
Musik von gestern Was wurde aus den Boybands der 90er-Jahre?
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01. Februar 2025, 11:29 Uhr
Die Szenen waren immer gleich: Kreischende Teenager und ohnmächtige Fans. Jugendliche campierten vor den Konzerthallen, um die besten Plätze vor der Bühne zu ergattern. Das waren die 90er - das Jahrzehnt der Boybands. Doch was machen die Backstreet Boys, Take That oder Caught in the Act heute? Was ist aus den Teenie-Idolen von einst geworden?
Was wurde aus den Backstreet Boys?
Gegründet wurden die Backstreet Boys 1993, im Spätsommer 1995 landete die Gruppe mit der Single "We've Got it Going on" ihren ersten Hit. In den deutschsprachigen Ländern gelang ihnen mit "I'll Never Break Your Heart" der endgültige Durchbruch. In den vergangenen 30 Jahren verkauften die Backstreet Boys mehr als 130 Millionen Tonträger.
Drogen- und Alkoholprobleme führen zur Band-Pause
2001 wurde die Alkohol- und Drogensucht von Bandmitglied AJ bekannt. Es gab erste Trennungsgerüchte, doch die Gruppe blieb zusammen. Es erschienen aber zunächst keine weiteren Alben oder Singles. Im Herbst 2002 startete das jüngste Bandmitglied Nick Carter eine Solokarriere mit dem Album "Now or Never".
Im Jahr 2005 gelang den Backstreet Boys dann ein Comeback mit ihrem Album "Never Gone". Wobei auch dieses Comeback immer wieder von Trennungsgerüchten überschattet wurde, die durch die Veröffentlichung des ersten Soloalbums "Welcome Home" von Brian Littrell 2006 weiter angeheizt wurden.
Und in der Tat verließ Gründungsmitglied Kevin Richardson die Band im Juni 2006. Die restlichen vier Bandmitglieder Brian, Howie, AJ und Nick machten weiter und veröffentlichten noch ein Album.
Im April 2012 wurde bekanntgegeben, dass Kevin Richardson in die Band zurückkehre und ein neues Album in Planung sei. Insgesamt blieb es aber etwas ruhiger um die Band. 2017 meldete sie sich dann mit einer Las-Vegas-Show zurück.
Im Januar 2019 erschien dann das Album "DNA" und stieg direkt auf Platz 2 der deutschen Charts ein; in den USA, Österreich und der Schweiz sogar auf Platz 1.
2022 erschien das Weihnachtsalbum "A Very Backstreet Christmas". 2023 endete eine große Welttournee der Band.
Was wurde aus New Kids on the Block?
"New Kids on the Block" wurden 1984 gegründet. Das klare Ziel: eine erfolgreiche Boyband werden. Mit Donnie und Mark Wahlberg, Danny Wood und den Brüdern Jordan und Jonathan Knight begann die Karriere der fünf Jungs.
Mark Wahlberg trat bereits im Frühstadium auf eigenen Wunsch wieder aus der Gruppe aus. Kurzfristig wurde er durch Jaime Kelley ersetzt, der dann durch Joey McIntyre abgelöst wurde. Joey war damals erst zwölf Jahre alt und damit das jüngste Mitglied der New Kids on the Block.
Erst Flop - dann Welterfolg
Das Debütalbum 1986 floppte - ebenso wie sein Nachfolger. Als letzter Versuch galt das Lied "Airplay". Der Song schaffte es vollkommen überraschend in die Top 10 der US-Charts. Von da an ging es steil bergauf: Weltweit berühmt wurden New Kids on the Block 1990 mit dem Hit "Step By Step".
Die Band ging auf Welttournee, 1990 wurde ihre sogar eine eigene Comicserie gewidmet. Seit Anfang 1994 nannte sich die Boygroup nur noch NKOTB und veröffentlichte weitere Singles. Allerdings war die folgende Tour im Jahr 1994 nur schlecht besucht. Daraufhin verließ Jordan Knight die Band. Die verbliebenen Mitglieder sagten die Tour ab und lösten NKOTB auf.
