Studienlage Sorte und Menge entscheidend? So (un)gesund ist Bier wirklich
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24. Januar 2025, 08:09 Uhr
Studien zum Alkoholkonsum gibt es viele. In einer internationalen Studie aus dem Jahr 2016 fanden Wissenschaftler heraus, dass ein bis zwei Gläser Bier pro Tag die Lebenserwartung erhöhen können. Allerdings räumen die Forscher auch ein, dass "selbst bei niedrigeren Dosierungen die Vorteile von Alkohol durch seine schädlichen Wirkungen an anderer Stelle zunichte gemacht werden" können. So kann geringer Alkoholkonsum zwar das Risiko für Gefäßkrankheiten senken, aber das Risiko für bestimmte Krebsarten, Leberschäden und Unfalltod erhöhen.
Da die "gesunde" Wirkung des Bieres dadurch quasi aufgehoben wird, haben Forscher der Universität Nova in Lissabon 2022 untersucht, ob es einen Unterschied macht, ob man alkoholfreies oder alkoholhaltiges Bier trinkt.
Studie bestätigt positive Auswirkung auf Darmflora
In der Studie untersuchten die Wissenschaftler zwei männliche Vergleichsgruppen im Alter von 23 bis 58 Jahren - allerdings mit insgesamt nur 22 Probanden. Die eine Gruppe mit 11 Probanden trank vier Wochen lang täglich 330 ml alkoholfreies Bier, die andere Gruppe mit 11 Probanden alkoholhaltiges Bier mit 5,2 Prozent Alkohol. Ihre Ernährungsgewohnheiten behielten alle während des Versuchs bei.
Das Ergebnis: Die Teilnehmer beider Gruppen entwickelten während der Testphase eine größere Vielfalt an Darmbakterien. Diese sind wichtig für das Gleichgewicht und die Gesundheit des Darms. Niemand hatte an Gewicht oder Körperfett zugenommen.
Das Ergebnis lieferte eine Analyse des Blutes, das den Männern jeweils vor und nach der Testphase abgenommen wurde. Ausschlaggebend waren unter anderem die Cholesterin- und Insulinwerte. Auch die Phosphate im Stuhl gaben Aufschluss über den Zustand der Darmflora.
Hopfen ist gut für die Darmflora
Den Grund für diese positive Entwicklung sehen die Forscher im Hopfen, der im Bier enthalten ist. Dieser enthält nämlich pflanzliche Mikronährstoffe (Polyphenole). Die Kombination von Polyphenolen mit Mikroorganismen hat den größten gesundheitlichen Effekt auf die Darmflora. Diese Verbindung sorgt für eine größere Vielfalt an Bakterien im Darm und beeinflusst deren Wachstum. Dies ist wichtig, um gegen Krankheiten gewappnet zu sein.
Beim Bierkonsum wirken verschiedene positive und negative Effekte der Inhaltsstoffe zusammen. Während der Alkohol im Bier grundsätzlich schädlich für die Darmflora ist und süchtig machen kann, kann die gute Wirkung des Hopfens die schlechte des Alkohols ausgleichen. Seine pflanzlichen Mikro-Nährstoffe sorgen zudem für eine gesunde Darmwand und damit für einen besseren Schutz vor schädlichen Bakterien und Giftstoffen, so die Wissenschaftler.
Die Biersorte macht den Unterschied
Untergärige Biersorten wie Helles oder Lager enthalten mehr Hopfen als beispielsweise Weißbier. Auch alkoholfreie Biersorten werden mit Hopfen hergestellt. Dieser ist übrigens auch für die Bitterkeit des Bieres verantwortlich. Faustregel: Je bitterer ein Bier ist, desto mehr Hopfen enthält es.
Alkohol dadurch aber nicht gesund
Die positiven Effekte sollen den Bierkonsum aber nicht verharmlosen. Zur Verbesserung der Darmflora können auch Probiotika wie Joghurt und saure Gurken oder Präbiotika wie Bananen und Linsen eingesetzt werden.
So stellte das Forscherteam fest, dass der tägliche Konsum einer kleinen Flasche helles Bier (330 ml) für die Darmgesundheit von Männern vorteilhaft sein kann. Aber: Da es laut der Studie keinen Unterschied macht, ob das Bier alkoholhaltig oder alkoholfrei ist, sei langfristig die alkoholfreie Variante zu empfehlen.
Fazit - eindeutiges Urteil
Was stimmt nun? Kann moderater Bierkonsum tatsächlich gesund sein und die negativen Aspekte von Alkohol aufwiegen? Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) legt sich fest und teilte schon Anfang 2023 mit: Nein, denn "beim Alkoholkonsum gibt es keine gesundheitlich unbedenkliche Menge." Der WHO zufolge würden die Risiken durch Alkohol bereits beim ersten Tropfen beginnen - unabhängig vom Getränk.
"Von einer gesundheitlich unbedenklichen Menge an Alkoholkonsum kann nicht die Rede sein. Egal, wie viel man trinkt - das Risiko für die Gesundheit beginnt schon beim ersten Tropfen", heißt es weiter. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. sagt: "Es gibt keine risikofreie Menge."
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 21. Januar 2025 | 17:15 Uhr