Land unter Schock Erdbeben in Marokko: Zahl der Toten auf 2.900 gestiegen
Hauptinhalt
13. September 2023, 20:17 Uhr
Nach dem schweren Erdbeben in Marokko stehen die Bergungs- und Rettungstrupps weiterhin vor großen Herausforderungen: Einige der am schlimmsten betroffenen Gebiete sind schwer zu erreichen, Lebensmittel und Wasser werden knapp.
Die Zahl der Todesopfer ist inzwischen auf fast 3.000 gestiegen (Stand: 13.09.). Wie das marokkanische Innenministerium am Nachmittag bestätigte, wurden bisher außerdem 5.530 Verletzte gezählt. Die UNO schätzt, dass mindestens 300.000 Menschen Hilfe benötigen.
Mit einer Stärke von 6,8 war das Erdbeben das schwerste, das Marokko seit mindestens 120 Jahren getroffen hat.
Überlebenskampf in Marokko
Nach Informationen des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) sind etwa 100.000 Kinder von der Katastrophe betroffen (Stand: 13.09.). Tausende Häuser seien in dem Land zerstört worden. Dadurch seien viele Familien obdachlos geworden und müssten die derzeit kalten Nächte im Freien verbringen.
Internationale Hilfe für Marokko läuft an
Rabat, die Hauptstadt Marokkos, lässt weiterhin nur Such- und Rettungsteams aus Spanien, Großbritannien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten ins Land. Viele andere Länder, darunter Deutschland, Frankreich und die USA, warten noch auf ein offizielles Hilfsgesuch der marokkanischen Regierung.
Trotzdem bedankt sich das Innenministerium in Rabat am Sonntag (10.09.) für die Angebote. Es betont, dass Marokko den Entsendungen aus den vier Ländern erst zugestimmt habe, "nachdem es eine sorgfältige Bewertung des Bedarfs vor Ort vorgenommen" und eine gute Koordination sichergestellt habe. Marokko werde auf weitere Hilfsangebote zurückgreifen, "wenn sich der Bedarf ändern sollte".
Die Bundesregierung will ihr Hilfsangebot für die Erdbebengebiete in Marokko weiter aufrecht erhalten.
Deutsche Hilfsorganisationen bereiten Einsatz vor
Das Technische Hilfswerk (THW) bereitet sich darauf vor, in Marokko Hilfe zu leisten. "Wir beobachten die Lage und bereiten uns gerade auf einen möglichen Einsatz vor", sagte ein THW-Sprecher am Samstagvormittag. Es liege aber noch kein Hilfegesuch vor.
Auch die Hilfsorganisation action medeor bereitet sich auf erste Hilfsmaßnahmen vor. In einem ersten Schritt stellte das Medikamentenhilfswerk 30.000 Euro Soforthilfe bereit.
"Wir sind über unser Netzwerk in Marokko aktiv und stehen in Kontakt mit verschiedenen Partnerorganisationen. Es geht jetzt darum, dass die Erdbebenopfer medizinisch erstversorgt, mit dem Nötigsten ausgestattet und möglichst schnell sicher untergebracht werden", sagte ein Sprecher von action medeor.
Auch bei Rettungskräften der Hilfsorganisationen I.S.A.R. Germany und beim BRH Bundesverband Rettungshunde läuft die Planung für einen möglichen Einsatz im Erdbebengebiet.
Internationale Hilfsangebote gibt es mittlerweile aus den USA, England, Frankreich, Israel, Spanien, Algerien und Portugal. Die Europäische Union stellt eine Million Euro für humanitäre Hilfe in Marokko bereit.
Marokkos Fußball-Nationalspieler spenden Blut
Auch die Fußballer der Marokkanischen Nationalmannschaft wollten nach dem schweren Erdbeben helfen. Sie haben sich an Solidaritätsaktionen beteiligt und Blut gespendet. Stars wie Bayern-Profi Noussair Mazraoui und Achraf Hakimi von Paris St. Germain wurden in ihrem Team-Outfit in einer Klinik in Agadir für den guten Zweck zu Ader gelassen.
Marokko hätte am Samstag (09.09.) in der Qualifikation zum Afrika-Cup in Agadir gegen Liberia antreten sollen, das Spiel wurde aber wegen des Bebens abgesagt.
Deutsche Botschaft richtet Krisenstab ein
Die deutsche Botschaft in der Hauptstadt Rabat hat einen Krisenstab eingerichtet. "Unsere wichtigste Aufgabe ist es nun, dafür zu sorgen, dass Verletzte und Opfer schnellstmöglich betreut werden", hieß es auf der Internetseite der Botschaft.
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts sagte, es sei eine Notfallnummer eingerichtet worden. Unter der können sich betroffene Deutsche melden. Sie würden konsularisch unterstützt. Derzeit lägen keine Erkenntnisse vor, ob auch Deutsche unter den Opfern sind.
Auch Schäden in der Altstadt von Marrakesch
Auch Teile des Unesco-Welterbes in der Altstadt von Marrakesch sind bei dem Beben beschädigt worden. Das marokkanische Kulturministerium bestätigte, dass die Gebäude der Medina von Marrakesch teilweise beschädigt worden seien. Einige der historischen Gebäude wiesen Risse auf.
"Das Bild wird erst in 48 Stunden vollständig sein, aber sicher ist, dass der Schaden an wichtigen historischen Stätten in der Altstadt bisher gering ist", so ein Sprecher.
Quellen
BRISANT
dpa
AFP
EPD
Reuters
Wikipedia
Tagesschau
US-Erdbebenwarte USGS
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 10. September 2023 | 17:10 Uhr