Unerwartetes Comeback
Aus dem Nichts folgte im Januar 2008 ein Comeback. Das Album "The Block" blieb aber hinter den großen Erwartungen der Fans zurück. Auch der Nachfolger "10" konnte nicht mehr an alte Erfolge anknüpfen.
Im Jahr 2011 traten NKOTB zusammen mit den Backstreet Boys auf, und im Jahr 2018 gingen sie noch einmal auf Tour. Seither ist es ruhig um die Boyband geworden. 2024 gab es ein neues Album. Der Titel: "Still Kids".
Was wurde aus Take That?
"Take That" sollten die britische Antwort auf die "New Kids on the Block" werden. Im Juli 1991 veröffentlichten Howard Donald, Gary Barlow, Mark Owen, Robbie Williams und Jason Orange ihre Debütsingle "Do What U Like". 1992 kam das Debütalbum "Take That & Party" raus, das in England gleich auf Platz 2 der Charts landete. Die Mega-Alben "Everything changes" und "Nobody else" erschienen 1993 bzw. 1995.
Ihr wohl größter Erfolg: Der Song "Back for Good" fuhr in 47 Ländern Top Chart-Platzierungen ein - in 25 weiteren Ländern gab es immerhin Top 10 Platzierungen. Bis heute ist der Titel einer der erfolgreichsten Singles in England.
Ausstieg von Robbie Williams und Trennung
Im Juli 1995 dann der Schock: Robbie Williams verließ Take That, weil es immer wieder zu Spannungen mit den anderen vier Mitgliedern gekommen war. Nach einer Pause, die sie als Bedenkzeit bezeichneten, trennte sich die Band im Februar 1996 von Williams.
Weltweit weinten Teenager und drohten sogar mit Selbstmord. Die Telefonseelsorge richtete damals sogar eine eigene Leitung für trauernde Take That-Fans ein.
Soloprojekte der einzelnen Mitglieder
Von 1996 bis 2005 waren die Take That-Mitglieder solo unterwegs. Gary Barlow konnte in den ersten Monaten nach der Trennung noch an die Erfolge aus der Take-That-Zeit anknüpfen und mehrere Nummer-1-Hits landen. Eher erfolglos verlief seine Karriere in Lateinamerika und den USA.
Als er nach Großbritannien zurückkehrte, hatte Robbie Williams seinen Platz eingenommen. Seine Solo-Karriere ist bis heute ungebrochen.
Mark Owen nahm drei Soloalben auf, die zwar kommerziell hinter den Erwartungen zurückblieben, aber von Kritikern überwiegend gelobt wurden.
Howard Donald nahm ebenfalls ein Album sowie die Single "Speak Without Words" auf, beide wurden allerdings nie veröffentlicht. Er machte sich fortan einen Namen als House-DJ.
Jason Orange versuchte sich eine Zeit lang als Schauspieler auf englischen Kleinkunstbühnen und im Fernsehen.
Comeback und erneuter Erfolg
Nach fast zehn Jahren Trennung gaben Gary Barlow, Mark Owen, Howard Donald und Jason Orange im Herbst 2005 bekannt, Take That wieder zu vereinen. Robbie Williams lehnte eine Rückkehr jedoch zunächst ab. Die Single "Patience" stürmte die Charts. Das Reunion-Album "Beautiful World" zog ab Oktober 2007 eine sehr erfolgreiche Tour nach sich.
Im Juli 2010 gab Robbie Williams seine Rückkehr zur Band bekannt. Im Herbst erschien dann nach 14 Jahren mit "Shame" die erste gemeinsame Single aller Gründungsmitglieder. Aber schon im Oktober 2011 stieg Robbie zugunsten seiner Solokarriere wieder aus.
Rückkehr zu dritt
Im Frühjahr 2014 beendete "Take That" die Auszeit und kehrte ins Studio zurück - ohne Robbie Williams und ohne Jason Orange, der im September seinen Ausstieg aus der Band bekannt gab. Das siebte Album erschien im Dezember 2014. Es folgte eine Tour durch Europa und im März 2017 ein weiteres Album. 2023 erschien mit "This life" ihr bislang letztes Album.
