Faule Deutsche?Ranking: Fast alle Länder arbeiten mehr als wir
Wenn es um Fleiß geht, haben die Deutschen ja gerne den Ruf, besonders tüchtig zu sein. Doch eine neue Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) bringt ein anderes Ergebnis ans Licht: Im internationalen Vergleich arbeiten die Menschen in Deutschland deutlich weniger als in den meisten anderen Industrieländern.
Im internationalen Vergleich eher auf der Couch
2023 leisteten Erwerbstätige in Deutschland rund 1.036 Arbeitsstunden pro Person. Klingt viel? Ist es aber offenbar nicht. Denn damit landet die Bundesrepublik auf dem drittletzten Platz von insgesamt 27 Industrieländern. Der OECD gehören zwar eigentlich 38 Länder an, in der Studie werden aus unterschiedlichen Gründen jedoch nur 27 aufgeführt.
Noch weniger arbeiten der Studie zufolge nur die Menschen in Frankreich (1.027 Stunden) und Belgien (1.021 Stunden).
Ordentlich geschuftet hingegen wird demnach in Israel (1.312) und Tschechien (1.326). Sportliche 1.402 Stunden, und damit auf Platz 1, haben die Menschen in Neuseeland im Jahr 2023 gearbeitet.
Es wird allerdings auch darauf hingewiesen, dass internationale Vergleiche schwierig sind, da unterschiedliche Länder verschiedene statistische Methoden zur Erhebung der Arbeitszeit verwenden.
Überraschung? Eher nicht.
Das IW veröffentlicht solche Studien regelmäßig. Dabei liegt Deutschland immer wieder auf den hinteren Plätzen. Aber es lässt sich durchaus auch positives ableiten.
Vergleicht man die aktuellen Zahlen mit denen aus dem Vorjahr, ist die durchschnittliche Arbeitszeit der Deutschen sogar um zwei Stunden im Jahr gestiegen.
Noch besser wird es übrigens im Zehn-Jahres-Vergleich. 2013 arbeiteten wir hierzulande "nur" 1.013 Stunden - 23 Stunden weniger. Das entspricht einem Plus von rund 2,3 Prozent in zehn Jahren. Kein Quantensprung, aber eben auch kein Stillstand.
Ob das gut oder schlecht ist, hängt vom Blickwinkel ab. Natürlich ist eine gute Work-Life-Balance Gold wert. Aber wenn zu viele Stunden fehlen, wird’s irgendwann spürbar - nicht nur im Terminkalender, sondern auch in der Wirtschaft.
Woran liegt es?
Ein Grund für die geringere Arbeitszeit im Vergleich zu anderen Ländern sind hier struktureller Natur. Viele Menschen arbeiten - oft unfreiwillig - in Teilzeit. Besonders Frauen sind davon in Deutschland betroffen, häufig wegen fehlender Kinderbetreuung.
Eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes hat ergeben, dass im Jahr 2024 mit 49 Prozent fast jede zweite Frau in Teilzeit gearbeitet hat. Bei den Männern waren es nur zwölf Prozent und damit vier mal weniger als bei den Frauen. Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilte, näherte sich die Erwerbstätigenquote von Frauen und Männer in den vergangenen Jahren aber weiter an.
Gleichzeitig lag die Anzahl der Erwerbstätigen in Deutschland im vergangen Jahr auf einem Rekordhoch von 77 Prozent.
Ranking der fleißigsten Länder (2023)
- Neuseeland - 1.402 Stunden
- Tschechien - 1.326 Stunden
- Israel - 1.311 Stunden
- Polen - 1.304 Stunden
- Korea - 1.295 Stunden
- USA - 1.294 Stunden
- Kanada - 1.278 Stunden
- Australien - 1.274 Stunden
- Japan - 1.271 Stunden
- Ungarn - 1.257 Stunden
- Schweiz - 1.224 Stunden
- Irland - 1.208 Stunden
- Portugal - 1.180 Stunden
- Slowakei - 1.173 Stunden
- Griechenland - 1.172 Stunden
- Niederlande - 1.164 Stunden
- Vereinigtes Königreich - 1.143 Stunden
- Schweden - 1.1112 Stunden
- Finnland - 1.109 Stunden
- Norwegen - 1.097 Stunden
- Spanien - 1.066 Stunden
- Italien - 1.065 Stunden
- Österreich - 1.063 Stunden
- Dänemark - 1.056 Stunden
- Deutschland - 1.036 Stunden
- Frankreich - 1.026 Stunden
- Belgien - 1.021 Stundne
Quellen und weiterführende Links
Mehr Arbeitsthemen
Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 19. Mai 2025 | 17:15 Uhr