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Kiffen gegen das Altern? Ganz so einfach ist es laut Forschung nicht. Bildrechte: IMAGO/Sven Simon

Jungbrunnen Cannabis?Kiffen soll positive Effekte auf das Altern haben

27. September 2024, 17:22 Uhr

Auch wenn Kiffen seit April 2024 unter gewissen Rahmenbedingungen in Deutschland legal ist - Cannabis ist und bleibt eine Droge mit zum Teil erheblichen Gefahren. Zugleich wird einigen Inhaltsstoffen aber auch erhebliches medizinisches Potenzial zugesprochen. Vor allem in der Schmerzbehandlung, bei depressiver Verstimmung, beginnender Demenz oder Folgeerscheinungen von Krebserkrankungen und ihren Therapien gelten Hanfprodukte als wirksam.

Nun zeigt eine Studie an Mäusen, dass Tetrahydrocannabinol (THC), also jene Substanz, die hauptsächlich für die berauschende Wirkung von Cannabis verantwortlich ist, auch positive Auswirkungen auf das Gehirn haben kann.

Kiffen als "Wundermittel" im Kampf gegen das Altern?

Neben Entspannung soll Cannabis die Denkfähigkeit erhöhen und einen Anti-Aging-Effekt haben. Das hat ein deutsch-israelisches Forschungsteam um Andras Bilkei-Gorzo von der Universität Bonn herausgefunden. Seine Studienergebnisse veröffentlichte es im Fachjournal "ACS Pharmacology & Translational Science".

Der Schlüssel dazu liegt in der Wirkung des THC auf das Protein m-TOR, das bei allen Säugetieren vorkommt. Das Protein wird auch als Stoffwechsel-Schalter bezeichnet. Es hat damit auch direkten Einfluss auf das Altern.

Die Forscher fanden heraus: Eine niedrig dosierte Langzeitgabe von Cannabis kann nicht nur bereits vorhandene Alterungsprozesse im Gehirn umkehren, sondern auch vor zukünftigen bewahren.

Das Team um Dr. Andras Bilkei-Gorzo machte eine spannende Entdeckung rund um Anti-Aging-Effekte von THC. Bildrechte: Universitätsklinikum Bonn (UKB) / Rolf Müller

Mäuse bekamen täglich eine niedrige Dosis THC

Einige der beteiligten Wissenschafterinnen und Wissenschafter hatten zuvor schon festgestellt, dass niedrige Dosen von Cannabis das Gedächtnis und die Lernfähigkeit alternder Mäuse verbessern können.

Die aktuelle Studie untermauert die früheren Resultate: Die mit THC behandelten Mäuse zeigten einen Anstieg der mTOR-Aktivität im Gehirn und eine verstärkte Produktion der Proteine, die für die Bildung neuer Synapsen zwischen Neuronen erforderlich sind. Ein Umstand, der bei fast allen Aspekten der Gehirnfunktion hilfreich ist.

Wird das Protein mTOR im Körper also aktiviert, hat es einen direkten Einfluss auf die kognitive Leistungsfähigkeit und Stoffwechselprozesse.

THC wirkt zweifach auf Stoffwechsel-Proteine

In früheren Studien wurde bereits festgestellt, dass eine Verringerung der mTOR-Aktivität (durch etwa eine kalorienarme Ernährung oder intensive körperliche Betätigung) eine allgemeine Anti-Aging-Wirkung hat, weil es das Zellwachstum hemmt.

Nun stellten die Forscher nach Verabreichung des THC eine ähnlich starke Verringerung der mTOR-Aktivität von Mäusen in deren Fettgewebe fest. Die Zellalterung im restlichen Körper wurde also verlangsamt. Mit anderen Worten: Der Körper beginnt, einige Prozesse herunterzufahren, und zwar auf eine Weise, die nachweislich auch die biologische Alterung verlangsamt.

"Wir kamen zu dem Schluss, dass eine langfristige THC-Behandlung zunächst eine kognitionsfördernde Wirkung hat, indem sie die Energie- und synaptische Proteinproduktion im Gehirn erhöht, gefolgt von einer Anti-Aging-Wirkung, indem sie die mTOR-Aktivität und Stoffwechselprozesse in der Peripherie verringert", sagte Dr. Andras Bilkei-Gorzo in einer Pressemitteilung.

Die Dosis ist entscheidend: Eine niedrigdosierte Langzeitgabe von Cannabis kann nicht nur Alterungsprozesse im Gehirn umkehren, sondern hat auch eine Anti-Aging-Wirkung. Bildrechte: IMAGO/blickwinkel

Blick in die Zukunft

Die neuen Erkenntnisse könnten durchaus eine Rolle bei Therapien zum Schutz der menschlichen Gehirngesundheit im Alter spielen. In Zukunft könnte auf Basis dieser Forschungsergebnisse ein Medikament entwickelt werden, das sowohl einen Anti-Aging-Effekt hat als auch kognitionsfördernd ist.

Bis es so weit ist, wird jedoch noch einige Zeit vergehen. Die aktuellen Beobachtungen beschränken sich vorerst nur auf Nagetiergehirne. Insbesondere sei zu klären, ob die positiven Effekte die bekannten schädlichen Folgen von Cannabis für das Gehirn rechtfertigen, so die Forschenden.

Quellen und weiterführende Links

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