Frau auf einer Waage
Was sagt die Waage? Was sagt mein BMI? Manchmal ist das nicht so ausschlaggebend ... Bildrechte: Getty Images

Body-Mass-Index Normalgewicht oder Übergewicht? Warum der BMI manchmal Quatsch ist

23. Januar 2025, 08:10 Uhr

Ein Mann im Porträt
Bildrechte: Raphaela Fietta

Habe ich Normalgewicht oder bin ich doch schon im Bereich von Übergewicht? Viele, die das ganz genau wissen wollen, nutzen dazu den Body-Mass-Index, kurz BMI.

Die Berechnungsformel lautet: BMI = Körpergewicht (in kg) geteilt durch Körpergröße (in m) zum Quadrat. Wem das zu kompliziert ist: Im Internet finden sich zahlreiche BMI-Rechner, die ganz schnell das Ergebnis und eine Interpretationshilfe liefern. Kurz gesagt: Liegt der Wert zwischen 18,4 und 24,9 hat man Idealgewicht.

Problematisch an der einfachen BMI-Formel ist die Tatsache, dass nur zwei Variablen abgefragt werden, nämlich Gewicht und Größe. Andere Faktoren spielen bei den meisten Rechnern erstmal keine Rolle. Auch für Kinder ist der BMI nicht aussagekräftig.

Hüftpolster
Viele Menschen erhoffen sich vom BMI eine Einordnung des eigenen Gewichts. Doch der BMI steht zunehmend in der Kritik. Bildrechte: IMAGO / Shotshop

Sportler wundern sich über ihre BMI-Werte

Problematisch wird es bei der BMI-Berechnung immer wieder bei besonders großen oder besonders kleinen Menschen. Auch Menschen mit viel Muskelmasse wundern sich schnell über ihren BMI-Wert.

Ein Beispiel: Ein 40-jähriger Mann, 1,87m groß und 97 Kilogramm schwer, kommt auf einen BMI von 27,7 - wäre also übergewichtig. Dass der Mann aber regelmäßig Sport treibt, topfit ist und auf seine Ernährung achtet, "ahnt" der BMI nicht.

Auch die Frage, ob leichtes Übergewicht z.B. im Alter vielleicht sogar gut sein kann, um Energiereserven zu mobilisieren, beantworten viele Wissenschaftler mittlerweile mit Ja. Wie ernst also muss man den BMI nehmen?

Ein Mann dehnt sich draußen im Winter
Viel Sport - und der BMI ist trotzdem schlecht? Vielleicht ist der BMI Rechner einfach überholt ... Bildrechte: imago images / Westend61

BMI "übersieht" Bauchfett und Muskelfett

Nur das Gewicht und die Körpergröße anzuschauen, verbirgt zudem oft tiefergehende Probleme. Dazu gehört das Muskelfett: Einer Studie zufolge soll ein hoher Anteil an Fett, das die Muskeln umgibt, die Gefahr für Herzkrankheiten erhöhen - und das möglicherweise, obwohl man schlank ist.

Auch das Bauchfett, das sogenannte Viszerale Fett, gilt als besonders gefährlich, da es entzündungsfördernde Stoffe produziert und wie ein eigenes Organ agiert. Es erhöht das Risiko für Insulinresistenz, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da es die Stoffwechselprozesse negativ beeinflusst.

Frau hält sich eine Waage vor den Bauch
Das Gewicht ist das eine - das Fett am Bauch oder um die Muskeln herum kann auch bei schlanken Menschen gefährlich sein. Bildrechte: Getty Images

Diese Alternativen gibt es zum BMI

Waist-to-height-ratio (WHtR), Body-Shape-Index (BSI) und der Body-Adiposity-Index (BAI) sind die drei bekanntesten Alternativen zum BMI. Ein Blick auf die jeweiligen Formeln zeigt: Das ist etwas für Freunde der Mathematik. Vorteile der Alternativen: Sie unterscheiden z.B. nach Alter oder Taillenumfang (da, wo der Speck sitzt).

Der Tipp: Einfach mal ausprobieren, den entsprechenden Rechner im Netz suchen - und bloß nicht panisch werden, wenn unerwünschte Ergebnisse herauskommen. Denn verschiedene Studien zeigen auch, dass regelmäßige Bewegung letztlich wichtiger ist als das Gewicht oder irgendwelche Werte, die meist in einer großen Spannbreite liegen.

Klar sind Über- oder Untergewicht ernste Probleme, die manchmal medizinisch gelöst werden müssen. Die Zeit, die man täglich bräuchte, um BMI, BSI oder BAI zu berechnen, kann man aber auch sinnvoller nutzen. Zum Beispiel für Bewegung.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 12. August 2024 | 17:15 Uhr

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