Krankschreibung durch einen Arzt
Tippp: Gleich bei der Krankschreibung den Arzt fragen, was erlaubt ist - oder ob strenge Bettruhe angesagt ist. Bildrechte: picture alliance / dpa-tmn | Benjamin Nolte

Von wegen Bettruhe! Was darf man, wenn man krankgeschrieben ist?

22. November 2023, 10:35 Uhr

Zwei wichtige Grundsätze gelten im deutschen Arbeitsrecht: Erstens ist man nicht "krankgeschrieben", auch wenn es umgangssprachlich so heißt, sondern "arbeitsunfähig". Zweitens muss man alles tun, damit man wieder arbeitsfähig wird. Heißt im Umkehrschluss: Man muss alles unterlassen, was den Prozess der Genesung behindert oder verlangsamt. Soweit, so einfach.

Manchmal heilsam: ein Abend mit Freunden

Die Gewerkschaft IG Metall schreibt auf ihrer Internetseite zum ersten Punkt, dass man sich aber trotz Arbeitsunfähigkeit privat nicht einschränken muss. Zitat: "Ein gemeinsamer Abend mit Freunden steht etwa der Heilung von psychischen Erkrankungen nicht im Weg, im Gegenteil: er hilft eher dabei. Ähnlich ist es mit Sport: Leichte Übungen oder Spaziergänge, die helfen, wieder schmerzfrei zu arbeiten, sind erlaubt."

Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung - Krankenschein in Deutschland
Je nach Art der Erkrankung und Rat des Arztes sind viele Dinge natürlich erlaubt, manchmal auch Sport. Bildrechte: IMAGO/Zoonar

Shoppingtour in der Stadt?

Selbst Kinobesuche mit einem gebrochenen Arm sind demnach möglich, wenn der Arzt keine strenge Bettruhe verschreibt - was eh nur selten der Fall ist. Einkäufe im Supermarkt und der Gang zu Apotheke sind sowieso nie verboten. Ausgedehnte Shoppingtouren in der Stadt dagegen können problematisch werden. Im Zweifelsfall einfach den Arzt fragen, was individuell erlaubt ist.

Auch kurze Urlaube sind nach Rücksprache drin, genauso z.B. wie der Aufenthalt bei Freunden, wenn sie woanders wohnen und sich um einen kümmern können.

Frau wärmt ihren Bauch mit einer Wärmflasche
Die Krankheit woanders auskurieren als zu Hause? Nach Rücksprache mit dem Arzt ist das oft möglich. Bildrechte: IMAGO / Jochen Tack

Unternimmt man allerdings auf eigene Faust Sachen, die den Heilungsprozess eher behindern (z.B. mit Fieber zu einem Rockkonzert gehen), kann das Konsequenzen haben, bis hin zur Kündigung durch den Arbeitgeber, wenn der davon erfährt. Entscheidend ist hier vor allem die Art der Erkrankung (die der Arbeitgeber ja aus rechtlichen Gründen nicht wissen darf): Handelt es sich z.B. um eine psychische Erkrankung, kann der Besuch eines Rockkonzerts sich positiv auf die Heilung auswirken.

Urteil: Depressiver darf zur Party

Schlagzeilen machte im November 2023 ein Fall aus Österreich: Einem Mann, der mit Depressionen arbeitsunfähig geschrieben wurde, wurde gekündigt, weil Party-Fotos von ihm aufgetaucht waren. Der Oberste Gerichtshof Österreichs urteilte, dass die Kündigung unzulässig ist, weil die Teilnahme an der Party den Therapieerfolg des Mannes nicht beeinträchtigt habe, so die Begründung.

Inszeniertes Porträt einer Frau, die besorgt schaut.
Vielen psychisch Erkrankten helfen ein geregelter Tagesablauf und manchmal auch Termine außerhalb der eigenen vier Wände - trotz Krankschreibung. (Symbolbild) Bildrechte: Colourbox.de

Aber: Solche juristischen Auseinandersetzungen sind oft unnötig, wenn beide Seiten offen miteinander umgehen und die Dinge mit gesundem Menschenverstand regeln.

BRISANT

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