Badegäste im und am Strandkorb an der Ostsee von Kühlungsborn.
Die Badesaison 2024 ist gerade erst gestartet und schon gibt es den ersten Fall einer Vibrionen-Infektion in der Ostsee. Bildrechte: IMAGO / Fotoagentur Nordlicht

Bakterien, Blaualgen und Co. Gefährliches Bad in der Ostsee? Erste Vibrionen-Infektion gemeldet

26. Juni 2024, 11:53 Uhr

Der Klimawandel macht auch vor Nord- und Ostsee nicht halt. Eine Folge: Die Meere werden immer wärmer. Steigt die Temperatur dauerhaft auf mehr als 20 Grad, vermehren sich Vibrionen rasant. Das Problem: Diese Bakterien können für Urlauber zum Gesundheitsrisiko werden.

Das zeigt ein aktueller Fall an der Ostsee. Dort wurden die ersten Vibrionen dieser Saison festgestellt, und eine Frau war beim Baden mit einer offenen Wunde mit den Vibrionen in Kontakt gekommen. Das berichtet der NDR unter Berufung auf das Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern ohne ein Gesundheitsupdate mitzuteilen.

Im vergangenen Jahr waren in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt fünf Vibrionen-Infektionen gemeldet worden, eine endete sogar tödlich. Wie das Landesamt für Gesundheit damals mitteilte, handelte es sich bei dem Toten um einen 74-jährigen Urlauber. Auch er hatte offene Wunden und soll zudem chronisch krank gewesen sein.

Ostseebad Binz 3 min
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Mo 02.08.2021 10:12Uhr 03:05 min

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Wie gefährlich sind Vibrionen?

Vibrionen sind Bakterien, die im Salzwasser vorkommen und an der gesamten Ostseeküste verbreitet sind. Normalerweise leben sie vor allem am Meeresboden. Doch steigen die Wassertemperaturen auf mehr als 20 Grad, werden die Bakterien aktiv und vermehren sich. Dann sind sie vor allem im flachen Wasser zu finden.

Chronisch Kranke sind gefährdet

Gelangen die Bakterien über Hautverletzungen oder offene Wunden in den menschlichen Körper, können sie schwere Infektionen hervorrufen. Symptome wie Rötungen, Schwellungen und Blasenbildung auf der Haut, verbunden mit Fieber, Schüttelfrost, Erbrechen, Durchfall bis hin zum Schock sind typische Symptome einer Infektion mit Vibrionen.

Das betrifft vor allem chronisch Kranke wie Diabetiker und Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

Treten nach dem Baden Anzeichen einer Wundinfektion auf, sollte so schnell wie möglich ein Arzt aufgesucht werden. In der Regel können Vibrionen-Infektionen gut mit Antibiotika behandelt werden.

BRISANT 3 min
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Mi 06.10.2021 17:54Uhr 02:58 min

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Wie gefährlich sind Blaualgen (Cyanobakterien)?

Sowohl im Meer als auch in größeren Badeseen können Cyanobakterien auftreten. Sie werden landläufig als Blaualgen bezeichnet. Auch sie vermehren sich bei warmen Wetter.

Cyanobakterien produzieren Toxine, die sich im Wasser lösen können. Kommen Badegäste mit diesen Giftstoffen durch Verschlucken oder Hautkontakt in Berührung, können sie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Gliederschmerzen, Bindehautentzündungen, Ohrenschmerzen und Atemwegserkrankungen auslösen.

Auch Haut- und Schleimhautreizungen sowie allergische Reaktionen sind möglich.

Eine massenhafte Vermehrung von Blaualgen erkennt man an der blaugrünen Trübung des Wassers. Sind in knietiefem Wasser die eigenen Füße nicht mehr zu sehen, sollte man aufs Baden verzichten. In der Regel werden betroffene Strände und Badestellen gesperrt.

Fuß in mit Blaualgen verschmutztem Wasser
Sind in knietiefem Wasser die eigenen Füße nicht mehr zu sehen, sollte man aufs Baden verzichten. Bildrechte: IMAGO / Schöning

Bei Feuerquallen Abstand halten!

Ostseeurlauber kennen Quallen. Meist handelt es sich dabei um harmlose Ohrenquallen. Sie erkennt man an ihren vier auffälligen halbrunden Zeichnungen.

Unangenehm kann dagegen eine Begegnung mit der Gelben Haarqualle ausfallen, die landläufig als Feuerqualle bezeichnet wird. Die Nesselkapseln der Tiere können mit ihrem Gift allergische Reaktionen und Hautrötungen hervorrufen.

Haar- oder auch Nesselquallen sind im Oberflächenwasser der Ostsee eher selten, können aber durchaus in Badebereiche gelangen. Dann heißt es: Abstand halten!

So verhält man sich nach einem Kontakt mit einer Qualle

Hat man sich trotz aller Vorsicht an einer Haarqualle "verbrannt", ist das zwar unangenehm, aber nicht weiter gefährlich. Einfach die betroffene Hautpartie mit Meerwasser abspülen und nicht reiben. Ansonsten können noch an der Haut klebende Nesselkapseln explodieren und das Brennen verstärken.

Gleiches kann passieren, wenn man die verletzte Haut mit Süßwasser oder einem Desinfektionsmittel spült. Alternativ kann man Sand auf die betroffene Stelle auftragen und nach dem Antrocknen vorsichtig mit einem Messerrücken abschaben. Außerdem hilft es, die schmerzende Hautpartie zu kühlen.

Hautjucken durch Zerkarien

In Binnengewässern treten in den Sommermonaten vermehrt Zerkarien auf. Normalerweise befallen die Larven der Saugwürmer nur Wasservögel. Doch auch Menschen kann es treffen. Dann bohren sich die Parasiten in die Haut und sterben dort innerhalb weniger Tage ab. Bei den Betroffenen führt das zu starkem Juckreiz und Schwellungen, einer sogenannten Badedermatitis.

Ein Zerkarien-Befall ist in der Regel harmlos. Doch wer die juckenden Stellen aufkratzt, riskiert Hautentzündungen. Linderung verschaffen Salben gegen den Juckreiz.

Wer sich vor Zerkarien schützen will, sollte flaches Wasser im Uferbereich schilfbewachsener Seen und Flüsse meiden. Nasse Badekleidung nach dem Schwimmen rasch ausziehen und die Haut kräftig abrubbeln.

Welche Gewässer sind belastet? Hier können Sie sich informieren!

Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich vor dem Besuch eines Badegewässers über dessen Wasserqualität kundig machen. Auf der Internetseite des Bundesumweltamtes finden Sie Links zu den Badegewässern und aktuellen Wasserqualitäts-Daten der einzelnen Bundesländer.

Hinweis Dieser Artikel wurde erstmals im Jahr 2020 veröffentlicht und am 17. Juni 2024 aktualisiert.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 17. Juni 2024 | 17:15 Uhr

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