Kleiner Junge und sein Vater arbeiten im Frühling im Garten.
Eine Wiederaufforstung kann örtlich positive Effekte fürs Klima haben. Bildrechte: Getty Images

CO2-Speicher Wald Bäume pflanzen fürs Klima - was ist zu beachten?

27. März 2024, 15:32 Uhr

Bäume und Wälder sind unverzichtbar für ein gutes Klima, denn sie nehmen das Treibhausgas CO2 auf und setzen Sauerstoff frei. Je mehr Bäume es also gibt, desto mehr CO2 kann also gespeichert werden. Und auch für eine gesunde Artenvielfalt und sauberes Trinkwasser sind intakte Wälder unerlässlich.

Besonders wichtig: Die tropischen Regenwälder. Sie speichern pro Hektar über 700 Tonnen Kohlendioxid. Doch tropische Regenwälder werden immer stärker abgeholzt.

Und auch große Teile der Wälder in Deutschland sind beschädigt. Die Klimakrise verursacht immer häufigere Hitzeperioden, Trockenheit, Unwetter und Waldbrände. In Monokulturen angepflanzte Fichten können sich nicht mehr gegen Schädlinge wie Borkenkäfer wehren. Ist eine schnelle Wiederaufforstung da die Lösung, um den Klimawandel zu bremsen?

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Bäume pflanzen gegen den Klimawandel

Zahlreiche Unternehmen investieren bereits in Aufforstungsprojekte in europäischen und tropischen Wäldern. Das Versprechen: Bäume pflanzen, um die CO2-Emissionen rechnerisch auszugleichen. Auch Privatpersonen spenden für Projekte oder pflanzen über Umweltschutzorganisationen Bäume, um zum Beispiel ihre Flugreisen zu kompensieren.

Auf den ersten Blick klingt das nach einer guten Sache. Doch ob sich das Bäumepflanzen tatsächlich nachhaltig positiv aufs Klima auswirkt, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

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Diese Probleme können beim Bäumepflanzen entstehen

Bis so ein Baum genügend CO2 aus der Atmosphäre binden kann, muss er vor allem erstmal wachsen. Untersuchungen aus Malaysia sollen zeigen: Wenn man abgeholzte Flächen wieder beflanzt, setzten sie noch mindestens 10 Jahre lang mehr CO2 frei, als die neuen Bäumchen speichern. Der Grund dafür liegt im Boden: Von der Rodung liegengebliebenes Totholz und organische Materie in und auf dem Boden verrotten und setzen CO2 frei.

Sterben die Bäume durch beispielsweise lang anhaltende Dürren, extreme Hitzewellen oder Waldbrände früh ab, haben die aufgeforsteten Flächen keine Zeit, eine positive CO2-Bilanz zu entwickeln.

Eine Frau pflanzt ein Baum.
Bis wieder aufgeforstete Flächen eine positive Klima-Bilanz haben, dauert es einige Jahre. Bildrechte: Getty Images

Es kommt auf den Boden an

Laut einer israelischen Studie kann Aufforstung sogar kontraproduktiv sein – wenn man versucht, in Trockengebieten wie Wüsten oder Grasland Wälder anzupflanzen.

Obwohl die Bäume das CO2 aus der Luft speichern und damit der Erwärmung der Atmosphäre entgegenwirken, können neue Wälder auch Wärme produzieren. Denn die Blätter von Bäumen haben meist eine dunklere Oberfläche als der darunterliegende Boden. Dadurch reflektieren die Bäume weniger Sonnenstrahlung und haben einen wärmenden Effekt.

Die Autoren der Studie schlagen deshalb vor, bestehende Wälder zu verdichten oder frühere Wälder neu aufzuforsten, anstatt neue Wälder in Trockengebieten anzupflanzen.

Weibliche Hand hält ein Setzling.
Bäume in Trockengebieten zu pflanzen bringt nur wenig fürs Klima. Bildrechte: Getty Images

Mischwälder statt Monokulturen

Mischwälder sind grundsätzlich bessere CO2-Speicher als Monokulturen und gleichzeitig weniger anfällig für Schädlinge wie den Borkenkäfer. Mischwälder weisen außerdem die höchste Artenvielfalt auf und sind auch am besten vor Extremwettern wie Dürren geschützt.

Monokulturen dagegen fallen Wetterphänomenen wie Stürmen schneller zum Opfer und sind weniger beständig. Es empfiehlt sich deshalb fürs Klima nur bedingt, Baumplantagen mit denselben Baumarten aufzuforsten.

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Die richtigen Projekte finden

Organisationen, die Bäume pflanzen, gibt es mittlerweile einige. Um das passende Projekt zu finden, ist es ratsam, sich einen Überblick zu verschaffen. Wichtig ist, dass die Organisation Angaben zu den sozialen Aspekten der jeweiligen Aufforstungsprojekte machen und transparent arbeiten.

Die Projekte sollten auf Dauer frei von forstwirtschaftlichen Nutzungen angelegt sein, damit sichergestellt ist, dass tatsächlich ein natürlicher Wald entstehen kann und die Bäume nicht nach ein paar Jahrzehnten wieder für die Industrie abgeholzt werden.

Alternativ kann man auch Projekte unterstützen, die bereits CO2 eingespart haben, zum Beispiel durch den Einsatz von erneuerbaren Energien. Denn wenn wer hilft, Luftschadstoffe zu reduzieren, hilft auch dem Wald.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 14. Juni 2023 | 17:15 Uhr

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