Ticker Sturmflut an der Ostsee: Hochwasser geht zurück - Schäden in Millionenhöhe
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27. Oktober 2023, 08:31 Uhr
22.10. 10:00 Uhr | Hochwasser an der Ostseeküste vorbei - Schäden werden sichtbar
Nach der großen Sturmflut an der Ostsee sind die Pegel wieder auf dem Normalstand. Die meisten Straßen sind passierbar, die Schiffe auf Nord- und Ostsee verkehren nach Plan.
Nun beginnt an der gesamten Küste das große Aufräumen. Viele Einsatzkräfte helfen, Ordnung zu schaffen und Schäden aufzunehmen. Die Reparaturen und Wiederaufbauarbeiten werden wohl noch längere Zeit in Anspruch nehmen, wie der Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein erklärte.
Die Höhe der Schäden ließ sich am Wochenende noch nicht beziffern. Der Leiter des Stabes Katastrophenschutz im Innenministerium ging von dreistelliger Millionenhöhe aus.
Alleine im Olympiahafen in Kiel Schilksee dürften die Schäden in die Millionen gehen, wie die Stadt am Sonntag mitteilte. "Es ist ein Desaster", sagte Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD). Mehr als 35 Boote seien gesunken, viele weitere beschädigt. Am Hafen, an den Stegen und an der Mole hätten Sturm und Wasser erhebliche Schäden verursacht.
Am Darß, wo am Samtag ein Damm zur Boddenseite an zwei Stellen vom Wasser durchbrochen worden war, wurde weitgehend Entwarnung gegeben. Dort sank der Wasserspiegel wegen der nur schmalen Ostsee-Verbindung zwar langsamer, doch floss nach Angaben einer Sprecherin kaum noch Wasser in Richtung Wieck. Dort waren 75 Häuser mit Sandsäcken gegen die anströmenden Wassermassen gesichert worden.
Auf den Inseln wird das Ausmaß der Flut zunehmend sichtbar. So wurde der Promenadenweg in Sassnitz zu großen Teilen von den gewaltigen Wassermassen zerstört. Selbst massive Steinblöcke wurden verschoben. Der Weg musste gesperrt werde, der Schaden geht ersten Schätzungen zufolge in die Millionen.
21.10. 17:00 Uhr | Deich auf dem Darß gebrochen
Nach der Sturmflut hat sich die Lage auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst noch nicht entspannt. Wie eine Sprecherin des Landkreises Vorpommern-Rügen sagte, gab der Hinterlanddeich bei Wieck am Samstagnachmittag den anströmenden Wassermassen nach. An zwei Stellen sei der Deich auf insgesamt 30 Metern Länge beschädigt. Wasser ströme nun Richtung Wieck.
Es wird geprüft, ob mit Hilfe von Hubschraubern sogenannte Bigpacks auf die Schadstellen gebracht werden sollen, um eine Ausdehnung zu verhindern.
Wiecks Bürgermeisterin sagte dem NDR, nun gelte es, die Häuser zu sichern. Laut Kreissprecherin sind etwa 75 Gebäude bedroht. Dort würden nun Sandsäcke aufgeschichtet. Menschen kamen den Angaben zufolge bislang nicht zu Schaden.
21.10. 13:38 Uhr | Minister: Mecklenburg-Vorpommern hat Glück gehabt
Nach Sturm und Hochwasser hat der für den Küstenschutz zuständige Minister Till Backhaus in Mecklenburg-Vorpommern Bilanz gezogen. "Im Vergleich zu Schleswig-Holstein und Süd-Dänemark hat Mecklenburg-Vorpommern aufgrund der Windrichtung Glück gehabt." Küstenschutzanlagen und Dünen hätten Gebiete geschützt, die sonst möglicherweise überflutet worden wären.
Manche Küstenregionen haben trotzdem Schaden genommen: Gebietsweise haben sich bis zu vier Meter hohe Abhänge gebildet, die jetzt gesichert werden müssen. "Ich appelliere an die Vernunft der Menschen, sich nicht in solchen Gefahrenbereichen aufzuhalten", so Backhaus weiter.
21.10. 11:29 Uhr | Bahn- und Schiffsverkehr normalisiert sich wieder
Der Bahnverkehr, der am Freitagabend auf mehreren Regionalstrecken in Schleswig-Holstein eingestellt worden war, läuft am Samstag wieder an. Einschränkungen gab es noch beim Schiffsverkehr zu den Nordseeinseln und -halligen. Der Sturm hatte das Wasser aus dem Wattenmeer gedrängt und für extremes Niedrigwasser gesorgt.
