Studie Die Sorte und Menge machts: Kann Bier auch gesund sein?
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28. November 2024, 18:30 Uhr
Es ist kein Geheimnis: Alkohol schadet der Gesundheit. Neben Lebererkrankungen, Entzündungen im Magen-Darm-Trakt und Krebs kann regelmäßiger Alkoholkonsum zu Herzrhythmusstörungen und Nervenschäden führen. Das beliebte Feierabendbier ist deshalb umstritten.
Studien zum Alkoholkonsum gibt es viele. In einer internationalen Studie im Jahr 2016 haben Wissenschaftler herausgefunden, dass ein bis zwei Gläser Bier am Tag die Lebenserwartung erhöhen können. Allerdings räumen die Forscher auch ein, dass "selbst bei niedrigeren Dosierungen die Vorteile von Alkohol durch seine schädlichen Wirkungen zunichtegemacht werden". So kann ein geringer Alkoholkonsum zwar das Risiko für bestimmte Gefäßkrankheiten senken, aber das Risiko für bestimmte Krebsarten, Leberzirrhose und Unfalltod erhöhen.
Da die "gesunde" Wirkung des Bieres dadurch quasi aufgehoben wird, haben Forscher der Universität Nova in Lissabon 2022 untersucht, ob es einen Unterschied macht, ob man alkoholfreies oder alkoholhaltiges Bier trinkt.
Studie bestätigt positive Auswirkung auf Darmflora
In der Studie untersuchten die Wissenschaftler zwei männliche Vergleichsgruppen im Alter von 23 bis 58 Jahren - allerdings mit insgesamt nur 22 Probanden. Die eine Gruppe mit 11 Probanden trank vier Wochen lang täglich 330 ml alkoholfreies Bier, die andere Gruppe mit 11 Probanden alkoholhaltiges Bier mit 5,2 Prozent Alkohol. Ihre Ernährungsgewohnheiten behielten alle während des Versuchs bei.
Das Ergebnis: Die Teilnehmer beider Gruppen entwickelten während der Testphase eine größere Vielfalt an Darmbakterien. Diese sind wichtig für das Gleichgewicht und die Gesundheit des Darms. Niemand hatte an Gewicht oder Körperfett zugenommen.
Das Ergebnis lieferte eine Analyse des Blutes, das den Männern jeweils vor und nach der Testphase abgenommen wurde. Ausschlaggebend waren unter anderem die Cholesterin-, Insulin- und Phosphatwerte. Auch die Phosphate im Stuhl gaben Aufschluss über den Zustand der Darmflora.
Hopfen ist gut für die Darmflora
Den Grund für diese positive Entwicklung sehen die Forscher im Hopfen, der im Bier enthalten ist. Dieser enthält nämlich pflanzliche Mikronährstoffe (Polyphenole). Die Kombination von Polyphenolen mit Mikroorganismen hat den größten gesundheitlichen Effekt auf die Darmflora. Diese Verbindung sorgt für eine größere Vielfalt an Bakterien im Darm und beeinflusst deren Wachstum. Dies ist wichtig, um gegen Krankheiten gewappnet zu sein.
Beim Bierkonsum wirken verschiedene positive und negative Effekte der Inhaltsstoffe zusammen. Während der Alkohol im Bier grundsätzlich schädlich für die Darmflora ist und süchtig machen kann, kann die gute Wirkung des Hopfens die schlechte des Alkohols ausgleichen. Seine pflanzlichen Mikronährstoffe sorgen zudem für eine gesunde Darmwand und damit für einen besseren Schutz vor schädlichen Bakterien und Giftstoffen, so die Wissenschaftler.
Die Biersorte macht den Unterschied
Untergärige Biersorten wie Helles oder Lager enthalten mehr Hopfen als beispielsweise Weißbier. Auch alkoholfreie Biersorten werden mit Hopfen hergestellt. Dieser ist übrigens auch für die Bitterkeit des Bieres verantwortlich. Faustregel: Je bitterer ein Bier ist, desto mehr Hopfen enthält es.
Alkohol wird dadurch aber nicht gesünder
Der positive Effekt soll den Bierkonsum aber keinesfalls verharmlosen. Zur Verbesserung der Darmflora können auch Probiotika wie Joghurt und saure Gurken oder Präbiotika wie Bananen und Linsen eingesetzt werden.
So stellte das Forscherteam fest, dass der tägliche Konsum einer kleinen Flasche hellem Bier (330 ml) für die Darmgesundheit von Männern vorteilhaft sein kann. Aber: Da es laut der Studie keinen Unterschied macht, ob das Bier alkoholhaltig oder alkoholfrei ist, ist langfristig die alkoholfreie Variante zu empfehlen.
Um ihre Ergebnisse zu überprüfen, empfehlen die Forscherinnen und Forscher eine weitere "groß angelegte Vergleichsstudie" zu ihrer Hypothese. Außerdem sollten die Auswirkungen von alkoholfreiem Bier auf die Darmbakterien bei Probanden, die ansonsten keinen Alkohol trinken, weiter untersucht werden. Denn eine Vergleichsgruppe mit Studienteilnehmern, die gar keinen Alkohol trinken, gab es in dieser Studie nicht.
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 28. November 2024 | 17:15 Uhr