Frau wacht auf und streckt sich.
Aufstehen um 5 Uhr morgens und das Leben wird besser? Das versprechen die Konzepte des "5 Uhr Club" und des "Miracle-Morning" Bildrechte: IMAGO / Westend61

Selbstoptimierung 5-Uhr-Club: Das steckt hinter dem Promi-Trend "Miracle Morning"

27. März 2024, 08:43 Uhr

Extra früh aufstehen? Ja, bitte! Jennifer Aniston, Heidi Klum oder Michelle Obama - sie alle sind Teil dieses Clubs und beginnen ihren Tag schon morgens um 5. Aber was genau steckt hinter dem Trend, dem zahlreiche Promis, Unternehmer und viele andere motivierte Menschen folgen? Die wichtigsten Fakten zu dem Trend, der aus den USA kommt, und nun auch bei uns viele Anhänger gefunden hat.

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Brisant Di 26.03.2024 17:15Uhr 03:37 min

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5 Uhr Club - Worum geht es bei dem Trend?

Das Wichtigste: Sehr früh aufstehen und viel erledigen, bevor man zur Arbeit geht. Nein, keine Statistiken auswerten oder Mails an den Chef schreiben. Es geht um Meditation, Sport, gesunde Ernährung und persönliche Ziele.

Die These dahinter: Früh morgens haben Menschen die meiste Energie und den stärksten Fokus, da noch keine Ablenkung wartet. Die Stunde am Morgen soll dabei helfen, inneres Wachstum, mehr Kreativität und Zufriedenheit zu erreichen.

Mädchen macht Yoga und meditiert am Strand
Sport treiben, wenn alle anderen noch schlafen - das steigert die Produktivität. Bildrechte: IMAGO / Zoonar

So funktioniert Ansatz 1: Die 20-20-20-Methode

Das Konzept hinter dem "5 AM Club" ("5-Uhr-Club") von Autor Robin Sharma ist eigentlich ziemlich einfach: Es geht um Bewegung, Reflektieren und inneres Wachstum ("move, reflect, grow") - und das in insgesamt 60 Minuten:

  • Von 5:00 Uhr bis 5:20 Uhr heißt es "move" - direkt aufstehen, wenn der Wecker klingelt und 20 Minuten Sport treiben.
  • Danach wird meditiert oder Tagebuch geschrieben ("reflect").
  • Schließlich wird von 5:40 bis 6:00 Uhr Bücher lesen, lernen oder seine Ziele überprüfen ("grow") empfohlen.

Frau schreibt Tagebuch
Reflektieren und Tagebuch schreiben ist auch Teil der Methode. Bildrechte: IMAGO / Westend61

So funktioniert Ansatz 2: Die SAVERS Methode

Erfunden hat diese zweite Methode in 6 Schritten Hal Elrod. Er ist der Autor des Bestsellers "Miracle Morning - Die Stunde, die alles verändert". Dabei geht es ebenfalls um Besinnung, Bewegung, Schreiben und Lesen - nur in einer anderen Reihenfolge:

  • S - wie Silence (Ruhe) für Meditation, ein Gebet oder persönliche Reflexion nutzen.
  • A - wie Affirmations - Mit positiven Gedanken in den Tag starten, dich selbst motivieren, Ziele und Wünsche aussprechen und das bereits Erreichte reflektieren.
  • V - wie Visualization (Visualisierung) - Sich die eigenen Ziele bildlich vorstellen und dadurch erfolgreeich sein.
  • E - wie Exercise (Bewegung) - Sport oder leichte Bewegung, Yoga
  • R - wie Reading (Lesen) - Jeden Morgen soll man zudem etwas Lesen - am besten etwas, das persönlich oder inhaltlich weiterbringt.
  • S - wie Scribing (Schreiben) - Zeit, auf das Papier zu bringen, was beschäftigt

Miracle Morning - motivierend oder frustrierend?

Selbstoptimierung liegt im Trend - möglichst gesund, fit und produktiv zu sein, ist für viele Menschen ein wichtiges Ziel. Social Media verstärkt das: Viele Posts und Clips auf Instagram oder TikTok zeigen Prominente und Normalsterbliche bei ihrer hochmotivierten 5-Uhr-Morgenroutine.

Und wer die schafft, ist natürlich stolz drauf und will das auch zeigen. Ist der Trend möglicherweise deshalb so erfolgreich, weil man damit so gut angeben kann? Und was macht das mit dem Anspruch, den wir an uns selbst haben?

Influencerin spricht in ihr Handy
"Heute Morgen bin ich um 5 aufgestanden..." - Viele Influencer berichten über ihre Morgenroutine nach der "Miracle Morning"-Methode. Bildrechte: IMAGO / Funke Foto Services

"Mangel an Selbstzufriedenheit"?

Produktiv sein ist gut, keine Frage. Aber der Druck, sich nun auch schon morgens um 5 selbst optimieren zu müssen, fühlt sich für viele Menschen möglicherweise nach zu viel Stress an - erst recht, wenn man den Spagat zwischen dem trendigen Produktivitäts-Anspruch auf der einen Seite und psychischen Problemen, finanziellen Sorgen oder einfach nur alltäglicher Müdigkeit auf der anderen Seite schaffen soll.

