Verpackte Bio-Eier
Viele Verbraucher achten beim Kauf von Eiern darauf, dass es sich um Bio-Eier handelt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jens Kalaene

Fragwürdige Tierhaltung Die Schummelei mit dem Bio-Ei: Was gesetzlich erlaubt ist

28. September 2023, 09:36 Uhr

Glückliche Hühner, draußen auf der Wiese, mit viel Platz und gutem Futter: So stellen sich viele die Herkunft von Bio-Eiern vor. Doch die Realität ist manchmal eine andere, wie Tierschutzorganisationen immer wieder aufdecken. Auch in angeblichen Bio-Betrieben gibt es Zustände, die an schlimmste Käfighaltungsformen erinnern - und so den Verbraucher täuschen.

Tierschützer filmen schlimme Zustände in Ställen

Enge Ställe mit wenig Licht, Hennen mit kahlgepickten Bäuchen und zwischendrin auch tote Tiere. Erst kürzlich hatte der RBB in Zusammenarbeit mit der Organisation Animal Rights Watch über einen zweifelhaften Eier-Betrieb in Brandenburg berichtet, der Bio-Eier verkauft. Anfang 2023 hatte der NDR über ähnlich schlimme Zustände in Niedersachsen berichtet. In beiden Fällen äußerten sich die Betreiber der Ställe nicht zu den Zuständen.

Massentierhaltung auch in Bio-Betrieben möglich

Das Problem: Massentierhaltung ist auch in Bio-Betrieben möglich - und längst auch Realität, um die hohe Nachfrage nach Bio-Eiern zu befriedigen. Vorgeschrieben ist zum Beispiel, dass maximal sechs Hühner auf einem Quadratmeter leben. Offenbar wird das in vielen Fällen ausgereizt. Immerhin: Käfige sind verboten.

Solange Fläche und Futter den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen, spielt es keine Rolle, dass in einem Bio-Stall bis zu 3.000 Tiere gehalten werden. Viel zu viele, kritisieren Experten und erinnern daran, dass eine Herde normalerweise aus rund 20 Hennen und einem Hahn besteht.

 Hühner auf dem Bauernhof.
So stellt man sich glückliche Hühner vor. Die Realität in manchen Bio-Betrieben ist aber eine andere. Bildrechte: IMAGO / Zoonar

Diese Regeln gelten für die ökologische Hühnerhaltung:

  1. Nicht mehr als 3.000 Hennen leben in einem Stall.
  2. Maximal sechs Hühner teilen sich einen Quadratmeter Stall.
  3. Jeder Henne stehen 18 cm Sitzstange zu. Im Stall müssen so viele Sitzstangen vorhanden sein, dass alle Hennen gleichzeitig darauf sitzen können. Eine Verletzung an Fußballen und Krallen an den Stangen muss ausgeschlossen sein.
  4. Es gibt Einzelnester, die sich je sieben Hennen teilen, und Familiennester, für je 83 Hennen pro Quadratmeter Nestfläche.
  5. Mindestens ein Drittel des Stalles ist Scharraum und mit ausreichend Stroh, Hobelspänen oder Sand bedeckt.
  6. Der Stall muss einen großen Auslauf haben. Jedem Huhn stehen vier Quadratmeter Auslauffläche zu.
  7. Zusätzlich muss es einen Wintergarten geben, der halb so groß ist, wie die von den Tieren genutzte Stallfläche.
  8. Die höchstzulässige Anzahl von 230 Legehennen je Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche darf nicht überschritten werden.
  9. Das Futter der Hühner ist ausschließlich ökologisch erzeugt, Gentechnik ist nicht erlaubt.
  10. Kranke Tiere werden nur mit Naturheilmitteln und Homöopathie behandelt.

Hühner in Freilandhaltung
Maximal sechs Hühner pro Quadratmeter sind in Bio-Betrieben erlaubt. Bildrechte: Colourbox.de/Wolfgang Filser

Bio ist keine Aussage über das Tierwohl

Bio sagt aus Sicht vieler Tierschützer dennoch nichts über das Tierwohl aus. Daran ändern auch die vielen Bio-Labels auf den Eier-Packungen wenig.

Für die Aktivisten von Animal Rights Watch ist klar: "Egal welches Siegel auf den Eiern klebt, egal ob sie bei Alnatura, Kaufland, REWE, Aldi oder im Bioladen verkauft werden: Es sind immer die gleichen Bilder", sagt Sandra Franz, Pressesprecherin von Animal Rights Watch. "Daher sind Eier nie eine gute Idee, auch nicht mit Bio-Siegel. Wer es mit dem Wohl der Tiere ernst meint, lässt sie leben und ernährt sich einfach vegan."

Eine radikale Lösung. Zu radikal aus Sicht vieler Frühstücksei-Liebhaber! Eine Alternative zum Bio-Ei aus dem Discounter könnten Eier aus mobilen Ställen sein. Dabei werden nicht so viele Tiere auf engem Raum gehalten, außerdem sind die Hennen in kleineren Gruppen länger draußen auf der Wiese als ihre Artgenossen aus den großen Ställen.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 19. September 2023 | 17:15 Uhr

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