Adidas-Aus nach 70 Jahren Was hinter dem Millionendeal zwischen Nike und dem DFB steckt

23. März 2024, 09:36 Uhr

Die Aufregung ist groß. Nike wird ab 2027 als neuer Ausrüster mit den deutschen Fußball-Nationalmannschaften werben. Adidas ist nach 70 Jahren raus aus dem Geschäft. Fans und Politik trauern und sind erbost.

Die drei Streifen auf dem Nationaltrikot der deutschen Fußballmannschaften, es scheint als wären sie ein Kulturgut. Zumindest kann man den Eindruck bekommen, wenn man die Schlagzeilen verfolgt. Fehlentscheidung, kein Standortpatriotismus und Kommerz sei nicht alles, ist da zu hören.

Die DFB-Mannschaft feiert den WM-Titel 2014
Der letzte Titel der Herren im Adidas-Trikot? 2014 gewann Deutschland in Brasilien den WM-Titel. Bildrechte: imago images/Sven Simon

DFB begründet Entscheidung mit Finanzlage


Der Deutsche Fußball Bund (DFB) versucht die Entscheidung mit der Gemeinnützigkeit des Verbandes zu erklären. Man hätte das wirtschaftlich beste Angebot, auch auf Grund der finanziellen Schwierigkeiten des Verbandes annehmen müssen, trotzdem bekommt der Verband kurz vor der Heim-EM viel Gegenwind. Adidas erklärt von der Entscheidung sehr kurzfristig erfahren zu haben.

Ball und Trikots der deutschen Fußball-Nationalmannschaft EM 2024
Erst vor wenigen Tagen waren die Trikots für die Heim-EM zusammen mit Adidas vorgestellt worden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Daniel Karmann

Zahlt Nike das Doppelte ?

Der amerikanische Sportausrüster baggert schon lange am DFB, auch aus Prestigegründen und konnte seine Freude kaum verbergen: Niemand kann uns schlagen, heißt es als erste Reaktion auf den Millionendeal.

Die Partnerschaft mit dem US-Sporthersteller soll im Januar 2027 beginnen und bis 2034 dauern. Nike soll in dieser Zeitspanne alle Nationalteams ausrüsten und sich das Engagement mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr kosten lassen, berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Branchenkreise. Adidas zahlt aktuell rund 50 Millionen Euro pro Jahr an den DFB. Offiziell bestätigt hat der Fußball-Verband die Zahlen bisher nicht, sprach aber vom mit Abstand besten wirtschaftlichen Angebot von Nike.

Lothar Matthaeus und Rudi Völler
Lothar Matthäus und Rudi Völler bei der WM 1990. Bildrechte: imago images/Colorsport

Adidas hat bis zuletzt alles versucht

Laut Berichten der Bild-Zeitung hat der Adidas-Chef Bjørn Gulden bis zuletzt versucht den DFB umzustimmen. Noch einen Tag vor Verkündung des Deals mit Nike sei er persönlich zur DFB-Zentrale nach Frankfurt gereist, um über eine Vertragsverlängerung zu reden.

Bjørn Gulden
Der CEO von Adidas soll bis zuletzt versucht haben eine Vertragsverlängerung hinzubekommen. Bildrechte: picture alliance/dpa/Christian Charisius

Beendete Zusammenarbeit mit Kanye West belastet Adidas

Fakt ist, die Geschäftszahlen waren zuletzt bei Adidas nicht gut. Im vergangenen Geschäftsjahr verzeichnete Adidas einen Verlust aus dem fortgeführten Geschäft von 58 Millionen Euro. Es war der erste Jahresverlust seit 1992.

Neben den reinen Zahlen belastete die Beendigung der seit 2015 bestehenden Zusammenarbeit mit dem Rapper Kanye West alias Ye den Ruf des Sportartikelherstellers. Antisemitismusvorwürfe gegen den Musiker hatten die mit dem Werbepartner Kanye West verknüpfte Adidas-Marke Yeezy in Verruf gebracht.

Wie unterschiedlich bei Adidas die Bilanz ist, zeigen die Zahlen 2023. So habe die Beendigung des Yeezy Geschäfts die Umsatzentwicklung im Vorjahresvergleich mit rund 500 Millionen Euro belastet. Der Abverkauf von verbleibendem Yeezy Bestand im zweiten und dritten Quartal wirkte sich mit rund 750 Millionen Euro aber positiv auf den Umsatz aus.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 22. März 2024 | 17:15 Uhr

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