Das kann die Unzufriedenheit noch verstärken, sagt auch Dr. Maria Kordowicz, Diplom-Psychologin und außerordentliche Professorin für Organisationsverhalten an der Universität Nottingham, in der Vogue:

"In den sozialen Medien werden die Mantras, die wir für einen wertvollen Menschen aufstellen, von echten, alltäglichen Hindernissen abgekoppelt. Dies führt zu einer Dissonanz und einem Mangel an Selbstzufriedenheit bei denjenigen, die posten und zuschauen. Es ist das perfekte Rezept, um Unzulänglichkeiten zu nähren."

5-Uhr-Club Diese Promis sind bekennende Frühaufsteher

US-Präsident Barack Obama küsst First Lady Michelle Obama, 2012
Sportliches Couple Als sie noch im Weißen Haus war, stand Michelle Obama jeden Morgen um 04:30 Uhr auf, um mit Ehemann Barack zu trainieren. Ob sie immer noch so früh aufsteht, ist nicht bekannt. Im Interview mit People verrät die ehemalige First Lady aber, dass sie mittlerweile auf schonende Trainigsmethoden, wie Schwimmen und Yoga setzt. Bildrechte: IMAGO/Newscom World
US-Präsident Barack Obama küsst First Lady Michelle Obama, 2012
Sportliches Couple Als sie noch im Weißen Haus war, stand Michelle Obama jeden Morgen um 04:30 Uhr auf, um mit Ehemann Barack zu trainieren. Ob sie immer noch so früh aufsteht, ist nicht bekannt. Im Interview mit People verrät die ehemalige First Lady aber, dass sie mittlerweile auf schonende Trainigsmethoden, wie Schwimmen und Yoga setzt. Bildrechte: IMAGO/Newscom World
Kris Jenner, Kim Kardashian und Kylie Jenner
Das Familienoberhaupt braucht Zeit für sich Als Kardashian-Oberhaupt hat sie alle Hände voll zu tun, da braucht sie auch mal ein paar Stunden für sich. Kris Jenner nutzt die Morgenstunden, um sich "mental, emotional und physisch" auf den Tag vorzubereiten. Bildrechte: IMAGO/Bestimage
Jennifer Aniston kommt zu den 29. Annual Critics Choice Awards, die am 14. Januar 2024 im Barker Hangar in Santa Monica, Los Angeles, verliehen werden.
Sauer macht lustig! Frei nach diesem Motto trinkt Jennifer Aniston laut Vogue schon um 4:30 Uhr ein spritziges Zitronenwasser, um glücklich in den Tag zu starten. Bildrechte: IMAGO/ABACAPRESS
Gwyneth Paltrow
Wellness und Produktivität auf einen Streich Gwyneth Paltrow ist Geschäftsführerin der Wellnessmarke Goop. Zuhause setzt sie nicht nur auf Wellness, sondern auch auf Produktivität. Um 5 Uhr morgens startet sie mit ihrer eigenen Version der 20-20-20-Methode, wie sie auf Instagram verriet. 20 Minuten Ölziehen, 20 Minuten Meditation, dann folgen Workout, eine Runde Beauty und ein erfrischender Selleriesaft. Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire
Tim Cook
Unternehmer durch und durch! Auch Apple CEO Tim Cook erzählt in einem Interview, dass er auf einen frühen Start in den Tag schwört. Er lässt sich bereits um 5 Uhr von Kundenmitteilungen inspirieren: "Wenn man wie wir in der Branche tätig ist und Technologien entwickelt, die das Leben der Menschen wirklich bereichern, möchte man wissen, was sie bewirken." Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire
Heidi Klum mit Tochter Leni Klum
Mama, Model und Morgenmensch Wie weekend schreibt, ist Heidi Klum schon um 5 Uhr auf den Beinen und zeigt, dass modeln auch ohne Schönheitsschlaf geht. Sie treibt Sport noch bevor sie arbeitet, so bleibt abends mehr Zeit für ihre Kinder.   Bildrechte: IMAGO / Future Image
Bill Gates
Ist die Morgenroutine sein Schlüssel zum Reichtum? Bill Gates ist nach Angaben von Prosieben ebenfalls Teil des 5-Uhr-Clubs. Trotzdem ist es ihm wichtig, ausreichend Schlaf zu bekommen. Sieben Stunden müssen es mindestens sein! Bildrechte: IMAGO / IP3press
Jack Dorsey, 2019
Kurze Nachrichten und kurze Nächte Der Mitbegründer von Twitter, Jack Dorsey, erzählte in einer öffentlichen Fragerunde, dass er den frühen Start in den Tag einst für eine Routine aus 30 Minuten Meditation, 20 Minuten Workout und eine Sauna-Runde mit anschließendem Eisbad genutzt hat. Im Podcast mit Ben Green verrät er aber, dass er mittlerweile lieber länger im Bett bleibt. Bildrechte: IMAGO / Newscom / Yonhap News
Ernest Hemingway, 1948
War er vielleicht der Vorreiter des Promi-Trends? Ernest Hemingway ist einer der meistgelesenen Autoren des 20. Jahrhunderts und seit mehr als 60 Jahren tot. Doch auch er war passionierter Frühaufsteher. In einem Interview aus dem Jahr 1954 erklärte er: "Wenn ich an einem Buch oder einer Geschichte arbeite, schreibe ich jeden Morgen so bald nach Sonnenaufgang wie möglich." Bildrechte: IMAGO / Bridgeman Images
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Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 11. März 2024 | 17:15 Uhr

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