Was wurde aus N’Sync?
Im Jahr 1995 gründeten Chris Kirkpatrick, Justin Timberlake, JC Chasez, Joey Fatone und Lance Bass die Band N’Sync. Fun Fact: Die Mutter von Justin Timberlake dachte sich den Namen aus. Sie kombinierte die letzten Buchstaben der Vornamen der Mitglieder zum Bandnamen: JustiN, ChriS, JoeY, JasoN und JC.
Ihren großen Durchbruch feierten die Jungs 1996 mit "I want you back". In Deutschland waren N’Sync zunächst nur als Vorgruppe bekannt, sie spielten zum Beispiel im Vorprogramm für DJ Bobo. In den USA waren N´Sync äußerst erfolgreich, sie standen jedoch immer im Schatten der Backstreet Boys, da sich beide Bands doch sehr ähnelten.
Justin Timberlake startet solo durch
Nach etlichen Hits und Preisen gab die Band 2002 an, eine längere Pause machen zu wollen. Letztendlich mündete die Pause aber in der Auflösung. Justin Timberlake feierte danach weltweite Erfolge als Solokünstler und veröffentlichte seit 2002 bislang vier sich sehr gut verkaufende Studioalben.
Lance Bass arbeitet mittlerweile als Schauspieler und Filmproduzent. 2006 outete er sich als homosexuell und heiratete 2014 seinen Partner Michael Turchin. Auch JC Chasez, Chris Kirkpatrick und Joey Fatone sind nach der Trennung als Sänger, Produzenten und Schauspieler aktiv.
Am 25. August 2014 traten sie mit einem Medley noch einmal bei den MTV Video Music Awards zusammen auf, und auf dem Hollywood Walk of Fame bekamen N’Sync im April 2018 einen Stern für ihre großen Erfolge im Musikgeschäft.
Was wurde aus Boyzone?
Ronan Keating, Mikey Graham, Stephen Gately, Shane Lynch und Keith Duffy wurden bei einem Casting-Wettbewerb von Manager Louis Walsh entdeckt. Der formte sie zur irischen Band Boyzone. In den 90ern hatten sie etliche Nummer-Eins-Hits und verkauften über 15 Millionen Tonträger.
In den Anfangsjahren 1993 und 1994 war die Band vor allem in der Pub-Szene in Irland bekannt, bis die Plattenfirma Polygram auf sie aufmerksam wurde. Auch in England wurde Boyzone schnell bekannt. Der Erfolg von "Love Me for a Reason" schwappte dann in den deutschsprachigen Raum über.
Tod von Stephen Gately
Hinter den Kulissen brodelte es jedoch. Letztmals trat die Band gemeinsam im Januar 2000 auf, danach folgte die Auflösung. Bereits 1999 trat Ronan Keating solo in Erscheinung. Der Song "When You Say Nothing At All" war die erste Singleauskopplung seines Debütalbums "Ronan" und wurde für den Film "Notting Hill" als Soundtrack aufgenommen. Weitere Solo-Hits folgten in den Jahren darauf.
Ab dem Jahr 2006 verdichteten sich zwar die Gerüchte um eine Reunion - allerdings fand Boyzone kein Plattenlabel. Dennoch trat die Boyband für eine Spendenshow im November 2007 wieder gemeinsam im TV auf. Dort kündigten sie eine Tour für 2008 an, die innerhalb von drei Stunden ausverkauft war.
Im Oktober 2009 starb Bandmitglied Stephen Gately auf Mallorca an einem Lungenödem. Ursache war ein nicht diagnostizierter Herzfehler. Sein Outing im Juni 1999 löste eine Welle von Unterstützung seitens der Fans, Medien und Öffentlichkeit aus. Zeitgleich bekannte er sich zu seiner Beziehung mit Eloy de Jong, einem ehemaligen Mitglied der niederländischen Boyband Caught in the Act. Das Paar trennte sich 2002.
2019 veröffentlichten Boyzone noch das Album "Thank You and Goodnight". Nach einer abschließenden Welttournee gaben sie das endgültige Ende der Band bekannt.
Was wurde aus Caught in the Act?