Der Fährverkehr zwischen Deutschland und Dänemark lief ebenfalls wieder an. Wie die Reederei Scandlines mitteilte, fuhren auf der Strecke Puttgarden-Rødby seit dem frühen Morgen wieder Schiffe. Auch der Fährbetrieb auf der Linie Rostock-Gedser soll wieder aufgenommen werden.
21.10. 10:25 Uhr | Pegelstände sinken
Nach einer turbulenten Nacht hat sich die Sturmflut an der Ostseeküste deutlich abgeschwächt. Noch im Verlauf des Samstagvormittags sollten die Wasserstände unterhalb der kritischen Marke von einem Meter über Normal sinken, teilte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Rostock mit. Die Sturmflutwarnung wurde aufgehoben.
Der Oberbürgermeister der besonders betroffenen Stadt Flensburg sprach von einem "extremen Hochwasser". Das Schlimmste sei aber überstanden: "Heute wird es ans Aufräumen gehen."
21.10. 03:10 Uhr | Millionenschäden befürchtet
Der Leiter des Stabes Katastrophenschutz im Innenministerium Schleswig-Holstein rechnet nach der Sturmflut mit einem Hochwasserschaden in dreistelliger Millionenhöhe. "Die Hauptaufräumarbeiten laufen morgen an", sagte Ralf Kirchhoff der Deutschen Presse-Agentur in der Nacht zum Samstag.
"Mit dem ersten Tageslicht wird man auch die Schäden erstmal konkreter erkennen." Der eigentliche Schadensumfang werde sich vermutlich im Laufe des Vormittags abzeichnen. Kirchhoff geht davon aus, dass die Schäden an Hochwasserschutzanlagen oder Gebäuden zum Teil erheblich sein werden.
Mehrere Küstenbereiche wurden bereits in der Nacht zum Samstag evakuiert. Das Innenministerium in Kiel schätzte die Zahl der betroffenen Menschen in Orten wie Eckernförde, Schleswig und Brodersby auf 2.000.
20.10. 21:10 Uhr | Flensburg meldet Rekordpegel
In Flensburg ist der Wasserstand am Freitagabend auf einen Stand von 2,27 Meter über dem normalen Wasserstand gestiegen. Das geht aus den Hochwasser-Sturmflut-Informationen des Kieler Umweltministeriums hervor. Für Flensburg ist das der höchste Wasserstand seit über 100 Jahren.
20.10. 20:29 Uhr | Ein Todesopfer auf Fehmarn
Ein im Sturm umgestürzter Baum hat eine 33-jährige Frau in einem Auto auf der schleswig-holsteinischen Ostseeinsel Fehmarn erschlagen. Das Unglück im Kreis Ostholstein ereignete sich am Freitagnachmittag, wie ein Sprecher der Polizei sagte.
20.10. 19:04 Uhr | Drei Tote in Großbritannien
Der aktuelle Tiefdruckeinfluss, der für die Sturmflut an der deutschen Ostseeküste verantwortlich ist, hat auch in Großbritannien für folgenschwere Überflutungen gesorgt. Die Polizei meldete drei Todesopfer in Schottland und England. Hunderte Menschen waren in ihren Häusern von Hochwasser eingeschlossen und das Unwetter sorgte für massive Verkehrsbehinderungen.
20.10. 17:38 Uhr | Deichbruch in Dänemark
Die Sturmflut hat die Küsten Dänemarks erreicht und zu Stromausfällen und Evakuierungen geführt. Die Polizei forderte Anwohner und Urlauber am Freitagnachmittag dazu auf, die Gegend um Sandersvig Strand sofort zu verlassen. In der Sommerhaussiedlung nahe Haderslev in Südostjütland war ein Deich gebrochen.
Auch auf der Insel Møn im Südosten Dänemarks wurden die Bewohner einer Sommerhausgegend gebeten, ihre Häuser bis zum Freitagabend zu verlassen. Dort sei mit Überschwemmungen zu rechnen, schrieb die zuständige Kommune auf ihrer Website.
Etwa 200 dänische Haushalte waren am Freitagnachmittag vom Stromnetz abgeschnitten.
20.10. 17:14 Uhr | Bewohner sollen zu Hause bleiben
Die Bewohner der von der Ostsee-Sturmflut betroffenen Gebiete sollen zu Hause bleiben. Dazu hat Schleswig-Holsteins Innenministerium aufgerufen. "Sehen Sie bitte von einem Aufsuchen der vom Hochwasser besonders gefährdeten Bereiche an der Küste, insbesondere Hafen- und Küstenschutzanlagen sowie Steilufer und Strände, dringend ab", appellierte das Innenministerium am Freitagnachmittag.
