufig zu Haarausfall, bei Frauen bleibt die Regel aus und Betroffene leiden unter kardiologischen Problemen sowie einem Ungleichgewicht des Elektrolythaushalts. Das kann im schlimmsten Fall lebensgefährlich sein.

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Bulimie (Ess-Brech-Sucht) erkennen

Patienten, die unter Bulimie leiden, sind optisch nicht gleich erkennbar: Sie haben meist normales Gewicht, sind aber mental ständig mit dem Essen beschäftigt, weil sie Angst haben, zu dick zu werden. Das Hauptsymptom einer Bulimie sind regelmäßige Essanfälle. Bei so einem Anfall essen Betroffene innerhalb kurzer Zeit deutlich mehr als die meisten Menschen in einer vergleichbaren Situation. Sie haben das Gefühl, nicht mehr mit dem Essen aufhören zu können und auch nicht kontrollieren zu können, was und wie viel sie essen.

Aus Angst vor einer Gewichtszunahme greifen Menschen mit einer Bulimie zu unangemessenen Gegenmitteln. Zum Beispiel essen sie unregelmäßig, hungern, fasten oder treiben übermäßig viel Sport. Oft führen Betroffene Erbrechen herbei oder nutzen Medikamente wie Appetitzügler, Abführmittel oder entwässernde Stoffe.

Das eigene Körpergewicht und die Figur haben einen sehr starken Einfluss auf das Selbstwertgefühl der Betroffenen.

Frau sitzt im Hintergrund am Boden. Im Vordergrund ein Apfel, eine Flasche Wasser und ein Maßband.
Menschen mit einer Bulimie essen unregelmäßig, hungern, fasten oder treiben übermäßig viel Sport. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Binge-Eating-Störung: regelmäßige Essattacken

Menschen mit einer Binge-Eating-Störung leiden ebenfalls unter regelmäßig auftretenden Essanfällen, bei denen sie enorme Mengen an Nahrung aufnehmen und dabei das Gefühl haben, nicht kontrollieren zu können, was und wie viel sie essen. Menschen mit einer Binge-Eating-Sörung essen heimlich und oft deutlich schneller als es normalerweise der Fall wäre. Nach einer Essattacke werden sie häufig von einem schlechten Gewissen, Ekel oder Scham geplagt. Die Attacken treten unabhängig von Genuss, Hunger oder Sättigung auf.

Anders als bei Menschen, die unter Bulimie leiden, werden hier von Betroffenen nur selten gewichtsregulierende Maßnahmen wie Erbrechen, Hungern oder exzessiver Sport angewendet.

Hilfe für Betroffene

Eine erste Anlaufstelle für Betroffene sollte in erster Linie der Haus- oder Kinderarzt sein. Dort muss festgestellt werden, wie weit die Essstörung bereits fortgeschritten ist und welche Art der Therapie sich anbietet. In vielen Fällen reicht eine ambulante Therapie aus, manchmal können ein Klinikaufenthalt oder therapeutische Wohngruppen der letzte Ausweg sein.

Der Bundesfachverband Essstörungen stellt zahlreiche Informationen und Adressen zur Verfügung sowie einen "Quickcheck Essstörungen", der schon erste Hinweise auf eine mögliche therapiebedürftige Störung geben kann. Tipps gibt es hier bei der BZgA.

Behandlungsmethoden bei Essstörungen
Psychotherapie Bei allen Essstörungen wird eine Psychotherapie empfohlen. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, die Familie aktiv in die Behandlung einzubeziehen. Die wichtigsten Ziele sind die Normalisierung des Essverhaltens und Gewichts und eine Behandlung der psychischen Beschwerden und Probleme. Dabei sollten auch ein angemessenes Selbstwertgefühl und soziale Kompetenzen entwickelt werden.
Stationäre Behandlung Besteht aufgrund des starken Untergewichtes eine körperliche Gefährdung, müssen Essstörungen im Krankenhaus behandelt werden. Anschließend wird eine psychotherapeutische oder teilstationäre Behandlung empfohlen.
Teilstationäre Behandlung Bei einer teilstationären Behandlung sind Patientinnen und Patienten tagsüber in der Klinik und fahren abends wieder nach Hause. 

Telefonseelsorge in Deutschland 0800 - 111 0 111
0800 - 111 0 222
(gebührenfrei)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 23. September 2024 | 17:15 Uhr

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