MeeresschutzWelchen Fisch kann man bedenkenlos essen?
Fisch und Meeresfrüchte sind gesund. Doch in Zeiten von Überfischung und intensiver Aquakultur fragen sich Verbraucher, welcher Fisch noch guten Gewissens verzehrt werden kann. BRISANT mit einer Liste, die beim Einkaufen hilft.
Inhalt des Artikels:
Fisch und Meeresfrüchte wie Krabben oder Muscheln sind gesund, enthalten viele wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät, ein- bis zweimal pro Woche fettreichen Seefisch wie Hering, Makrele oder Lachs zu essen. Studien zeigen, dass regelmäßiger Fischverzehr das Risiko für tödlichen Herzinfarkt, Schlaganfall und Fettstoffwechselstörungen mindern kann.
Doch unsere Meere sind zum Teil stark überfischt, der Bestand gefährdet. Welche Fische darf man noch guten Gewissens auf den Teller legen?
Augen auf beim Fisch-Kauf: Fangmethode und Fanggebiet sind entscheidend
Verbraucherzentralen und WWF raten, Fisch und Meeresfrüchte generell als Delikatesse zu betrachten. Denn neben den begehrten Fischen verfangen sich auch Wale, Delfine und Schildkröten in Schleppnetzen oder Ringwaden und verenden qualvoll. Fast 40 Prozent in einem Netz sind Beifang!
Ob Sie einen Fisch guten Gewissens kaufen können oder eher nicht, hängt vor allem davon ab, wo er herkommt und wie er gefangen wurde. Achten Sie beim Einkauf daher insbesondere auf die Fangmethode und das Fanggebiet. Doch das ist gar nicht so einfach.
Die Weltmeere sind in 19 Fangzonen aufgeteilt, die sogenannten FAO-Fanggebiete und diese wiederum in Teilfanggebiete. Die unten stehenden Empfehlungen können daher nur eine grobe Orientierung bieten.
Aktuelle Kaufempfehlungen finden Sie auf den Internet-Seiten der Verbraucherzentrale Hamburg und des WWF.
Bedenkenlos essen können Sie:
- Forelle aus regionalen Gewässern (vom lokalen Fischhändler)
- Karpfen
- Wildlachs aus Alaska
- Hering aus Norwegen
- Sprotte
- Austern
- Amerikanischer und Europäischer Wels
Nur zweite Wahl sind:
- Kabeljau
- Seelachs
- Rotbarsch
- Scholle
Hier kommt es auf die Fangmethode an. Achten Sie beim Kauf darauf, dass der Fisch mit Angelleinen oder Reusen gefangen wurde statt mit Schleppnetzen. Übrigens: Seelachs steckt oft in Fischstäbchen!
Eher nicht auf dem Teller landen sollten:
- Tropische Garnelen aus Wildfang
- Aal
- Dorade aus dem Mittelmeer
- Steinbeißer
- Wolfsbarsch
- Blauflossenthunfisch
- Hai
- Ostsee-Dorsch
- Hummer (mit wenigen Ausnahmen)
Diese Arten sind stark gefährdet.
Aquakultur - welche ist nachhaltig?
Vorbei sind die Zeiten der kleinen heimischen Karpfenteiche. Der oft in Kantinen servierte Pangasius stammt überwiegend aus riesigen Zuchtanlagen in Vietnam. Meist werden dabei Antibiotika und gentechnisch verändertes Futter eingesetzt.
Gedanken machen sollten Sie sich auch bei Doraden (auch Goldbrassen) und Wolfsbarsch. Beide werden in der Regel im Mittelmeerraum in offenen Netzkäfigen gezüchtet. Weil sie aber Raubfische sind, werden die Tiere mit Fischmehl gefüttert - was wiederum die Wildfischbestände belastet. Aquakultur ist daher nicht gleich Aquakultur.
Das Öko-Institut hat eine Studie veröffentlicht, wie nachhaltige Aquakultur in Deutschland im Jahr 2050 aussehen soll. Fischfutter sollte weitestgehend durch Mikroalgen, Ölsaaten und Insektenprotein ersetzt werden. Geschlossene Systeme sind vorzuziehen, weil Nährstoffe dann nicht in offene Gewässer abfließen und zudem Wasser permanent wiederaufbereitet wird.
Eine besondere Form der Aquakultur ist die Aquaponik. Sie ermöglicht über einen geschlossenen Nährstoffkreislauf den Pflanzenanbau ohne Erde. Dabei wird das Abwasser aus der Fischzucht in Pflanzbeete geleitet und dient dort als Nährstoffquelle. So gedeihen in einer Aquaponik-Farm in Berlin bereits Tilapia neben Basilikum. Und im Fisch-Glas-Haus der Universität Rostock steht die derzeit modernste Aquaponik-Experimentalanlage in Europa.
Fischratgeber und Gütesiegel
Der WWF hat einen Fischratgeber veröffentlicht, der mit einem Ampelsystem das Einkaufen erleichtert. Auch die Hamburger Verbraucherzentrale arbeitet mit einem Fischratgeber.
Greifen Sie zu Schwarmfischen wie Sardelle, Makrele oder Hering und lassen Sie Raubfische wie Kabeljau, Thunfisch oder Schwertfisch links liegen. Die sind - weil sie andere Fische fressen - oft mit Schwermetallen wie Quecksilber belastet. Und weil die Tiere größer sind, sind die Bestände oft überfischt.
Tipp: Eine nachhaltige Herkunft der Fischprodukte ist entscheidend. Für Zuchtfisch sind dies die Siegel von Bioland und Naturland sowie vom ASC (Aquaculture Stewardship Council). Für Wildfisch ist das MSC-Siegel (Marine Stewardship Council) einigermaßen aussagekräftig, wenn auch überholt.
BRISANT/WWF/Verbraucherzentrale/Öko-Institut/Greenpeace
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Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 06. Juli 2022 | 17:30 Uhr