20.10. 16:55 Uhr | Sturmflut flaut nach Mitternacht ab
Die Sturmflut an der Ostseeküste dürfte am Freitagabend ihren Scheitelpunkt weitgehend erreichen und von Mitternacht bis zum Samstagmorgen wieder abflauen. In Wismar beispielsweise werde der höchste Stand gegen 18:00 Uhr erreicht und bis Mitternacht auf dem Niveau bleiben, bevor er am frühen Morgen sinke und gegen 8:00 Uhr zum normalen Wasserstand falle, teilte der Wasserstandsvorhersagedienst Ostsee in Rostock mit.
20.10. 13:48 Uhr | Stadtverwaltung Kiel warnt Bürger
Die Stadt Kiel hat ihre Schutzmaßnahmen erweitert: Sie warnte am Freitag vor möglichen Überschwemmungen zahlreicher viel befahrener Straßen in der Innenstadt. Bis Samstagvormittag sei weiterhin mit Hochwasser und Starkregen zu rechnen.
Weitere Straßensperrungen seien vorbereitet und würden bei Bedarf von der Feuerwehr eingerichtet, sobald dort Wasser auf der Fahrbahn stehen sollte, hieß es weiter. Der Höhepunkt des Hochwassers wird gegen Mitternacht erwartet.
Die Stadt rief dazu auf, Fahrzeuge rechtzeitig aus Tiefgaragen und von Parkplätzen in gefährdeten Lagen wegzufahren.
20.10. 13:39 Uhr | THW bereitet Einsätze vor
Das Technische Hilfswerk (THW) bereitet sich auf zahlreiche Einsätze wegen der schweren Sturmflut an der Ostseeküste vor. "Wir beobachten die Lage und stehen bereit, mit unseren vielfältigen Möglichkeiten während und nach der Sturmflut Hilfe zu leisten", sagte THW-Präsidentin Sabine Lackner. Erste Maßnahmen seien angelaufen, Sandsäcke befüllt und verbaut worden.
Die THW-Kräfte seien auch darauf eingestellt, im Ernstfall Deiche, Stege oder Schutzwände errichten zu müssen. Das THW verfüge über eine Reihe von Einsatzeinheiten mit speziellen Kompetenzen zur Bekämpfung von Hochwasser, Überschwemmungen und Überflutungen.
Mit Hilfe von leistungsstarken Pumpen mit einer Förderleistung von bis zu 15.000 Litern pro Minute könne das THW Wasser abpumpen und in unkritische Bereiche ableiten. Für den Transport eingeschlossener Personen und Tiere oder zur Bergung von Sachwerten stünden Pontonfähren und schnelle Einsatzboote bereit.
20.10. 13:17 Uhr | Bundestag unterbricht Sitzung
Der Bundestag hat angesichts der erwarteten Sturmflut ein Signal der Anteilnahme an die Küsten gesandt. Der amtierende Präsident Wolfgang Kubicki (FDP) unterbrach die Tagesordnung am Freitag kurz und sagte, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein stünden vor der wahrscheinlich schwersten Sturmflut seit 100 Jahren. "Ich finde, das Haus sollte den Menschen wünschen, dass die Sachschäden gering bleiben und Menschenschäden nicht zu befürchten sind." Darauf folgte Applaus aus allen Fraktionen.
20.10. 12:13 Uhr | Stralsund-Marathon abgesagt
Wegen des Sturmtiefs über der Ostsee ist der Rügenbrücken-Marathon in Stralsund am Samstag abgesagt worden. Die Marathon-Strecke sei schon jetzt nicht belaufbar, teilten die Veranstalter auf ihrer Facebook-Seite mit. Bei dem erwarteten Regen gehe man nicht davon aus, dass sich die Lage bessern werde. "Eure Sicherheit liegt uns am Herzen, daher können wir euch nicht auf die Strecke schicken", hieß es.
20.10. 12:10 Uhr | Tausende Sandsäcke verteilt
Im Kreis Schleswig-Flensburg sind mehrere Tausend Sandsäcke vorbereitet und verteilt worden. Insgesamt wurden bisher rund 30.000 Sandsäcke an Ämter und Gemeinden verteilt, weitere 40.000 stehen bei Bedarf zur Verteilung bereit, teilte der Kreis Schleswig-Flensburg mit.
20.10. 11:45 Uhr | Erste Straßen überspült
An der Ostseeküste sind wegen der Sturmflut bereits vielerorts Uferzonen und Straßen überschwemmt. In Flensburg drückte das Wasser am Freitag in die Schiffbrücke, eine Straße am Flensburger Hafen am Rande der Innenstadt, wie eine Polizeisprecherin sagte. "Das Wasser kommt, es ist schon sehr weit gedrungen, es steht schon vor der Tür", sagte die Sprecherin weiter.