1992 wurde Caught in the Act mit Lee Baxter, Benjamin Boyce, Eloy de Jong und Bastian Ragas gegründet. Während sie mit "Take me to the Limit" in ihrem Heimatland Niderlande sehr erfolgreich in den Charts landeten, gelang ihnen der Durchbruch in Deutschland mit Gastauftritten in der RTL-Serie "Gute Zeiten schlechte Zeiten".
Überraschende Auflösung
Am 1. August 1998 gab das Management völlig überraschend das Ende der Band bekannt. Anlass war der Ausstieg von Benjamin Boyce, der eine Solokarriere anstrebte. Und weil die restlichen drei Bandmitglieder nicht alleine weitermachen wollten, war Schluss.
Es sollte sieben Jahre dauern, bis es für alle Fans wieder gute Nachrichten gab. Die Band trat an Silvester 2015 vor dem Brandenburger Tor auf, allerdings ohne Benjamin Boyce. Im November 2016 veröffentlichte sie die Single "Back for Love" und später das gleichnamige Album.
Seit dem Spätsommer des Jahres 2017 konzentrieren sich die Bandmitglieder wieder auf ihre Soloprojekte. Vor allem Eloy de Jong wurde als Schlagersänger erfolgreich. Deshalb gab er im März 2019 seinen Ausstieg aus Caught In The Act bekannt.
Sein Coming-Out hatte Eloy de Jong 1999 mit seinem damaligen Freund Stephen Gately (†) von Boyzone - allerding erst nach der Auflösung von Caught in the Act. Das Management erlaubte damals keine schwulen Boygroup-Mitglieder.
Bastiaan Ragas und Lee Baxter führten die Band mit zwei neuen Mitgliedern fort und spielen bis heute auf diversen 90er-Festivals.
Was wurde aus East 17?
East 17 waren so etwas wie der Gegenentwurf zu Take That - die "bösen Buben" der Boyband-Szene. Und das mit Erfolg: Brian Harvey, Tony Mortimer, John Hendy und Terry Coldwell wurden mit diesem Image berühmt.
Mit ihrer Debüt Single "House of Love" gelang ihnen im Sommer des Jahres 1992 der Durchbruch auf der internationalen Bühne. Das erste Album kam Ende 1992 raus und stürmte die britischen Charts. Hits wie "Steam", "It’s Alright", "Deep", "Thunder" und "If You Ever" stürmten die Charts und sind bis heute Ohrwürmer auf jeder 90er-Party.
Drogenskandal und Band-Aus
Im Januar 1997 endete die Karriere von East 17 zunächst. Der Drogenkonsum von Brian Harvey sorgte für Schlagzeilen und passte nicht zum Image einer Boyband. Unter dem neuen Namen E-17 versuchten die Jungs 1998 ein Comeback. An den Erfolg der frühen 90er-Jahre konnten sie nicht mehr anknüpfen.
Im Jahr 2008 kamen John Hendy, Terry Coldwell und Brian Harvey als Trio für eine Clubtour wieder nach Deutschland. Im Februar 2010 bestätigte Brian Harvey die Gerüchte über eine endgültige Trennung der Gruppe. Nach einem Greatest Hits-Abschiedskonzert veröffentlichte er eine eigene Single.
Die verbliebenen E-17-Mitglieder entschieden sich weiterzumachen. Als neues Bandmitglied wurde Blair Dreelan gewonnen. Die neue Single "Secret of My Life" erreichte aber nur Platz 20 der britischen Charts. Dreelan verließ die Band wieder. Gemeinsam mit Robbie Craig blieb die Boyband jedoch bestehen. Mit längeren Pausen gab es immer wieder Auftritte von E-17, auch sie tingeln vorrangig durch Großbritannien und treten auf Festivals auf.
Hinweis: Dieser Beitrag erschien erstmals am 19.04.23 und wurde im Januar 2025 aktualisiert.
Quellen und weiterführende Links:
BRISANT
90s90s.de
Rewerb.com
Wikipedia
Deutschlandfunk Nova
Deutschlandfunk
Musikexpress
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 28. Januar 2025 | 17:15 Uhr