Auch in Lübeck wurden Uferbereiche vom Wasser überschwemmt, die Trave trat nach Angaben einer Polizeisprecherin über die Ufer.
Die Polizei in Kiel registrierte seit Freitagmorgen bereits 25 Sturmeinsätze. 80 Prozent betrafen umgestürzte Bäume, wie eine Sprecherin sagte. Zahlreiche Straßen standen bereits unter Wasser.
20.10. 11:23 Uhr | Experten: Höhepunkt des Sturms Freitagabend
Angesichts des anhaltenden Sturms aus Richtung Osten warnte das zuständige Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg vor einer "Gefahrenlage für die gesamte Küste", die bis Samstagvormittag dauern sollte.
Parallel zu den Hochwasserwarnungen gab der Deutsche Wetterdienst (DWD) Sturmwarnungen für die Ostseeküste heraus. Demnach sollte das Maximum am Freitagnachmittag und Freitagabend erreicht werden, dann war in der Region mit Sturm- und Orkanböen mit mehr als hundert Stundenkilometern zu rechnen.
20.10. 11:05 Uhr | Minister: Sturm könnte 40 Stunden dauern
Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt, der auch für den Küstenschutz zuständig ist, rief die Küstenanwohner des Bundeslandes zur Vorsicht auf. "Ich appelliere auch an alle an der Ostseeküste lebenden Menschen, sich gut zu informieren und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen", erklärte Goldschmidt.
Mit einer möglichen Dauer von bis zu 40 Stunden könnte die Sturmflut deutlich länger anhalten als ähnliche Unwetterereignisse 2017 und 2019. Strandwälle wie an der Schleimündung könnten überflutet werden. Auch sei mit Strandausräumungen und Steiluferabbrüchen zu rechnen.
20.10. 10:23 Uhr | Keine Fähren mehr nach Dänemark
Die für den Westteil der Ostsee erwartete Sturmflut hat auch Auswirkungen auf den deutsch-dänischen Fährverkehr. Wie die Reederei Scandlines am Freitag mitteilte, musste wegen extrem starker Ostwinde der Fährbetrieb auf den Strecken Puttgarden-Rødby und Rostock-Gedser vorübergehend eingestellt werden.
Laut Angaben der Reederei werden die Fähren voraussichtlich ab Samstagmorgen wieder fahren.
Am Kopenhagener Flughafen fällt am Freitag aufgrund des Sturms über der Ostsee rund jeder zehnte Flug aus. Bislang seien 71 von 750 geplanten Flügen von und nach Kopenhagen abgesagt worden, teilte der Flughafen mit. Demnach seien außerdem relativ viele Verspätungen zu erwarten.
20.10. 10:12 Uhr | Warnhinweise an die Bevölkerung in Schleswig
Auch für den Stadtbereich Schleswig gibt es eine Hochwasserwarnung. Die Regionalleitstelle Nord empfiehlt deshalb, betroffene Gebiete zu meiden oder weiträumig zu umfahren und keine Straßen zu befahren, die mit Wasser bedeckt sind.
Strom und Heizungen sollten in gefährdeten Räumen abgeschaltet sowie Abflüsse und Schächte frei gehalten werden, damit das Wasser abfließen könne.
Außerdem sollten Strom und Heizungen in gefährdeten Räumen abgeschaltet sowie Haus- und Nutztiere nicht ins Freie gelassen werden. Zudem sollten Menschen bei Überschwemmungsgefahr nicht in Keller oder Tiefgaragen gehen.
20.10. 9:34 Uhr | Nordseefähren fallen aus
An der Nordseeküste sind wegen des Sturmtiefs und des damit zusammenhängenden Niedrigwassers zahlreiche Fähren ausgefallen. So sind aufgrund der Wetterlage mehrere Fähren zwischen Föhr, Amrum und Dagebüll nicht gefahren, wie die Wyker Dampfschiffs-Reederei am Freitag auf ihrer Internetseite mitteilte. "Wir probieren ganz viel möglich zu machen, aber wenn uns das Wasser wegläuft, können auch wir nicht mehr viel machen", sagte Betriebsleiter Nick Obert.
19.10. 17:45 Uhr | Urlauber sollen in Dänemark Küstengebiete verlassen
Aufgrund der Sturmflut hat die dänische Polizei Urlauber und Anwohner aufgefordert, Küstengebiete an der Ostsee bis Freitagmorgen zu verlassen.
Betroffen sind unter anderem die bei deutschen Urlaubern beliebten Sommerhausgegenden an den Südküsten der Inseln Lolland, Falster und Fünen sowie in den Förden von Haderslev, Aabenraa.
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 21. Oktober 2023 | 17:15 Uhr